Manfred TodtenhausenFDP - Änderung der Handwerksordnung
Frau Präsidentin! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Herr Minister, es ist schön, dass Sie selber hier sind, dass Sie sich für solch ein wichtiges Thema die Zeit genommen haben. Das machen Sie ja nicht immer.
Es freut mich persönlich sehr, wie oft ich diese Woche an dieser Stelle die Worte „Handwerk“ und „Mittelstand“ gehört habe. Bei allen Themen kamen sie vor. Es scheint dem Bundestag also wichtig zu sein. Sie, Herr Minister, haben dies gerade noch einmal betont.
Das Handwerk hat es auch verdient. Es ist stark als Arbeitgeber, als Ausbilder der Nation und als Innovator. Handwerk ist aber noch mehr. Es steht immer noch für Arbeitgeber, die sich ihrem Umfeld vor Ort verbunden fühlen und die Werte leben, die für Beschäftigung und Integration auf dem Arbeitsmarkt sorgen und nicht fragen, woher man kommt, sondern fragen, wohin man möchte.
(Beifall bei der FDP)
Sprich: Handwerk verbindet hohe Qualität „Made in Germany“ mit einem Aufstiegsversprechen für all diejenigen, die es wollen und sich anstrengen. Das ist soziale Marktwirtschaft pur. Das ist auch FDP pur.
(Beifall bei der FDP)
Handwerker stehen für Qualität und gute Arbeit, also nicht für Pfusch am Bau, sondern dafür, dass der Verbraucher nachhaltig vor Schäden und Gefahren geschützt wird. Genau das ist der Punkt. Genau das begründet für uns Freie Demokraten die mögliche Wiedereinführung der Meisterpflicht in entsprechend definierten Gewerken. Denn wir wissen: Es braucht die Meisterqualifikation zur Ausbildung von Fachkräften, zur Einschätzung und Abwehr von Gefahren. Das gilt vor allem bei der Vermeidung von Schäden am Bau. Denn diese treten bekanntlich häufig erst nach vielen Jahren auf.
Sie sehen, wir schauen genau hin, und wir können bei diesem Gesetzentwurf da mitgehen, wo der Schutz vor Gefahren und der Verbraucherschutz gerichtsfest begründet werden können, und zwar verfassungs- und europarechtlich. Bei Gewerken wie zum Beispiel dem Fliesenleger, dem Lichtreklamehersteller, dem Rollladen- und Sonnenschutztechniker oder im Apparatebau kann dies möglich sein und ergibt auch Sinn; die Anhörungen im Wirtschaftsministerium – ich war zwei Tage dabei – sowie im Ausschuss haben es belegt. Ihr Kulturgüterschutz macht es uns aber wiederum nicht einfacher. Soll der Orgelbauer dazugehören, weil er im Land von Bach und Beethoven ein schützenswertes Kulturgut ist oder weil große Kirchenorgeln extrem hohe statische Ansprüche haben? Ein Außenstehender kann auch überhaupt nicht verstehen, warum ein Böttcher dazugehört, aber nicht der Goldschmied, Bestatter, Fotograf und andere.
Meine Damen und Herren, wo Angebot und Nachfrage nach Fachkräften und Qualitätshandwerk heute gut funktionieren, sollten wir jeden Eingriff wohl überlegen. Deswegen ist es auch gut, dass der Bestandsschutz für bereits bestehende Betriebe abgesichert ist. Aber, meine Kolleginnen und Kollegen, wir Freien Demokraten wollen mehr. Wir wollen künftigen Gründern und Übernehmern von Betrieben eine ausreichende Frist geben, um die Meisterausbildung berufsbegleitend zu absolvieren.
(Beifall bei der FDP)
Die Tagesschule bis zum Meister dauert im Allgemeinen ein Jahr, die Abendschule zwei Jahre. Denken wir also auch an die Fleißigen, die den Meister in der Abendschule neben dem Beruf machen. Ich bewundere diese Leute ganz besonders, ich hätte das nie geschafft; aber die gibt es. Darum müssen wir die Frist für den Nachweis des Meisterbriefes von 6 auf 24 Monate erhöhen. Wir werden dazu einen Antrag einbringen. Und gleichzeitig sollten wir dafür sorgen, dass erfolgreiche Meistergründer bundesweit von Lehrgangs- und Prüfungsgebühren befreit werden, so wie es unsere Partei in Niedersachsen und jetzt auch in Thüringen fordert.
(Beifall bei der FDP)
Das wäre ein sichtbares Zeichen, ein Beweis für die nötige Gleichstellung von beruflicher und akademischer Bildung. Ich glaube, das wollen wir alle.
Ich komme zum Schluss. Wenn wir es gemeinsam schaffen, den Meisterbrief europarechtlich abzusichern, sind wir auf Ihrer Seite. Das Handwerk und die duale Berufsausbildung sind Erfolgsgeschichten in Deutschland. Sie sind es wert, auch in Europa verankert zu werden. Wir werden dem Überweisungsantrag zustimmen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der FDP – Marianne Schieder [SPD]: Sehr schön, sehr gut!)
Das Wort hat der Kollege Thomas Lutze für die Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7397514 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 122 |
Tagesordnungspunkt | Änderung der Handwerksordnung |