Klaus-Peter SchulzeCDU/CSU - Aktuelle Stunde zum globalen Report zur Artenvielfalt
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Beutin, angesichts dessen, was Sie hier gerade ausgeführt haben, muss ich sagen – Sie haben es wahrscheinlich nicht erlebt –: Ich habe Flüsse im Osten Deutschlands gesehen, auf denen Schaum getrieben ist.
(Amira Mohamed Ali [DIE LINKE]: Hä?)
Ich habe gesehen, dass viele technische Umweltschutzanlagen nicht gearbeitet haben, und ich kann mich erinnern, dass ich oftmals am frühen Morgen von meinem Trabbi mit dem Besen ein wenig Kohlenstaub runterkehren musste, damit ich fahren konnte. Das ist das, was Ihr Gesellschaftsmodell im Osten Deutschlands
(Widerspruch bei der LINKEN)
und in vielen osteuropäischen Ländern und darüber hinaus verursacht hat, und das wollen wir mit Sicherheit nicht mehr.
(Beifall bei der CDU/CSU, der AfD und der FDP)
Meine sehr verehrten Damen und Herren, es ist in der Tat so, dass es in den vergangenen 540 Millionen Jahren mindestens fünf große Wellen des Artensterbens gab, die fast immer durch Einwirkungen aus dem Weltall entstanden sind. Möglicherweise finden die Geologen noch weitere. An der sechsten Welle, vor der wir jetzt stehen, sind wir alle anständig beteiligt.
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Unanständig beteiligt!)
Wenn ich mir, bevor ich auf den globalen Fakt komme, einmal angucke, wie es in Deutschland aussieht, dann muss ich sagen: Deutschland hat, was die weltweiten Relationen betrifft, 0,23 Prozent der Landfläche, 3,3 Prozent der Insekten – wenn ich davon ausgehe, dass es 1 Million Arten gibt, wahrscheinlich sind es viel mehr –, 2,8 Prozent der Vögel, 1,8 Prozent der Säuger und 0,1 Prozent der Reptilien. Das heißt nicht, dass wir da nicht auch Verantwortung tragen, aber das, was wir in Deutschland verbessern, kann nur ein ganz kleiner Teil von dem sein, was eigentlich notwendig ist.
(Zuruf des Abg. Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Und wenn ich sehe, dass wir in Deutschland in den Medien am Wochenanfang bei diesem Thema jetzt sozusagen genauso in die Verpflichtung genommen werden wie bei bestimmten Fragen des Klimaschutzes, bin ich sehr dankbar, dass unsere Umweltministerin in Paris sehr deutlich gesagt hat: Das ist ein globales Problem, das wir alleine nicht lösen können.
(Beifall bei der CDU/CSU – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Aber die Probleme in Deutschland können wir lösen!)
Aber natürlich können wir entsprechende Beiträge dafür leisten, und das werden wir, ich denke mal, spätestens nach der Sommerpause mit dem Insektenschutzpapier, das wir hier diskutieren werden, leisten. Wir werden ab 2020 eine neue Förderung im Agrarbereich haben. Ich glaube, auch hier muss sich einiges ändern. Es müssen zumindest alle Bundesländer bereit sein, Blühstreifen und andere ökologische Maßnahmen der Landwirte zu fördern, so wie das mit Ausnahme des Landes Brandenburg alle anderen ja schon tun.
(Dr. Rainer Kraft [AfD]: Nein! Bayern nicht!)
Wir müssen darüber nachdenken, wie wir die Monotonisierung der Landschaft, ich sage mal, weiter eindämmen. Wir dürfen sie auch nicht weiter ausräumen, indem wir Hecken, Steinwälle und Ähnliches beseitigen, sondern wir müssen versuchen, solche Strukturen wieder reinzubringen. Das muss uns gelingen.
Aber es gibt auch Bereiche, wo es Zielkonflikte gibt. Wir haben nach den Berechnungen des Jagdverbandes mittlerweile 1 Million Waschbären in Deutschland. Waschbären sind Eierräuber, plündern Nester, und wir dürfen uns nicht wundern, wenn es immer weniger bodenbrütende Vögel gibt. Diese 1 Million Waschbären, die hier ja eigentlich nichts zu suchen haben, müssten wir eigentlich anständig bekämpfen.
(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Klaus-Peter, das ist nicht das zentrale Problem! – Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ein bisschen fundierter! Das kannst du!)
Aber mit der Flinte reicht es nicht. Wir müssen die Fallenjagd wieder aktivieren bzw. Fallen aufstellen. Ansonsten bekommen wir dieses Problem nicht in den Griff. Aber da haben wir den Konflikt mit dem Tierschutz.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD und der FDP)
Zum Thema Flächenverbrauch möchte ich mich hier jetzt nicht äußern. Das hat schon der eine oder andere gemacht. Kommen wir mal zum Wildtierhandel. Auch da werden wir gemeinsam mit unserem Koalitionspartner einen Antrag einbringen. Ich will Ihnen ein Beispiel nennen: Der Eumeces persicus, der persische Streifenskink, ist 2017 erstmalig beschrieben worden. Drei Monate später ist er in Deutschland gehandelt worden. Das sind Dinge, bei denen wir auch mit unserem Verhalten, mit unserem Vorgehen Verbesserungen herbeiführen können.
(Steffi Lemke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann schiebt dem mal einen Riegel vor! Habt ihr im Koalitionsvertrag schon versprochen gehabt!)
– Wenn Sie eine Frage stellen wollen, können Sie es gerne machen, Frau Lemke.
(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Geht in der Aktuellen Stunde nicht!)
Zum Abschluss möchte ich noch auf das Thema Mangrovenwälder eingehen. Die Mangrovenwälder sind um 50 Prozent zurückgegangen. Woran liegt das? Weil der größte Teil dieser Flächen für Aquakulturen, für Garnelen – manche sagen Scampi dazu –, ausgebaut wurde. Das Ergebnis ist, dass wir mittlerweile über 3 Millionen Tonnen davon jährlich produzieren. Das war eigentlich einmal ein Luxuslebensmittel, das man sich zu bestimmten Zeiten geleistet hat, aber mittlerweile kann man sie in den großen Discountern für 2 Euro die Schachtel kaufen. Da könnten wir alle einen Beitrag leisten, wenn Sie das nicht machten.
Danke für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD)
Das Wort hat der Abgeordnete Karsten Hilse für die AfD-Fraktion.
(Beifall bei der AfD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7353257 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 99 |
Tagesordnungspunkt | Aktuelle Stunde zum globalen Report zur Artenvielfalt |