Gabriele KatzmarekSPD - Handwerksordnung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nachdem ich vor ungefähr drei Wochen bei mir zu Hause einen Handwerker angerufen hatte, kam er auch recht prompt, und wir unterhielten uns darüber, was er denn bei uns machen könnte. Er sagte mir zu, dass er uns ein Angebot schickt. Wenn wir dieses Angebot annähmen, dann würde er es schaffen, so im März/April die Arbeit zu erledigen. – So wie es mir ging, geht es wahrscheinlich recht vielen in Deutschland, dass man anruft, wenn man einen Handwerker braucht, und der Handwerker sagt: Oh, das wird aber noch eine Weile dauern, bis ich zu Ihnen kommen kann.
Was das mit der Wiedereinführung der Meisterpflicht und der Debatte, die wir heute führen, zu tun hat, mag sich auf den ersten Blick nicht erschließen, auf den zweiten sehr wohl. Sicherlich führt die Wiedereinführung der Meisterpflicht – das wurde heute schon gesagt – zu einer Erhöhung der Qualität in gewissen Gewerken, die dringend notwendig ist. Es geht darum, dass nicht Unqualifizierte Arbeiten ausüben, dass sie nicht Beschäftigte missbrauchen, für einen Appel und ein Ei in unseren Häusern, in unseren Wohnungen zu arbeiten. Es geht aber auch darum, Fachkräfte für das so wichtige Handwerk zu gewinnen. Es geht darum, die Attraktivität des Handwerks zu steigern, und es geht darum, Qualifizierungswege für die jungen Menschen, die sich für einen Handwerksberuf entscheiden, zu verbessern.
(Beifall bei der SPD)
Auch dieser Handwerker, von dem ich am Anfang geredet habe, ist ein Handwerker, der ausbildet. Mein Beispiel sollte keine Handwerkerschelte sein. Wir erleben aber, dass sich immer weniger Jugendliche für eine Ausbildung im Handwerk entscheiden, 20 000 Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben, und das bedeutet: Wir müssen dort handeln.
Jetzt ist es der erste Schritt – sicherlich ist es nur der erste Schritt –, eine Meisterpflicht für gewisse Gewerke wiedereinzuführen; aber dies reicht bei Weitem nicht aus. Wenn das Lohnniveau der Handwerker immer noch 20 Prozent unter dem der anderen Beschäftigten liegt, wenn Handwerker in Metropolregionen im Durchschnitt 1 800 bis – dann schon Gutverdienende – 2 900 Euro brutto verdienen, gibt es dort Nachholbedarf. Auch das gehört dazu, wenn wir das Handwerk attraktiver machen wollen, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der SPD)
Herr Chrupalla, ich war gerade schwer entsetzt über Ihre Aussage, als Sie sagten, das sei mal ein heller Moment des DGB gewesen, als er sich auch für die Rückvermeisterung ausgesprochen habe. Vielleicht war ich doch nicht entsetzt, weil Sie sich bereits gestern im Wirtschaftsausschuss negativ über Tarifverträge und Tarifbindung geäußert und gesagt haben: Das ist ja alles so ein linkes Zeugs, womit Sie wieder ankommen. – Aber das spricht für Ihre Fraktion Bände.
(Tino Chrupalla [AfD]: Nein! Ich habe gesagt, das gehört dort nicht rein! Sie müssen hinhören!)
Während die anderen Fraktionen darüber reden, wie wir die Arbeitsverhältnisse in den Berufen in Deutschland besser machen können, wie wir dazu beitragen können, dass die Menschen gerecht bezahlt werden, reden Sie darüber, dass das linkes Zeug ist und dass der DGB ja mal einen hellen Moment hatte.
(Martin Reichardt [AfD]: Sie haben doch den größten Niedriglohnsektor geschaffen, Mensch!)
Das finde ich sehr bedauerlich.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, sehr geehrter Herr Altmaier, lassen Sie uns den weiteren Schritt gehen: die Aufnahme des Dialogprozesses, wie es der DGB und die Verbände fordern, -
Frau Kollegin.
– um weiterhin dafür Sorge tragen zu können, dass das Handwerk wieder zu dem wird, was es in der Vergangenheit war: ein guter Ausbildungsbetrieb mit guten Fachkräften.
Kollegin Katzmarek.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD)
Das Wort hat Dr. Diether Dehm für die Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7406785 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 134 |
Tagesordnungspunkt | Handwerksordnung |