Andreas RimkusSPD - Handwerksordnung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Ich freue mich über die Gelegenheit, heute zum Handwerk sprechen zu dürfen; es ist mir auch ein persönliches Anliegen. Wie Sie vielleicht wissen, sind gerade einmal sieben von uns Kolleginnen und Kollegen Abgeordneten Handwerksmeister,
(Jens Koeppen [CDU/CSU]: Immerhin!)
also etwas weniger als 1 Prozent unserer „Belegschaft“. Ich bin sehr stolz, mich dazuzählen zu dürfen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das ist toll!)
Ich habe 1988 meinen Meister im Elektrohandwerk gemacht und war vor meinem Mandat viele Jahre lang in meiner Heimatstadt Düsseldorf unterwegs, wo ich Stromnetze gebaut und gewartet habe. Neben der handwerklichen Tätigkeit selbst war ich aber auch Betriebsrat bei den Düsseldorfer Stadtwerken.
(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Sehr gut!)
Sie können mir glauben, dass ich als Handwerksmeister einerseits und Gewerkschafter andererseits eine ziemlich gute Vorstellung davon habe, welche Bedeutung das Handwerk hat, wie außerordentlich wichtig die Arbeit der Handwerkerinnen und Handwerker für unsere Gesellschaft ist und welche besondere Rolle einerseits die Qualität, andererseits aber auch die Anerkennung dieser Arbeit spielen.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE])
Liebe Kolleginnen und Kollegen, das können wir an den ganz großen Zahlen zu den Gewerken festmachen: 1 Million Betriebe und 5 Millionen Jobs entfallen hierzulande auf das Handwerk. Es trägt zudem zu mehr als einem Viertel aller Auszubildenden bei. Ich finde, das ist ein gewaltiger Beitrag. Um sich die existenzielle Bedeutung dieser Arbeit vor Augen zu halten, ist es gar nicht nötig, in die Ferne zu schweifen und auf diese großen Zahlen zu schauen, sondern genügt es möglicherweise schon, an das eigene Badezimmer, die eigene Küche, die Fenster, den Fußboden oder die Heizung zu Hause zu denken, also an all die Dinge, für die Sie Handwerkerinnen und Handwerker benötigen. Da geht es ganz schnell um die Sicherheit von Leib und Leben – als Elektriker darf ich Ihnen sagen: das ist wahr –,
(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Das glaube ich gern!)
aber auch um nennenswerte materielle und immaterielle Werte.
(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Genau! „Aktives Zuhören“ nennt man das!)
– Danke schön, das freut mich sehr. Ich bin ja auf Ihrer Seite; denn ich finde auch, dass wir gerade im Handwerk etwas bei den Löhnen und Tarifen tun müssen. Das ist unwahrscheinlich wichtig,
(Dr. Gesine Lötzsch [DIE LINKE]: Absolut!)
und ich weiß, dass wir da gleich ticken.
Gefahrgeneigte Handwerke sind das eine, aber auch solche von außerordentlicher kultureller Bedeutung sind wichtig. Deswegen haben wir uns entschieden, zwölf ganz zentrale Gewerke in die Zulassungspflicht zurückzuholen.
Früher haben wir gesagt: „Handwerk hat goldenen Boden.“ Das gilt heute leider nicht mehr überall. Vor allem vor dem Hintergrund der existenziellen Bedeutung des Handwerks einerseits, aber auch vor dem Hintergrund zum Teil prekärer Beschäftigung im Handwerk sowie des allgegenwärtigen Fachkräftemangels andererseits ist es in der Tat von entscheidender Wichtigkeit, dass wir hier gegensteuern. Einige meinen übrigens, im Sinne einer kapitalismuskompatiblen Altersvorsorge habe Deutschland zu wenige Anlegerinnen und Anleger. Nein, das ist nicht wahr: Wir haben zu wenig Fliesenlegerinnen und Fliesenleger. Das ist der entscheidende Punkt.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN)
Ich bin froh, dass wir heute den Schritt für eine Investition in die Zukunft gehen: Handwerk soll wieder goldenen Boden haben.
Ein Hinweis noch. Es ist ein bisschen billig, alles auf die letzte Novelle der Handwerksordnung aus dem Jahr 2004 zu schieben. Die Zeit damals war anders; es herrschte Massenarbeitslosigkeit. Wir mussten etwas tun. Die Rahmenbedingungen waren damals andere als heute – Gott sei Dank –, und deswegen ist es klug, wieder zur Meisterpflicht zurückzukehren. Wo Handwerk ist, wird ausgebildet, wo Handwerk ist, ist Zukunft. Ich finde, dieser Anforderung werden wir gerecht, und damit werden wir auch den Betrieben gerecht.
(Beifall bei der SPD)
Ich bin sicher, dass wir nicht nur heute ein gutes Gesetz verabschieden, sondern auch mit der Novelle des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes – was für ein Ungetüm –,
(Beifall der Abg. Sylvia Lehmann [SPD])
das wir morgen behandeln, dafür kämpfen werden, dass das BAföG besser wird.
Bevor mir jetzt das Wort entzogen wird und ich leidenschaftlich werde, darf ich mich fürs Zuhören bedanken. Das Handwerk hat Zukunft, weil wir klug handeln.
Schönen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Ich schließe die Aussprache.
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7406789 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 134 |
Tagesordnungspunkt | Handwerksordnung |