19.12.2019 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 137 / Tagesordnungspunkt 17

Marc JongenAfD - Kommunikation in der Wissenschaft

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Frau Präsidentin! Frau Ministerin Karliczek! Meine Damen und Herren! Die Regierungskoalition hat eine Initiative zur Austreibung der Wissenschaft aus dem Elfenbeinturm gestartet. „ Wissenschaftskommunikation“ heißt das Zauberwort, das dafür sorgen soll, dass Wissenschaftler nicht mehr nur lehren und forschen, sondern ihre Erkenntnisse auch publikumsgerecht vermitteln.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben für Ihre Doktorarbeit nicht mal einen Verlag gefunden!)

So weit, so gut, möchte man sagen; denn die Gesellschaft, die die Wissenschaft finanziert, hat selbstverständlich auch ein Anrecht darauf, zu erfahren, welche Erkenntnisse und Theorien dort produziert werden, und zwar in einer Sprache und auf eine Weise, die auch interessierte Laien nachvollziehen können. Ich füge hinzu, dass dies in Deutschland unbedingt in deutscher Sprache geschehen sollte, eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Es ist traurig genug, dass ich dies hier sagen muss, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD)

Mein Kollege Götz Frömming sollte heute den Antrag der AfD-Fraktion zur Erhaltung des Deutschen als Wissenschaftssprache hier vorstellen. Ich wünsche ihm von hier aus gute Besserung.

Der Antrag der GroKo enthält denn auch einige wirklich positive Beispiele: die Wissenschaftsjahre, die Initiative „Wissenschaft im Dialog“, die Stiftung „Haus der kleinen Forscher“, das Futurium. Das alles sind schon länger bestehende Vorzeigeprojekte, und wir halten es für richtig, sie weiter abzusichern und, wo nötig, auszubauen.

Wenn Sie in Ihrem Antrag fordern – Zitat –, die „Sichtbarkeit von Frauen in der Wissenschaft und Forschung zu erhöhen und damit zur tatsächlichen Durchsetzung der Gleichberechtigung von Frauen und Männern auch in Wissenschaft und Forschung beizutragen“, dann ist das schon weniger zustimmungsfähig, da eine Vortäuschung falscher Tatsachen. Männer und Frauen sind in Deutschland gleichberechtigt. Ihnen geht es in Wahrheit um die Quote, und die ist ein ganz und gar wissenschaftsfremdes Element und daher abzulehnen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD)

Die wahre Problematik Ihrer Initiative zeigt sich aber nicht in dem Antrag selbst, sondern in dem Grundsatzpapier des BMBF zur Wissenschaftskommunikation vom November dieses Jahres und in einem Artikel von Ihnen, Frau Ministerin Karliczek, hierzu in der „Zeit“. Sie schreiben in Ihrem Gastbeitrag, Frau Karliczek, manche politischen Gruppierungen würden Fakten ignorieren oder schamlos umdeuten.

(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie sind gemeint!

Sie nennen die Klimadebatte als ein Beispiel, wo sich Wissenschaftler eindrucksvoll eingemischt und wegweisende Impulse geliefert hätten. Auch Ihr Antrag nennt jetzt wieder den Kampf gegen sogenannte Fake News als einen wichtigen Aspekt der Wissenschaftskommunikation; Herr Kaufmann hat es hier heute wieder unterstrichen.

Aber kaum eine Debatte ist doch derart von milliardenschweren Interessen überlagert und Verzerrungen durch politisch interessierte Gruppen ausgesetzt wie die um den menschengemachten Klimawandel. Der Begriff des „Klimaleugners“, der mehr an einen religiösen Häretiker als an einen wissenschaftlich Andersdenkenden erinnert, zeigt das doch in greller Schärfe.

(Beifall bei der AfD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was ist denn ein „wissenschaftlich Andersdenkender“?)

Manche wollen den Klimaleugner, der lediglich eine abweichende Theorie zur Rolle des CO

Und, Frau Karliczek, Sie drohen die Wissenschaft auch mit ihr fremden Aufgaben zu überfrachten. Die Wissenschaftskommunikation grundständig in den Studiengängen zu verankern, wie Ihr Grundsatzpapier es fordert, verdonnert Wissenschaftler zur permanenten PR in eigener Sache, um überhaupt noch an Forschungsgelder zu gelangen. Wissenschaft hat selbstverständlich einen gesellschaftlichen Nutzen, aber wenn ihre Existenzberechtigung davon abhängt, dass sie diesen Nutzen dem Laien oder gar der politisierten Zivilgesellschaft tagtäglich neu erklären muss, dann machen Sie aus Wissenschaftlern PR-Agenten oder Politaktivisten.

(Beifall bei der AfD – Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: „PR“ ist übrigens kein Deutsch!)

Beides kann sich nur negativ auf Qualität von Lehre und Forschung auswirken.

Daher: Schalten Sie einen Gang zurück. Fördern Sie herausragende Projekte der Wissenschaftsvermittlung, aber respektieren Sie das Wesen der Wissenschaft, und halten Sie sie frei von permanenter Selbstrechtfertigung und Politisierung.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Für die SPD-Fraktion hat nun die Kollegin Bärbel Bas das Wort.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7409094
Wahlperiode 19
Sitzung 137
Tagesordnungspunkt Kommunikation in der Wissenschaft
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