Judith SkudelnyFDP - Aktuelle Stunde zum globalen Report zur Artenvielfalt
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Einer der drei wichtigsten Treiber für den Artenverlust weltweit ist tatsächlich der Flächenverbrauch. Wir werden weltweit mehr Menschen. Die Menschen müssen ernährt werden.
(Dietmar Friedhoff [AfD]: Das habe ich gerade gesagt!)
Dafür brauchen wir die Landwirtschaft. Die Menschen wollen wohnen und brauchen Infrastruktur, Straßen und Energie. All das bedeutet einen Verlust an Fläche, die wir für den Arterhalt eigentlich brauchen. Jährlich gehen so 80 Millionen Hektar Wald verloren.
(Dietmar Friedhoff [AfD]: Auch das habe ich gerade gesagt!)
Allerdings ist der Verlust an Waldflächen und der Verlust an Flächen für Biodiversität, wie es heißt, nicht überall gleich. Ganz im Gegenteil: In Deutschland nehmen die Waldflächen zu.
(Dietmar Friedhoff [AfD]: Der Bericht ist aber der globale Report!)
In Deutschland nehmen übrigens auch die Flächen für Naturschutz zu. Was der IPBES-Bericht jedoch feststellt, ist, dass wir die Erträge, die Lebensmittel, die wir in Deutschland nicht mehr produzieren, im Ausland einkaufen. Damit sind wir ein indirekter Treiber für den Flächenverbrauch in Schwellen- und Entwicklungsländern.
(Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das ist sehr abstrus!)
Deswegen kann ich überhaupt nicht verstehen, wie gerade die Grünen und die SPD, wenn sie einer nachhaltigen Verantwortung gerecht werden wollen, es forcieren können, dass die Erträge in Deutschland für die Ernährung der Menschen in Deutschland zugunsten einer nachhaltigen Nutzung, beispielsweise im Bereich der Bioenergie, weiter reduziert werden sollen.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Karsten Hilse [AfD])
Damit verursachen wir den Flächenverbrauch in anderen Ländern. Wir dürfen aber doch die Belastungen nicht auslagern.
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das nennt sich Nachhaltigkeit und Bodenfruchtbarkeit!)
Viel sinnvoller, wichtiger und nachhaltiger wäre es, wenn wir uns überlegen würden, wie wir es schaffen, die Erträge in Deutschland mindestens auf gleichem Niveau zu halten und gleichzeitig bei der Biodiversität, bei dem Erhalt der Arten Fortschritte zu machen. Da gibt es eine ganz leichte Lösung: Wir brauchen einen Artenschutz 2.0. Herr Träger, ich kann gar nicht verstehen, wie Sie sagen können: Was wir mit unseren Naturschutzgebieten machen, ist ganz toll. – Es ist doch Fakt, dass selbst in den Naturschutzgebieten bei uns in Deutschland die Artenvielfalt weiter zurückgeht, und das ist erbärmlich.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Karsten Hilse [AfD])
Wichtig wäre es vielmehr, zu schauen, warum das so ist. Tatsächlich ist es so: Deutschland ist eine Kulturlandschaft. Wir müssen selbst in unseren Naturschutzgebieten schauen, dass die Böden nicht versauern.
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum versauern die denn da?)
Wir müssen selbst in unseren Naturschutzgebieten dafür sorgen, dass auch Offenlandarten, die ein regelmäßiges Mähen der Wiesen benötigen, die Habitate, die Lebensräume, erhalten, die sie brauchen. Das schaffen wir übrigens nicht gegen die Landwirtschaft, sondern nur gemeinsam mit der Landwirtschaft.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ich sage es mal ganz plakativ, so wie ich es im letzten Jahr erlebt habe: Ich kann nicht nachvollziehen, dass sich das Umweltministerium und das Landwirtschaftsministerium in einem Zickenkrieg ergehen, anstatt einmal gemeinsam, Hand in Hand, etwas für Deutschland und für den Umweltschutz zu tun.
(Beifall bei der FDP)
Wir müssen überlegen, wie wir es schaffen, landwirtschaftliche Erträge in Deutschland zu erhalten und dabei den Lebensraum für Arten besser zu machen. Wir kriegen das übrigens nicht dadurch hin, Frau Schulze, dass wir Papiere vorlegen: Ja, wir haben ein Aktionsprogramm Insektenschutz, wir haben übrigens auch eine Idee dazu, was wir gegen Plastik machen wollen, wir haben ein Papier zur Digitalisierung, das vorgelegt wurde, und eigentlich hätte schon im März 2019 ein Gesetz zum Wolfsmanagement vorliegen sollen. – Der Natur wird nicht geholfen, indem wir Papiere schreiben, sondern indem wir unseren Ideen Taten folgen lassen,
(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Kees de Vries [CDU/CSU])
und das kriegt diese Bundesregierung nicht hin.
Wenn wir wirklich etwas für Natur und Artenschutz tun wollen, dann gelingt das nicht, indem man die Presse bedient. Dafür wäre es notwendig, dass sich diese beiden Ministerinnen endlich hinter verschlossener Tür zusammensetzen und überlegen, wie wir Natur- und Artenschutz in Deutschland so gestalten können, dass wir die Flächen wirksam nutzen, unseren Flächenverbrauch nicht ins Ausland verschieben und somit insgesamt etwas global und nachhaltig für den Artenschutz tun können. Das wäre besser, als nur darüber zu diskutieren und alles einfach so weiterlaufen zu lassen wie bisher; denn zurzeit stirbt in jeder Stunde eine weitere Art aus. Das müssen wir alle gemeinsam verhindern.
(Beifall bei der FDP)
Das Wort hat Lorenz Gösta Beutin für die Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Source | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
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Electoral Period | 19 |
Session | 99 |
Agenda Item | Aktuelle Stunde zum globalen Report zur Artenvielfalt |