Albert StegemannCDU/CSU - Agrarpolitischer Bericht 2019
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Verehrtes Publikum! Wenn ich die jungen Landwirte auf den Bauerndemos sehe, denke ich oft daran, wie es damals bei mir war. Auch ich musste mich entscheiden: Kann ich den Hof übernehmen? Ist das finanzielle Risiko nicht vielleicht doch zu groß? Wie entwickeln sich die Märkte? – Dazu habe ich zahlreiche Gespräche mit Beratern, Berufsschullehrern, Mitschülern und anderen Landwirten geführt und war am Ende eigentlich nicht viel weiter. Maximal konnte man alle Genannten in Optimisten oder Skeptiker einteilen. Die Entscheidung, den Hof zu übernehmen, blieb bei mir selbst.
Natürlich sind es nicht nur die Fakten, sondern auch die Stimmungslage, die meine Entscheidung beeinflusst haben. Ich habe damals Ja gesagt – Ja zum Hof und Ja zum Leben als Landwirt.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Ich habe meine Entscheidung nie bereut. Deswegen bin ich zurzeit sehr besorgt über die aktuelle Stimmungslage.
Sind wir uns eigentlich klar darüber, welche Auswirkungen es langfristig hat, wenn wir die Situation in der Landwirtschaft permanent als perspektivlos und von Politik und Gesellschaft geschunden darstellen? Wollen wir es der Pflegebranche gleichtun und so lange die Arbeitssituation schlechtreden, bis wirklich keiner mehr Landwirt werden will? Dient diese Entscheidung wirklich dazu, den Strukturwandel aufzuhalten? Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich glaube das nicht.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Nicht dass ich hier Probleme kleinreden möchte! Bei mir stellen sich bei der Düngeverordnung oder beim Insektenschutzprogramm auch die Nackenhaare hoch. Wenn man sich dann noch die Mühe macht, die Komplexität der Zusammenhänge dahinter richtig einzusortieren, dann wird das leider nicht besser. Der Lage entsprechend arbeiten wir als Union, ja, auch als Bauern permanent an Lösungen im Klein-Klein von politischen Interessenkonflikten der sogenannten Zivilgesellschaft, Zuständigkeiten, Gerichtsurteile und der öffentlichen Wahrnehmung. Ich will hier nichts kleinreden, gar nichts. Aber wir dürfen eben auch nicht das Kind mit dem Bade ausschütten und eine permanente Schwarzmalerei betreiben. Das führt eben zu nichts anderem als zu einer depressiven Verstimmung und mit Sicherheit nicht zu einer zukunftsgewandten Unternehmermentalität.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Es gibt tatsächlich Chancen; das zeigt auch der Agrarpolitische Bericht der Bundesregierung 2019, den wir hier heute debattieren. „ Made in Germany“ ist und bleibt für Lebensmittel ein gutes Verkaufsargument. Das können wir auf der Internationalen Grünen Woche erleben, die heute ihre Pforten für die Besucher öffnet. Laut Agrarbericht wird jeder dritte Euro in der Landwirtschaft über den Export verdient. Die Landtechnikbranche erlöst sogar 3 von 4 Euro im Export. Der Grund für diesen Erfolg unserer Landwirtschaft liegt nicht in Gesetzen und Verordnungen. Nein, er liegt vor allem in der Innovationskraft, in dem Fleiß und dem Mut, aber auch in der Zuversicht unserer Bauernfamilien.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Die Weltbevölkerung wird bis 2050 auf über 10 Milliarden Menschen anwachsen, und gerade die bevölkerungsreichsten Regionen unserer Welt, Indien und China, werden nicht annähernd in der Lage sein, sich selbst zu ernähren.
(Oliver Krischer [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was? Wo steht das denn? Wo haben Sie das denn her?)
Wir sind in Deutschland Gunstregion für Nahrungsmittelproduktion. Deswegen haben wir die ethisch-moralische Verpflichtung, hier hochwertige Lebensmittel zu erzeugen und dann auch zu exportieren. Auch die EU-Kommission bestätigt das in ihrem neuen Analysepapier zu den Agrarmärkten. Sie prognostiziert für das nun angebrochene Jahrzehnt eine Steigerung der landwirtschaftlichen Einkommen bis 2030. Lasst uns deshalb die Zukunft zuversichtlich in die Hände nehmen und Schritt für Schritt unsere Herausforderungen abarbeiten.
Das diesjährige Motto des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft zur IGW lautet: „Du entscheidest“. Ich will, dass sich auch in Zukunft viele junge Menschen für den Beruf entscheiden, so wie ich damals Ja zur Landwirtschaft gesagt habe. Wir als Christdemokraten werden gemeinsam mit unserem Koalitionspartner unseren Beitrag dazu leisten.
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Dirk Wiese [SPD])
Nächster Redner ist der Kollege Wilhelm von Gottberg, AfD.
(Beifall bei der AfD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7414159 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 141 |
Tagesordnungspunkt | Agrarpolitischer Bericht 2019 |