24.10.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 121 / Tagesordnungspunkt 14

Heike BaehrensSPD - Löhne in der Pflege

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Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer! Heute, in dieser Debatte, scheiden sich die Geister. Die Pflege ist seit Mitte der 90er-Jahre dem Wettbewerb ausgesetzt. Das hat genau zu dem geführt, was heute der Fall ist: Wir haben einen Preiskampf, Personaleinsparungen und Arbeitsverdichtung. All das ist für das Personal unerträglich.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

25 Jahre Wettbewerb in der Pflege zeigen: Im Bereich der Daseinsvorsorge für die Bürgerinnen und Bürger in unserem Land richtet es der Markt eben nicht.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Vielmehr hat er dazu geführt, dass wir in Deutschland bei gleicher Qualifikation regionale Gehaltsunterschiede in der Altenpflege von bis zu 800 Euro im Monat haben. Damit macht man das Ansehen der Pflegeberufe in diesem Land kaputt. Deshalb braucht es ordentliche tarifliche Rahmenbedingungen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

In dieser Debatte war von massiven Eingriffen in die soziale Marktwirtschaft die Rede. Das Gegenteil ist der Fall.

(Lachen des Abg. Martin Reichardt [AfD])

Tarifverträge sind das Markenzeichen deutscher Arbeitsmarktpolitik. Sie sind der Garant für wirtschaftliche Stabilität, für die Anerkennung von Leistung und für die Sicherheit der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Deshalb ist der Tarifvertrag in der Pflege der Königsweg für mehr Attraktivität der Pflegeberufe. Wir wollen gute Qualität in der Pflege. Wir brauchen gute Standards und nicht nur Mindestmaß. Nur in einem Tarifvertrag können Regelungen für alle Beschäftigten in der Pflege getroffen werden; denn auch die Hauswirtschaft, die Alltagsbetreuer und die Hilfskräfte sind wichtig. Wir brauchen dringend insgesamt mehr Personal in der Pflege.

(Beifall bei der SPD, der CDU/CSU und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der LINKEN)

Bereits 80 Prozent der öffentlichen und freigemeinnützigen Anbieter in der Pflege sind heute schon tarifgebunden. Das gilt auch – Herr Cronenberg, nur zu Ihrer Kenntnis – für 15 Prozent der Privatanbieter. Viele inhabergeführte Kleinbetriebe in der Pflege warten nur darauf, eine Leitwährung für die Bezahlung ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bekommen, zum Beispiel, damit sie für die schwierigen Verhandlungen mit den Pflegekassen und den Sozialhilfeträgern besser gewappnet sind. Deshalb brauchen wir jetzt dringend einen Tarifvertrag.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Matthias W. Birkwald [DIE LINKE])

In der Anhörung wurde gesagt, das sei gegen die unternehmerische Freiheit. Ich komme aus dem Schwabenland. Im Schwabenland wissen Unternehmerinnen und Unternehmer ganz genau, dass Freiheit auch bedeutet, unternehmerische Verantwortung wahrzunehmen,

(Peter Weiß [Emmendingen] [CDU/CSU]: Sehr richtig!)

sich einzusetzen, die Freiheit dafür zu nutzen, verantwortungsvoll ein Unternehmen zu führen, für gute Qualität eben auch die Mitarbeiter zu schulen, auszubilden und sie ordentlich zu bezahlen. Das ist notwendig. Wir müssen alles tun, damit das Ansehen der Pflege und der Pflegeberufe steigt und wir endlich gute und verlässliche Tarifbedingungen bekommen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Gewinne dürfen nicht durch schlechte Bezahlung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Pflege erwirtschaftet werden. Flächendeckende Tarifverträge und bundesweit verbindliche Personalschlüssel sind ein Mittel gegen die Finanzspekulationen in der Pflege, gegen die wir uns dringend wenden müssen.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ich komme zum Schluss. Teile der Opposition wollen unter dem Paradigma der unternehmerischen Freiheit weiterhin schlechte Lohnstrukturen in der Pflege zulassen. Wir als SPD ermöglichen eine gute Tarifbezahlung in der Pflege. Damit stärken wir die Pflegeprofession und stehen wir für das sozialstaatliche Versprechen einer guten und würdevollen Pflege in unserem Land ein.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Vielen Dank, Heike Baehrens. – Letzte Rednerin in dieser Debatte: Dr. Astrid Freudenstein für die CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7397382
Wahlperiode 19
Sitzung 121
Tagesordnungspunkt Löhne in der Pflege
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