30.01.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 143 / Tagesordnungspunkt 18

Alexander UlrichDIE LINKE - Schutz von Hinweisgebern auf EU-Ebene

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Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Das ist mal wieder eine halbe Stunde hier im Bundestag, die man sich eigentlich schenken könnte;

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

denn da wird eine eigentlich gute Idee der Europäischen Union mal wieder von der AfD für einen Generalangriff auf die Europäische Union missbraucht. Das hat Ihre heutige Rede wieder einmal deutlich gezeigt; Sie haben den Brexit als Bespiel genannt und gesagt, warum es gut ist, dass Großbritannien aus der Europäischen Union austritt. Wenn die AfD-Abgeordneten so gegen das Europäische Parlament und gegen die Europäische Union sind, dann sollten sie konsequent sein und diese Woche mit den Briten zusammen das Europaparlament verlassen.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD)

Irgendwann ist ja auch mal die Schonfrist für die AfD vorbei. Wenn man zwei Jahre im Bundestag ist und wie Sie, Frau Miazga, auch zwei Jahre im Europaausschuss, müsste man langsam wissen, wie das mit der Subsidiarität ist, was man da machen kann und wie man es machen muss. Die Vorredner sind darauf eingegangen: Lernen Sie endlich Parlamentarismus, und halten Sie hier keine blöden Reden über die Europäische Union! Das wäre besser als das, was Sie heute hier angestellt haben.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten der SPD – Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Richtig!)

Wenn wir aber schon mal über dieses Thema reden, dann sollten wir es nicht nur juristisch aufgreifen, wie es meine Vorredner gemacht haben; lasst uns doch mal darüber reden, worum es hier geht. Ich finde, der Vorschlag der Europäischen Union, dass man Whistleblower schützen soll, ist eine gute Idee; denn solche Leute brauchen Schutz.

Ich möchte mal zwei Beispiele nennen, die vielen von Ihnen vielleicht bekannt sind. Ich glaube, dass auch bei der nationalen Umsetzung dieser Richtlinie noch einiges getan werden muss. Ich nenne das Beispiel von Erwin Bixler. Kennt den noch jemand? Er hat auf Fälschungen der Arbeitslosenstatistik durch das Landesarbeitsamt Rheinland-Pfalz-Saarland aufmerksam gemacht. Die Arbeitgeber haben den aufrechten Beamten mit einer Denunziationskampagne und mit Mobbing in Krankheit und Frührente getrieben. So etwas sollte in Zukunft nicht mehr passieren.

(Beifall bei der LINKEN sowie der Abg. Dr. Manuela Rottmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Das zweite Beispiel: Der Apotheker Martin Porwoll fand heraus, dass in seiner Apotheke gepanschte Krebsmedikamente verkauft wurden, und ging an die Öffentlichkeit. Sein Chef entließ ihn fristlos.

Diese Menschen sind keine Verräter, wie sie die AfD vielleicht gerne bezeichnet, sondern sie sind Helden des Alltags. Und solche Helden müssen geschützt werden.

(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Ulli Nissen [SPD]: Genau!)

Deswegen geht die Richtlinie der EU auch in die richtige Richtung. Demokratien benötigen dringend einen rechtlichen Schutz für Whistleblower – auch über nationale Grenzen hinweg.

Aber ich sage auch: Die Bundesregierung sollte jetzt endlich mal tätig werden; denn was in Deutschland fehlt, ist ein Whistleblower-Schutzgesetz, wie wir es als Linke schon seit Jahren fordern. Deshalb ist die Bundesregierung aufgefordert, diese Richtlinie endlich zum Anlass für eine nationale Umsetzung zu nehmen. Da geht es nicht nur um EU-Recht, sondern da geht es auch um Verstöße in Unternehmen, im Privatleben oder beim Staat bzw. bei deutschen Behörden. Das, was bei VW oder anderen Firmen zum Beispiel beim Dieselskandal passiert ist, wäre vielleicht aufgedeckt worden, wenn die Menschen nicht Angst davor hätten, dass ihnen dafür fristlos gekündigt wird.

(Beifall bei der LINKEN)

Wir brauchen endlich einen Schutz für Whistleblower in Deutschland. Deshalb, glaube ich, ist es auch ganz gut, wenn wir daran erinnern, dass es Whistleblower gibt, die verfolgt werden, die sich in Russland oder woanders verstecken müssen. Solche Whistleblower sind Helden des Alltags und sollten auch durch den Deutschen Bundestag geschützt werden.

(Beifall bei der LINKEN)

Vielen Dank, Herr Kollege Ulrich. – Ich merke: Kaum füllt sich der Saal, wird der Geräuschpegel deutlich wahrnehmbarer. Ich bitte auch die Kollegin Künast, Gespräche zu unterlassen, damit den Rednerinnen und Rednern zugehört werden kann.

Die nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Manuela Rottmann, Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7424748
Wahlperiode 19
Sitzung 143
Tagesordnungspunkt Schutz von Hinweisgebern auf EU-Ebene
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