Karsten HilseAfD - Bundesnaturschutzgesetz und Wolfsmanagement
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Liebe Bürger aus Cunnewitz und Schönau! – Warum spreche ich explizit die Bürger aus Cunnewitz und Schönau aus dem Kreis Bautzen an? Wir haben dort – so wie in anderen Gegenden Deutschlands – eine Situation, vor der ich hier gewarnt habe: Der Wolf verliert seine natürliche Scheu. Ihm ist die Nähe oder Anwesenheit von Menschen vollkommen egal, und das ist eben nicht sein natürliches Verhalten. Dort wurden allein in den letzten drei Wochen dreimal mehrere Schafe von Wölfen gerissen.
Im Gegensatz zu vielen Großstädtern können Menschen vom Lande im Allgemeinen und Schäfer und Landwirte im Speziellen nachvollziehen, dass es in solchen Fällen eben nicht nur um Geld, sondern auch um Emotionen geht. Ich weiß, Empathie für das gemeine Volk ist bei den meisten der hier schon länger Herumsitzenden nicht zu erwarten,
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Unverschämtheit! – Zuruf von der LINKEN: Benehmen Sie sich! – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Hochmut kommt vor dem Fall!)
aber versuchen Sie, sich in diesem einen Fall in die Lage des Schäfers zu versetzen, der am frühen Morgen mehrere seiner Schafe, die er von Geburt an aufwachsen sah, mit aufgerissenen Bäuchen und angefressenen Hinterläufen gerade noch lebend vorfindet.
Versuchen Sie, sich in die Psyche des zehnjährigen Mädchens zu versetzen, das in ihrem Garten, direkt vor dem Küchenfenster, ein Schaf vorfindet – blutüberströmt, mit gequältem, hilfesuchendem Blick, der halbe Hinterlauf abgefressen.
(Zuruf der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Können Sie sich vorstellen, dass sich dieses Mädchen nicht für Ihre Statistiken interessiert, wonach in Deutschland seit der Rückkehr des Wolfes noch kein Mensch gefressen wurde? Nein, es hat einfach Angst – Angst um sein eigenes Leben und um das Leben seiner kleinen Geschwister.
(Beifall der Abg. Sylvia Kotting-Uhl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Für diese Angst bedarf es nicht der AfD, die auf die Gefahren hinweist, die sich mit der Ansiedlung des Wolfes ergeben, diese Angst kommt von innen, sie ist angeboren, sie führt zu erhöhtem Pulsschlag und zu erhöhtem Adrenalinausstoß; es ist eine angeborene Schutzfunktion.
(Beifall bei der AfD – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wir sollen jetzt angstgeleitete Politik machen, oder was?)
Ihr Gesetzentwurf wird diesem Mädchen nicht die Angst nehmen; er wird auch die Situation der Lämmer, Kälber, Fohlen und Ponys nicht verbessern,
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Sie machen viel mehr Menschen Angst!)
die bei lebendigem Leibe von Wölfen aufgefressen werden.
(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Lösen Sie sich auf, wenn Sie dagegen sind, dass Menschen Angst bekommen! Lösen Sie sich auf! Sie machen vielen Menschen Angst! – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Schämen Sie sich!)
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich finde, Wölfe sind wunderschöne Tiere, sie sind hochintelligent und haben, wie ich es schon einmal erwähnt habe, ein Sozialverhalten, von dem sich einige hier noch eine Scheibe abschneiden könnten.
(Beifall bei Abgeordneten der AfD)
Aber es sind nun mal für den Menschen gefährliche Raubtiere.
Die bei uns lebenden Exemplare gehören eindeutig zur Unterart Eurasischer Wolf, von der es circa 100 000 Exemplare gibt. Die Art ist also nicht vom Aussterben bedroht, und um die Art zu erhalten, bedarf es hier in Deutschland, einem der dichtest besiedelten Länder der Erde, keines günstigen Erhaltungszustandes.
(Rainer Spiering [SPD]: „Erhaltungszustand“!)
Das Verlogene ist, dass Sie sich nicht einmal auf eine Zahl einlassen wollen, wann dieser günstige Erhaltungszustand erreicht sein soll. Es gibt alles in allem keinen vernünftigen Grund, den Wolf nicht wie jedes andere Wildtier in Deutschland zu regulieren, wie es zum Beispiel in skandinavischen Ländern gang und gäbe ist und wie es Frau Klöckner auch vorgeschlagen hat.
Erlassen Sie endlich Gesetze, die die Menschen schützen und dafür sorgen, dass der Wolf zu seinem natürlichen Verhalten zurückfindet.
Herr Kollege, kommen Sie zum Schluss.
Sonst werden die Wähler Ihnen, wie am kommenden Sonntag in Thüringen, in noch größerer Zahl den Rücken kehren.
Danke.
(Beifall bei der AfD – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Abwarten! Hochmut kommt vor dem Fall!)
Als nächster Redner hat für die CDU/CSU-Fraktion der Kollege Dr. Klaus-Peter Schulze das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7397423 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 121 |
Tagesordnungspunkt | Bundesnaturschutzgesetz und Wolfsmanagement |