26.09.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 115 / Tagesordnungspunkt 17

Martin SichertAfD - Ausbildungsplatzumlage

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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Die Praxis beweist, dass Sie von der Linken keine Ausbildungsförderung kennen.

(Armin-Paulus Hampel [AfD]: So ist es!)

Die Länder, in denen Sie regieren, sind Schlusslicht bei der Ausbildung. Während bundesweit 17,8 Prozent aller Betriebe ausbilden, sind es in den von Ihnen regierten Ländern: in Berlin winzige 10,3 Prozent, in Brandenburg mickrige 12,6 Prozent und in Thüringen maue 13,2 Prozent. Daran sieht man, dass Sozialismus immer nur eine Ursache für Probleme ist und niemals eine Lösung.

(Beifall bei der AfD – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Ein sehr altbackenes Weltbild!)

Kehren Sie doch bitte erst mal vor der eigenen Haustür, bevor Sie hier große Reden schwingen.

Aber auch abgesehen davon ist Ihr Antrag in der aktuellen Situation eine einzige Themaverfehlung. Es wundert mich nicht, dass Sie von der Linken so einen Antrag stellen; denn in Bayern und Baden-Württemberg, wo das Rückgrat des deutschen Wohlstands gerade in die Knie geht, sind Sie ja nicht existent.

Es ist völlig kontraproduktiv, Unternehmen staatlich zur Ausbildung zu nötigen, wenn man zugleich die Arbeitsplätze in großem Stil vernichtet und die jungen Leute nach der Ausbildung überhaupt keinen Arbeitsplatz mehr finden. Wer Ausbildungsplätze schaffen will, der sollte nicht Unternehmer gängeln, sondern der sollte ein politisches Klima schaffen, in dem Unternehmer auf Jahre hinweg planen können.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Ein Automobilzulieferer, der nicht weiß, ob es ihn Ende nächsten Jahres noch gibt, der Standorte schließen und Tausende Mitarbeiter entlassen muss, der wird keinen Azubi einstellen.

(Yasmin Fahimi [SPD]: Doch!)

Und der Bäcker und der Metzger, deren Hauptkunden die Mitarbeiter dieses Zulieferers sind, werden auch keinen Azubi einstellen, wenn sie nicht wissen, wer die Leberkässemmel noch kaufen soll, wenn das Werk vor seiner Nase dichtgemacht hat. Im heutigen Klassenkampf ist der Gegner der Arbeiter bei Audi, BMW, Bosch, Continental und Siemens nicht der Arbeitgeber, sondern die Klasse der abgehobenen, machtgeilen sozialistischen Politbonzen,

(Lachen bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

die unter dem Vorwand angeblichen Klimaschutzes ihre Arbeitsplätze vernichten.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD – Lachen bei der LINKEN – Harald Weinberg [DIE LINKE]: Die größten Bonzen sind doch Sie! Sie sind die größten Bonzen!)

– Ja, schreien Sie nur. Politbonzen sind die, zu denen Sie hier alle gehören.

Während Zehntausende ihre Arbeitsplätze verlieren und um ihre Existenz bangen, stellen Sie von der Linken bis zur FDP gemeinsam den Antrag, sich im Berliner Abgeordnetenhaus die Bezüge zu verdoppeln. Abgehobener kann man wohl kaum sein. Oder, um es mit den Worten eines 16-jährigen Kindes zu sagen: „Wie können Sie es wagen!“

(Beifall des Abg. Armin-Paulus Hampel [AfD])

Wie können Sie es wagen, sich in Berlin die Diäten zu verdoppeln, während Sie zugleich mit Ihrer Politik die Existenz von Millionen Menschen in Bayern und Baden-Württemberg angreifen, ohne deren Finanzspritzen Berlin überhaupt nicht überlebensfähig wäre! Wie können Sie es wagen, die Zukunft der Jugend zu vernichten, indem Sie mit Ihrer Politik Deutschland deindustrialisieren!

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Bayern war lange genug Nehmer im Finanzausgleich!)

Wie können Sie es wagen, hier über weitere Gängelung von Unternehmen nachzudenken, während bereits jetzt Hunderttausende Arbeitsplätze auf der Kippe stehen! Wie können Sie es wagen, die Zeit hier damit zu verschwenden, über eine Neuabgabe für Ausbildungen zu diskutieren, während Sie zugleich massenweise die Arbeitsplätze für die aktuellen Auszubildenden vernichten!

(Harald Weinberg [DIE LINKE]: Ach Sichert, hör doch auf!)

Wie können Sie es wagen, tatenlos wegzusehen,

(Zurufe von der SPD: Oah!)

wenn allein in den letzten Monaten bei der Stammbelegschaft in der Automobilindustrie über 30 000 Arbeitsplätze gestrichen wurden und Zehntausende Leiharbeiter ausgestellt wurden! Und dass Sie dazu nur „Oah!“ sagen – zu den 30 000 Arbeitsplätzen, die hier verloren gegangen sind, zu den 30 000 Schicksalen –, das sagt alles über Sie aus.

(Beifall bei der AfD)

Während die Automobilproduktion weltweit steigt, ist sie in Deutschland in den letzten anderthalb Jahren um über 20 Prozent eingebrochen. In der Automobilindustrie, dem Rückgrat der deutschen Wirtschaft, geht die blanke Angst um. Ihre Politik macht aus topverdienenden Steuerzahlern arbeitslose Sozialleistungsbezieher. Jeder Arbeitsplatz, der verloren geht, der betrifft nicht nur einen Menschen, davon hängen meist eine ganze Familie ab und viele weitere Arbeitsplätze bei Dienstleistern und Handwerkern in der Region. Sie zerstören die Zukunft der jungen Menschen mit Ihrer Politik. Sie rauben ihnen die Kindheit, indem Sie ihre Eltern arbeitslos machen.

Und obendrein schaden Sie damit auch der Umwelt; denn das Einzige, was Sie bewirken, ist eine Verlagerung der Produktion weg von Deutschland in Länder mit deutlich geringerem Standard beim Umweltschutz. Ja, wir sind in einem Massensterben: dem Massensterben der Arbeitsplätze im Herzen der deutschen Wirtschaft.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Das ist es, was unserem Land und unseren Kindern die Zukunft raubt.

(Yasmin Fahimi [SPD]: Das ist doch ein Spaß, was Sie da machen! Das kann man doch nicht ernst nehmen!)

Wie können Sie es wagen, diese Probleme immer weiter zu verschärfen und dann auch noch eine neue Abgabe für Ausbildungen zu beantragen! Wie können Sie es wagen!

(Beifall bei der AfD – Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie können Sie es wagen, hier zu hetzen!)

Herr Kollege Sichert, die Kolleginnen und Kollegen dieses Parlamentes können es deshalb wagen, weil sie durch Wahlen demokratisch legitimiert sind.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Die Kollegin Yasmin Fahimi, SPD-Fraktion, hat ihre Rede zu Protokoll gegeben.

Als nächster Redner hat das Wort der Kollege Dr. Jens Brandenburg, FDP-Fraktion.

(Beifall bei der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7391318
Wahlperiode 19
Sitzung 115
Tagesordnungspunkt Ausbildungsplatzumlage
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