31.01.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 144 / Tagesordnungspunkt 23

Carl-Julius CronenbergFDP - Nachhaltige Arbeitsmarktpolitik

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Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Umbruch, Strukturwandel, schöpferische Zerstörung, Transformation: All diese Begriffe beschreiben, was in der Arbeitswelt seit über 100 Jahren selbstverständlich ist – Uwe Schummer hat es erwähnt –, nämlich die stetige Veränderung von Technologie, Arbeitsplätzen und Geschäftsmodellen. Die vielen erfolgreichen Mittelständler im Sauerland und in ganz Deutschland können Ihnen ein Lied davon singen.

Transformation war und ist immer. Motor für erfolgreichen Strukturwandel ist dabei unternehmerische Kreativität, Fleiß und hohe Ausbildung der Beschäftigten sowie verantwortungsvolle Tarifpolitik der Sozialpartner. Was noch nie geholfen hat, sind Eingriffe des Staats.

(Beifall bei der FDP)

Das möchte ich als Unternehmer wie als Liberaler hier deutlich betonen.

Deutschland hat in der Vergangenheit schon oft bewiesen: Wir können Strukturwandel. Was wir nicht können, ist Strukturbruch. Deshalb bereitet der Blick auf die Automobilbranche in der Tat Sorgen. Erst verunsichert die Bundesregierung Verbraucher und Industrie, statt in Brüssel für technologieoffenere Formen der Flottengrenzwerte zu streiten, um dann festzustellen: Huch, es gibt Verwerfungen; wir müssen eingreifen. – Das setzt eine Interventionsspirale in Gang, die mit kluger Ordnungspolitik herzlich wenig zu tun hat.

(Beifall bei der FDP)

Die Fraktion Die Linke schreibt: Vollbeschäftigung muss wesentliches Ziel nachhaltiger Wirtschaftspolitik sein.

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN)

Richtig! So ist das. Stattdessen folgen aber elf Forderungen, die nicht zu Vollbeschäftigung, sondern zu steigender Arbeitslosigkeit führen.

Sie fordern ein höheres Arbeitslosengeld.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Ja!)

Damit steigen die Lohnzusatzkosten. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Damit steigt die Massenkaufkraft und die Nachfrage!)

Sie fordern die Aushöhlung von Tarifautonomie durch politischen Mindestlohn. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Unsinn!)

Sie fordern Einschränkungen bei Arbeitszeit, Arbeitnehmerüberlassung und Befristung. Das schwächt die Wettbewerbsfähigkeit, besonders den Export.

(Katharina Dröge [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Keine der Prognosen zum Mindestlohn hat zugetroffen!)

Gerade in Zeiten schneller Veränderung ist doch mehr Flexibilität das Gebot der Stunde und nicht weniger.

(Beifall bei der FDP)

Weiterhin fordern Sie die Generalisierung von allgemeinverbindlichen Tarifverträgen. Das schwächt die Investitionsbereitschaft der Unternehmen.

(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wie bitte?)

Wer Löhne und Gehälter nicht mehr frei verhandeln kann, der investiert nicht gerne in Maschinen. Schließlich Ihre Forderung, Betriebsräten und Gewerkschaften Mitentscheidungsbefugnisse bei Investitionen zu geben. Schlagen Sie das mal Elon Musk vor, der in Brandenburg eine Tesla-Fabrik bauen will; der wird Ihnen weglaufen.

Die FDP schlägt was ganz anderes vor: Machen Sie aus Betroffenen Beteiligte. Befreien Sie die Mitarbeiterkapitalbeteiligung von unnötiger Bürokratie und massiven Steuernachteilen für Beschäftigte. Das bringt Schwung in die Start-up-Szene in Deutschland.

(Beifall bei der FDP – Dr. Matthias Zimmer [CDU/CSU]: Das ist eine tolle Idee! Super!)

Und bevor die Bundesregierung mit öffentlichen Krediten marode Unternehmen finanziert, soll sie bitte die längst überfällige Unternehmensteuerreform anpacken. In Zeiten schneller Veränderung ist es falsch, Unternehmen und Beschäftigte an Ketten zu legen. Vielmehr sollten wir eines nicht ändern, nämlich Tarifautonomie, Subsidiarität und soziale Marktwirtschaft.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU – Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Komisch, in den Ländern, wo das so läuft, da geht es den Menschen besser!)

Vielen Dank. – Als nächste Rednerin hat die Kollegin Gabriele Hiller-Ohm, SPD-Fraktion, das Wort.

(Beifall bei der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7424841
Wahlperiode 19
Sitzung 144
Tagesordnungspunkt Nachhaltige Arbeitsmarktpolitik
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