10.04.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 94 / Zusatzpunkt 1

Daniel FöstFDP - Aktuelle Stunde: Wohnraummiete in Deutschland

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Sehr geehrter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! Ich habe volles Verständnis für alle Menschen, die auf die Straße gehen und gegen gestiegene Mieten protestieren. Ich kann da jeden Einzelnen verstehen.

(Ulli Nissen [SPD]: Das ist aber großzügig, Herr Kollege!)

Die Menschen sind wütend. Sie sind auch zu Recht wütend; denn die gestiegenen Mieten fressen immer mehr von ihrem Einkommen auf. Damit muss endlich Schluss sein.

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Christian Kühn [Tübingen] [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Was mich wirklich wütend macht, ist, wie sich Rot-Rot-Grün hier in Berlin aus der Verantwortung stiehlt, wie es Rot-Rot-Grün durch perfide Manöver geschafft hat, allein den Vermietern den Schwarzen Peter zuzuschieben.

(Sören Bartol [SPD]: Das ist in anderen Städten auch so, nicht nur in Berlin! Das ist doch Quatsch!)

– Ja, München ist lange genug rot-grün regiert. Da gibt es genau das gleiche Problem. – Werte Linke, SPD und Grüne, Sie sind hier in der Hauptstadt in Regierungsverantwortung

(Dr. Eva Högl [SPD]: Das wissen wir! Sie nicht!)

und propagieren ein Volksbegehren, das Ihnen sagen soll, wie Sie zu regieren haben. Am Samstag gehen Sie protestieren, und am Montag haben Sie als Politiker keine Antwort auf die Probleme. Mehr Regierungsunfähigkeit kann man gar nicht demonstrieren.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD – Dr. Eva Högl [SPD]: Das ist hier aber auch nicht das Berliner Abgeordnetenhaus! Das ist der Deutsche Bundestag!)

Ich kann schlichtweg nicht fassen, dass wir in Deutschland im Jahr 2019 über Enteignung diskutieren. Das macht mich sprachlos.

(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Hör doch auf!)

Dabei weiß jeder, dass Enteignungen das Problem der hohen Mieten und des knappen Wohnraums nicht lösen werden. Sie wollen nur Ihre ideologischen Feindbilder bedienen. Was kommt denn eigentlich als Nächstes? Welches Eigentum wollen Sie dann an sich reißen? Wen wollen Sie dann enteignen?

(Stefan Liebich [DIE LINKE]: Die Banken!)

Den konventionellen Bauer, der ein Feld brachliegen lässt, weil er nicht in Ihre Ideologie passt? Oder den Mittelständler, der sein Unternehmen ausweiten und mehr Arbeitsplätze schaffen will?

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Enteignung ist das letzte Mittel! Das ist Notwehr!)

Oder vielleicht sogar die Oma, die ein Grundstück für den Enkel vorhalten will?

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Reden Sie mal mit den Mietern! Gar nichts wird da gemacht! Wir haben mit den Leuten gesprochen!)

Sie greifen pauschal das Eigentum der Menschen an.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der AfD)

Was Sie dabei überhaupt nicht verstehen:

(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Darf man nicht eigentlich einen mindesten intellektuellen Anspruch haben in diesem Haus?)

Sie treiben die kleinen Vermieter in die Hände der großen Unternehmen;

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Jetzt ist es aber wirklich gut! Es geht um die mit mehr als 3 000 Wohnungen! Herr Kollege, Sie kennen sich null aus! – Gegenruf des Abg. Kai Wegner [CDU/CSU]: Unter anderem Kirchen in Berlin!)

denn kein privater Vermieter tut sich diese Unwägbarkeit an, die Sie schaffen.

(Beifall bei der FDP)

Sie geben vor, sich um die Sorgen der Mieter zu kümmern, aber Sie bewirken genau das Gegenteil. Das zeugt entweder von Unkenntnis oder aber davon, dass Sie die Ängste der Menschen ausnutzen, und das ist schamlos.

(Beifall bei der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: 3 000 Wohnungen! Kleiner Vermieter? Da ist die Unkenntnis eher bei Ihnen!)

Wir müssen Wohnungen bauen. Die Lösungen, um mehr, schneller und günstiger zu bauen, liegen auf dem Tisch. Wir als Serviceopposition

(Lachen bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

haben eine Offensive für bezahlbaren Wohnraum vorgelegt. Dieser Zehnpunkteplan war dringend notwendig; denn – bei aller persönlichen Sympathie – die Bundesregierung ist in weiten Teilen planlos. Herr Minister Seehofer, es freut mich sehr, Sie hier zu sehen. Aber wo sind die Impulse aus Ihrem Haus, um nachhaltig das Wohnkostenproblem zu lösen? Da ist nichts.

(Beifall bei der FDP)

Dabei wäre es eigentlich relativ simpel: Mangel lässt sich nicht verwalten, Mangel muss man beheben. Jetzt setzen die linken Parteien noch einen obendrauf: Sie wollen den Mangel nicht nur verwalten, Sie wollen den Mangel auch noch kaufen, und zwar für sage und schreibe 37 Milliarden Euro allein in Berlin. Für 37 Milliarden Euro könnten Sie in Berlin 200 000 günstige Wohnungen bauen. Das Wohnkostenproblem wäre gelöst; die Mieten würden sinken.

(Beifall bei der FDP)

Aber darum geht es Ihnen nicht. Es geht hier um billige Meinungsmache. Dafür habe ich nur ein Wort, und das ist Populismus.

(Beifall bei der FDP – Ulli Nissen [SPD]: Das sagt gerade der Richtige!)

Wenn ich dann höre, diese Enteignungen wären ja gar nicht so teuer oder nach Bartsch’scher Ökonomie sogar umsonst,

(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Sind die fünf Minuten nicht längst rum?)

wenn ich höre, sie würden „nur“ 10 Milliarden Euro kosten oder 1 Euro pro Unternehmen, wie manche sagen, dann muss ich sagen: Unser Rechtsstaat wird am Ende stärker sein als Ihre Ideologie. Unser Rechtsstaat wird auch stärker als Ihr Populismus sein.

(Beifall bei der FDP)

Sie schüren ja die Hoffnung, dass durch Enteignungen das Wohnproblem zu lösen sei und die Menschen mit Enteignungen günstig wegkommen. Was passiert, wenn man die Menschen mit falschen Versprechen in Volksabstimmungen schickt, können Sie gerade live in Großbritannien beobachten.

(Ulli Nissen [SPD]: Dieser Vergleich ist schäbig, Herr Kollege!)

Es ist unverantwortlich, wie sich Rot-Rot-Grün in der Debatte über Enteignungen verhält.

(Beifall bei der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich!)

Nehmen Sie Ihre Verantwortung endlich dort wahr, wo Sie gewählt wurden, und schaffen Sie mehr Wohnraum. Wer dem Mieter wieder Macht geben will, der muss mehr bauen, schneller bauen, günstiger bauen und darf nicht länger den ländlichen Raum ausbluten lassen. So lösen wir das Wohnkostenproblem.

(Beifall bei der FDP – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Jetzt kommt endlich die soziale Opposition!)

Für die Fraktion Die Linke hat das Wort die Kollegin Caren Lay.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7343147
Wahlperiode 19
Sitzung 94
Tagesordnungspunkt Aktuelle Stunde: Wohnraummiete in Deutschland
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