Manuel HöferlinFDP - Sicherheit beim 5G-Netzausbau
Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Herr Kollege von Notz, natürlich haben wir über den großen Bereich der Sicherheit zu sprechen, aber heute geht es um 5G-Netze und um die Sicherheit darin. Deswegen will ich mich auf diesen Punkt konzentrieren.
Das Entscheidende ist doch, dass Sie um den Elefanten im Raum herumreden. Reden wir doch mal Klartext. Es geht darum: Wem wollen wir wie vertrauen in den 5G-Netzen? Das ist nichts Neues, sondern darüber wird schon lange gesprochen. Jetzt höre ich von der GroKo: Na ja, wir haben schon darüber gesprochen, vom CDU-Parteitag gibt es eine Haltung.
(Christoph Bernstiel [CDU/CSU]: Beschluss!)
Aber es ist letztendlich nicht so klar. Es ist so unklar, dass unser Antrag, der heute eigentlich abgestimmt werden sollte, am Mittwoch im federführenden Ausschuss von der Großen Koalition von der Tagesordnung genommen wurde – gegen die Stimmen aller anderen Fraktionen –, weil Sie nämlich keine abgestimmte Meinung haben. Sie wissen nicht genau, was Sie wollen; sonst hätten Sie unseren Antrag heute hier nämlich entscheiden lassen, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Es ist auch nicht klar, was CDU-Linie ist, Kollege Bernstiel. Sie sagen: Na, da gibt es einen Beschluss. – Nur, Ihre Kanzlerin hat eine ganz andere Meinung. Es ist völlig unklar, wohin eigentlich die Reise gehen soll.
(Christoph Bernstiel [CDU/CSU]: Sie hat mitgestimmt! Sie hat zugestimmt! Stimmt nicht!)
Also einigen Sie sich doch einmal! Und die Frau Kanzlerin sollte mal überlegen, was ihre eigenen Nachrichtendienste zu ihr sagen, und vielleicht ein bisschen darauf hören. Es geht nämlich im Kern um die Frage: Vertrauen wir eigentlich zum Beispiel Unternehmen wie Huawei, aber auch anderen Unternehmen aus China? Es gibt natürlich auch andere Unternehmen. Deswegen sollte man klar sagen, wie man für die IT-Sicherheit in den 5G-Netzen sorgen möchte.
Und Sie, liebe GroKo, sollten sich auch mal auf eine gemeinsame Position einigen. Es gibt zwar schon innerhalb der CDU Probleme, aber dann sollten Sie sich mal gemeinsam einigen. Es sind nämlich nicht nur die Gefahren der IT-Sicherheit da. Vielmehr ist die GroKo im Moment selbst eine Gefahr für die IT-Sicherheit mit dem, was sie an Verfahren auf den Weg bringt.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der AfD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Sie wollen nämlich auch selbst Sicherheitslücken in den 5G-Standard einbauen.
Sie wollen, dass Behörden weiter abhören können; Sie wollen, dass die Verschlüsselung, die darin eigentlich enthalten sein könnte, unterwegs abgebaut wird, zwischendurch nur für den Bruchteil einer Sekunde mal die Daten entschlüsselt werden.
(Christoph Bernstiel [CDU/CSU]: Wie soll denn das gehen? Das geht doch gar nicht!)
Jeder, der IT kennt, weiß, das ist albern: Egal wie kurz Sie das entschlüsseln, die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung macht nur Sinn, wenn sie wirklich von Ende zu Ende besteht.
Sie wollen Messenger-Dienste gesetzlich zur Entschlüsselung zwingen. Gleichzeitig behaupten Sie aber, Sie wollen Verschlüsselungsland Nummer eins sein.
Und Sie wollen – darüber haben wir diese Woche auch schon diskutiert – Provider gesetzlich zwingen, Passwörter von Nutzerkonten auszuhändigen.
(Dr. Volker Ullrich [CDU/CSU]: Durch Wiederholungen wird es nicht richtiger!)
Gleichzeitig reden Sie aber darüber, bei 5G-Netzen alles sicher zu machen, nur vertrauenswürdige Partner das 5G-Netz aufbauen zu lassen. Fangen Sie doch mal bei sich selbst an! Einigen Sie sich mal innerhalb der CDU, wohin die Reise gehen soll, vielleicht mit Ihrer Kanzlerin. Einigen Sie sich doch mal untereinander!
(Falko Mohrs [SPD]: Das sagt ausgerechnet die FDP, die nichts machen will!)
Herr Bernstiel, Sie haben versucht, uns zu erklären, was der Unterschied zwischen Regierung und Opposition ist. Das kann ich Ihnen auch sagen:
(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Wir gestalten, und ihr wisst es nur besser! – Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Die Opposition hat zu diesem Thema eine Haltung.
(Beifall bei der FDP und der AfD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Anke Domscheit-Berg [DIE LINKE])
Es geht kaum mehr Widerspruch bei diesem Thema, meine Kollegen. Klären Sie Ihr Verhältnis zwischen den Überwachungsfantasien, die Sie haben, und der IT-Sicherheit! Der Rest des Parlaments hat es offensichtlich getan. Man kann sicherlich unterschiedlicher Meinung sein. Aber finden Sie bitte Ihre Haltung!
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN und der Abg. Anke Domscheit-Berg [DIE LINKE])
Vielen Dank, Manuel Höferlin. – Nächste Rednerin: für die Fraktion Die Linke Petra Pau.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7409806 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 138 |
Tagesordnungspunkt | Sicherheit beim 5G-Netzausbau |