29.01.2020 | Deutscher Bundestag / 19. EP / Session 142 / Tagesordnungspunkt 7

Marc JongenAfD - Teilhabe an Kultur in ländlichen Räumen

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Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Wir sprechen heute von Kultur im ländlichen Raum, also von Gebieten, die der großstädtischen Arroganz einschließlich der Politik oft als kulturlos und rückständig gelten. Ich möchte daran erinnern, dass sich das Wort „Kultur“ von lateinisch „colere“ ableitet: bebauen, bestellen, urbar machen. – Kultur kommt also vom Land und vom Ackerbau. Auch wenn sich die städtische Kultur davon natürlich weit entfernt hat in abstraktere und komplexere Zonen hinein, so sollte sie doch ihren Ursprung nie vergessen und niemals die Bodenhaftung verlieren – im wahrsten Sinn des Wortes.

(Beifall bei der AfD)

Vor allem sollte nicht Metropolenkultur aufs Land exportiert werden mit der arroganten Haltung im Hintergrund: Jetzt führen wir euch tumbe Dorfleute von der Finsternis ins Licht. Jetzt bringen wir euch Diversity und Inklusion und Nachhaltigkeit bei, ohne die eure Kultur hinterwäldlerisch bleibt und eigentlich nichts wert ist oder – schlimmer noch – rechts ist. – Diese vor allem linke und grüne Attitüde ist das Letzte, was die Landbewohner nötig haben, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD – Michael Frieser [CDU/CSU]: So, und jetzt sagen Sie mal, was Sie machen!)

Im Antrag der Regierungskoalition steht vieles, was wir der Papierform nach unterschreiben können: regionale Besonderheiten, Brauchtum und Traditionen, Kunst und Kultur als geistige Heimat, Deutschland als Kulturnation. – Das klingt alles sehr gut und findet unsere Unterstützung. Wir sind auch sehr einverstanden, dass das Kulturleben auf dem Land ebenso wie in der Stadt staatlich gefördert werden soll. Wohlgemerkt: Das Kulturleben, das sich autonom entwickelt in bürgerschaftlichen Initiativen, und nicht ein solches, das mittels ideologischer Kulturprogramme von oben her implementiert wird.

(Beifall bei der AfD)

Wenn Sie nun aber eine Kommission „Gleichwertige Lebensverhältnisse“ aus Bund, Ländern und Kommunen einrichten wollen und mittels Programmen wie „TRAFO – Modelle für Kultur im Wandel“ der notorisch linken Kulturstiftung des Bundes für eine Angleichung von Land und Großstadt sorgen wollen,

(Marianne Schieder [SPD]: Sie haben auch ein bisschen ein notorisches Problem, glaube ich!)

dann befürchten wir eben genau das: Der Bund bootet die Kulturhoheit der Länder immer mehr aus, die vielgepriesenen regionalen Unterschiede werden nivelliert und gerade nicht bewahrt, und vor allem findet eine ideologische Gängelung statt,

(Michael Frieser [CDU/CSU]: Das ist doch pure Heuchelei!)

indem nämlich nur noch gefördert wird, wer die Gesslerhüte der politischen Korrektheit grüßt.

(Beifall bei der AfD)

Der ländliche Raum steht ja unter besonderem Naziverdacht gemäß der dominanten kulturlinken Ideologie und muss daher permanent überwacht und erzogen werden.

(Marianne Schieder [SPD]: Das ist eine Unverschämtheit, so was zu sagen!)

Wenn Sie glauben, ich übertreibe, dann werfen Sie mal einen Blick in die kulturlinke Bloggerszene. Landwirtschaftsministerin Klöckner hat ja so eine Internetkampagne mit Bildchen und Texten gestartet unter dem Titel #Dorfkinder, um das Image des ländlichen Raums etwas aufzupeppen. Darüber hat sich viel Spott ergossen, teilweise nicht zu Unrecht; denn der ländliche Raum braucht nicht in erster Linie ein besseres Image, sondern dringend notwendige Investitionen. Aber mir geht es hier um etwas anderes, nämlich: Wie wird auf diese „Dorfkinder“, also auf eine positive Darstellung des Landlebens, seitens der Linken reagiert? Ich zitiere:

Diese Bilder sind nichts anderes als Heimatidylle, und bei mir als Betroffene rufen sie keine weiteren Assoziationen hervor außer Nazigewalt.

Das schreibt eine junge Autorin auf Twitter, und Tausende liken das.

(Michael Frieser [CDU/CSU]: Meine Güte!)

Und da sage ich vor allem in Richtung CDU: Für diese Verheerung der Mentalität, für dieses Verrutschen aller Kategorien, die den ländlichen Raum und damit Heimat direkt mit Nazigewalt assoziiert, dafür sind Sie wesentlich mitverantwortlich.

(Beifall bei der AfD)

Dem linksradikalen Treiben, das diese Mentalität befördert, sehen Sie seit vielen Jahren tatenlos zu, und teilweise befördern Sie es kräftig mit. Da hilft dann auch keine Alibikampagne mehr und auch kein gutgemeinter Antrag zum ländlichen Raum. Die Geister, die Sie riefen, werden Sie schon nicht mehr los, und zwischen den vielen guten Ansätzen, die da auch stehen, finden sich in diesem aktuellen Antrag wieder ideologische Kuckuckseier, die Ihre Initiative in die falsche Richtung laufen lassen.

(Marianne Schieder [SPD]: Diese Leier ist ein bisschen ermüdend!)

Unterm Strich können wir daher leider nicht zustimmen, obwohl da viel Richtiges drinsteht; Frau Connemann hat darauf hingewiesen. Obwohl die ländliche Kultur eine angemessene staatliche Förderung verdient hätte, müssen wir leider dagegenstimmen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD)

Vielen Dank. – Nächster Redner ist für die Fraktion der SPD der Kollege Martin Rabanus.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

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Electoral Period 19
Session 142
Agenda Item Teilhabe an Kultur in ländlichen Räumen
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