06.06.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 104 / Zusatzpunkt 3

Andreas SchwarzSPD - Schuldenbremse

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Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ein ehemaliger britischer Premierminister hat mal gesagt:

Jeder erwartet vom Staat Sparsamkeit im Allgemeinen und Freigiebigkeit im Besonderen.

In diesem Spannungsfeld der Haushaltspolitik entwickelt sich die FDP gerade von der selbsternannten Serviceopposition zur Motivationsopposition. Schön, dass Sie die Arbeit der Koalition gut finden, dass Sie sie anerkennen und dass Sie uns auf unserem Weg recht geben

(Jan Korte [DIE LINKE]: Da würde ich drüber nachdenken, wenn das so ist!)

und dann gute Regierungsarbeit hier anerkennen! Dank der hervorragenden Haushaltspolitik von Olaf Scholz

(Otto Fricke [FDP]: Wer ist den Olaf Scholz? Welcher Scholz?)

und seinem Vorgänger, natürlich im Zusammenspiel mit den Koalitionsfraktionen, kommt der Bund nun schon seit Jahren ohne neue Schulden aus.

(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Sehr gut!)

Gleichzeitig können wir mit Fug und Recht von Rekord­investitionen in diesem Land reden.

(Christian Dürr [FDP]: Sehen das alle Kollegen in Ihrer Fraktion auch so?)

Liebe Kolleginnen und Kollegen der FDP, dass Sie uns mit Ihrem Antrag die Möglichkeit geben, das hier noch mal herauszustellen, dafür darf ich mich im Namen der Koalitionsfraktionen ganz herzlich bei Ihnen bedanken.

(Beifall des Abg. Michael Theurer [FDP])

Als Haushälter darf ich an dieser Stelle gerne aus dem Nähkästchen plaudern

(Christian Dürr [FDP]: Erzählen Sie aus dem Nähkästchen des Finanzausschusses! Die wollen die Schuldenbremse abschaffen!)

und auf die Erfolge unserer Haushaltspolitik verweisen. Die Schuldenbremse ist ein Erfolgsmodell, auch wenn es natürlich in jeder Partei Vertreter gibt, die das eventuell anders beurteilen.

(Beifall des Abg. Michael Theurer [FDP] – Christian Dürr [FDP]: Auch bei Ihnen vor allen Dingen! Die meisten sind bei Ihnen!)

Ein Blick auf die bisherigen Zahlen seit Einführung zeigt: Die Schuldenbremse funktioniert. Trotz oder vielleicht sogar gerade wegen der Schuldenbremse steigen die Investitionen im Zeitraum von 2020 bis 2023 auf 158 Milliarden Euro.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU und des Abg. Michael Theurer [FDP] – Otto Fricke [FDP]: Das ist schon noch in der Zukunft, nicht? Das ist schon noch nicht beschlossen!)

Mehr als 36 Milliarden Euro mehr als in der vergangenen Legislaturperiode.

Meine Damen und Herren, welche Botschaft kann Deutschland an Europa senden? Wir schaffen erstmals seit vielen Jahren, dass die Bundesrepublik Deutschland 2019 auch wieder die Maastricht-Stabilitätskriterien erfüllen wird, das heißt, die gesamtstaatliche Schuldenquote wird unter 60 Prozent gedrückt. Das ist der Erfolg einer soliden und ausgewogenen Haushaltspolitik, vor allem aber auch ein Erfolg vieler fleißiger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und vieler ehrlicher Unternehmen in unserem Land.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Jetzt wird es spannend, meine Kolleginnen und Kollegen der FDP; denn manches aus Ihrem Antrag stimmt ja. Man muss sagen – ich habe es bereits erwähnt –: Da ist auch viel Lob für die Regierungsarbeit der Großen Koalition dabei. Ich zitiere mal ein paar Stellen aus Ihrem Antrag: „Haushaltsdefizit und öffentlicher Schuldenstand … gesunken“;

(Beifall des Abg. Michael Theurer [FDP])

„Die Schuldenuhr des Bundes läuft … rückwärts“. Alles Aussagen, die man über die schwarz-gelbe Bundesregierung damals nicht treffen konnte.

(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Na, na, na! Das waren andere Zeiten!)

Im Gegenteil: Ungern erinnere ich mich an Ereignisse Ihrer Lehrzeit in Regierungsverantwortung: Dazu gehören Rückzahlungen in Milliardenhöhe an Energiekonzerne wegen einer verfehlten Atompolitik.

(Dr. Jens Zimmermann [SPD]: Ja, genau! – Otto Fricke [FDP]: Das war das, was die SPD mitgemacht hat! – Gegenruf des Abg. Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Die Verlängerung habt ihr gemacht!)

Ich erinnere an die Mövenpick-Steuer, die ein großzügiges Lobbygeschenk war und letztendlich auch dazu führt, dass die AfD von ihren Vergünstigungen profitiert.

Jetzt behauptet die FDP in ihrem Antrag, dass sie Gerüchte aus dem Bundesfinanzministerium gehört hätte, wonach im BMF ganz ungeniert über die Auslagerung öffentlicher Investitionen nachgedacht werden würde.

(Otto Fricke [FDP]: „Ungeniert“ haben Sie gesagt!)

Wie war die Antwort des Bundesfinanzministers?

(Christian Dürr [FDP]: „Ich bin erwischt worden“, war die Antwort!)

Wer Olaf Scholz kennt, weiß: Da gab es eine klare Ansage. Olaf Scholz – und das schreiben Sie in Ihrem eigenen Antrag – hat diese Gerüchte umgehend dementiert.

(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Aber nicht glaubhaft!)

Jetzt wollen Sie aber trotzdem bereits für eventuelle und künftige Finanzminister vorbauen.

(Christian Dürr [FDP]: Ja!)

Darauf will ich Ihnen ganz einfach antworten: Hätten Sie Ihren Vorsitzenden damals keinen Alleingang bei den Jamaika-Verhandlungen machen lassen,

(Zurufe von der FDP: Och! – Otto Fricke [FDP]: Dann hättet ihr nicht regieren müssen!)

dann stünden Sie heute selber in Verantwortung und könnten all Ihre guten Ideen umsetzen.

(Christian Dürr [FDP]: Das war das Dilemma: Das ging leider nicht mit den Grünen!)

Ich bin mir aber nicht sicher, ob Sie alle diese guten Ideen jetzt noch hätten.

Die Schuldenbremse ist in ihrer jetzigen Form ein Erfolgsmodell; das wollen wir behalten.

(Christian Dürr [FDP]: Was sagen Ihre Kolleginnen und Kollegen aus dem Finanzausschuss?)

Ich sehe in der jetzigen Situation weder Bedarf noch die reelle politische Möglichkeit, in Bundesrat und Bundestag eine entsprechende Veränderung herbeizuführen. Wenn Sie eine Änderung wollen, dann würde ich Ihre Aufforderung zu einem Gesetzentwurf an Sie zurückgegeben. Überzeugen Sie Ihre Landesregierungen, wo Sie beteiligt sind, sich dementsprechend einzusetzen und zu verpflichten. Ich bin gespannt auf die entsprechenden Initiativen, beispielsweise aus Nordrhein-Westfalen.

(Christian Dürr [FDP]: Sie sind jetzt auch beteiligt an der Regierung in Rheinland-Pfalz! – Otto Fricke [FDP]: Rheinland-Pfalz macht mit!)

Ein ganz kleiner Hinweis noch zum Schluss: Im Jahr 2018 ist in einem einzigen Flächenstaat Deutschlands die Pro-Kopf-Verschuldung nicht gesunken, sondern sie ist gestiegen, in einem einzigen, nämlich in Schleswig-Holstein. Nach meinem letzten Kenntnisstand regieren Sie da noch fleißig mit.

(Otto Fricke [FDP]: Wer ist denn da Finanzminister? Welche Partei?)

– In Schleswig-Holstein?

(Ingo Gädechens [CDU/CSU]: Ein Grüner! – Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)

Welche Botschaft können wir also abschließend an das Land senden? Meine Damen und Herren, in Berlin wird solide und gut gewirtschaftet.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Christian Dürr [FDP]: Wie ist das in Bremen, Herr Schwarz?)

Die Finanzen in diesem Land sind geordnet. Der Bund braucht keine Kredite. Der Bund hat die Schuldenbremse, er beachtet sie zum Wohle der Entwicklung in diesem Land. Weiterhin unserer Gesellschaft ein Glückauf!

Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Gesine Lötzsch, Die Linke.

(Beifall bei der LINKEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7361413
Wahlperiode 19
Sitzung 104
Tagesordnungspunkt Schuldenbremse
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