26.09.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 115 / Tagesordnungspunkt 6

Christoph HoffmannFDP - Umwelt-, Klimaschutz und Forstwirtschaft

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Sehr geehrte Damen und Herren! Ich spreche heute als einziger Förster im Deutschen Bundestag und als Naturwissenschaftler zum Antrag „Weltweit mehr Wald für den Klimaschutz“ zu Ihnen. Sehen Sie das ruhig mal überparteilich.

Meine Försterkollegen draußen sehen, dass sich der Wald vor ihren Augen verabschiedet. Die Klimakatastrophe hat schon bei den Waldbesitzern eingeschlagen, während ansonsten noch business as usual herrscht.

Im deutschen Wald haben wir schon heute einen Temperaturanstieg von etwa 1 bis 1,5 Grad. 180 000 Hektar Wald in Deutschland sind kaputt. Das hat Milliardenschäden zur Folge, und es ist nicht zu Ende. Sie sehen: Eine recht klein erscheinende Temperaturerhöhung von 1 oder 1,5 Grad hat gravierende Auswirkungen und eine enorme Zerstörungskraft. Und diejenigen, deren Wald eigentlich CO

(Beifall bei der FDP)

Jahrzehntelanger Waldaufbau wird zerstört. Wenn 100 Jahre alte Buchen bei uns vertrocknen – die Buche ist der Kern unserer natürlichen Waldgesellschaft –, dann ist das gravierend. So etwas haben wir im Wald noch nicht erlebt. Das zieht den Förstern den Boden unter den Füßen weg.

(Beifall bei der FDP)

Wären Förster nicht naturverbundene starke Frauen und Männer, wären sie schon in einer Traumatherapie. Aber nein, die wenigen, die noch da sind, sind draußen und kämpfen – für ihren, für unseren Wald. Dafür haben sie unseren Dank verdient.

(Beifall bei der FDP und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Weltweit verlieren wir in diesem Jahr ungefähr 10 Millionen Hektar Wald. Das entspricht der Größe des gesamten deutschen Waldes. Die Wälder Brasiliens brennen. In Indonesien sehen Sie vor lauter Rauch die Hand vor Augen nicht. Auch in Afrika brennt es. 20 Prozent des CO

(Stephan Protschka [AfD]: Ohne CO

Es darf und kann so nicht weitergehen. Das wird die Menschheit nicht überleben. Der Schutz der Wälder ist eine Menschheitsaufgabe und ist vordringlich. Deshalb fordern wir in unserem Antrag heute die Ächtung negativer Waldbilanzen von Staaten durch die Vereinten Nationen.

(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Wir fordern auch ökonomische Modelle, die dafür sorgen, dass sich der Wald für die Kleinbauern in den tropischen Breiten rechnet. Nur so werden wir die Waldbrände tatsächlich stoppen.

Ja, Minister Müller hat recht, wenn er jetzt von der Weltbank mehr Geld für den Wald fordert. Das entspricht genau dem, was auch wir in unserem Antrag gefordert haben. Leider hat es die CDU/CSU im Ausschuss abgelehnt, dem Antrag zuzustimmen, und zwar mit der Begründung, sie seien noch nicht so weit. Ich hoffe, jetzt ist es so weit, dass Sie zustimmen können.

(Beifall bei der FDP)

Um die Klimaentwicklung überhaupt noch im Griff zu behalten, müssen wir etwa 350 Millionen Hektar Wald aufforsten. Damit kann ein Großteil der Übermenge an CO

(Karsten Hilse [AfD]: Auf die FDP wahrscheinlich!)

Packen wir es doch an! Machen wir das!

(Beifall bei der FDP – Zuruf von der AfD: Sie sehen den Wald vor lauter Bäumen nicht!)

Der Weltklimarat hat gestern Zahlen vorgelegt. Diese beweisen, dass wir den Tipping Point eigentlich erreicht haben. Es geht alles schneller als prognostiziert. Wir dürfen jetzt wirklich keine Zeit mehr verlieren.

Beweisen wir den Bürgern hier und heute, dass ein nationaler Konsens für Klimapolitik möglich ist – zumindest beim Thema „Weltweit mehr Wald für den Klimaschutz“.

(Abg. Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] meldet sich zu einer Zwischenfrage)

Fangen wir damit an – jetzt, hier und heute! Sie haben nachher bei der namentlichen Abstimmung Gelegenheit dazu. Biegen wir ab von der Straße des kollektiven Selbstmords, die mit einer Mischung aus Bequemlichkeit und Ignoranz gepflastert ist.

(Beifall bei der FDP)

Sie haben es heute also in der Hand, mehr Wald für den Klimaschutz zu fordern.

Ihre Redezeit ist leider überschritten. Das heißt, ich kann Sie gar nicht mehr fragen, ob Sie eine Frage oder Bemerkung zulassen, sondern Sie nur auffordern, einen Punkt zu setzen.

Noch einen Satz: Die Bürger haben sicherlich kein Verständnis für parteitaktisches Geplänkel. Mehr Wald für den Klimaschutz ist etwas Grundvernünftiges. Stimmen Sie unserem Antrag zu!

(Beifall bei der FDP)

Für die Fraktion Die Linke hat nun Lorenz Gösta Beutin das Wort.

(Beifall bei der LINKEN)

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Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7390828
Wahlperiode 19
Sitzung 115
Tagesordnungspunkt Umwelt-, Klimaschutz und Forstwirtschaft
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