Götz FrömmingAfD - Aufstiegsfortbildungsförderung
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Ministerin! Ich weiß nicht, ob Sie das kennen: Wenn Sie nach Jahren einmal wieder in das Dorf oder Städtchen Ihrer Kindheit zurückkommen und dann schauen: Wo ist denn eigentlich der kleine Tante-Emma-Laden geblieben? Er ist nicht mehr da. Sie finden nur noch ein normales Wohnhaus. Ein paar Straßen weiter, wo damals noch die kleine Kfz-Werkstatt im Hinterhof war, gibt es nur noch ein leeres Garagentor. So geht es weiter: Der Bäcker, der Metzger,
(Armin-Paulus Hampel [AfD]: Das Wirtshaus!)
die familiengeführten Einzelhandelsbetriebe, viele sind verschwunden. In den Kleinstädten dominieren die immer gleichen Ketten mit ihrem gesichtslosen Design das Bild unserer Straßen. Meine Damen und Herren, glauben Sie nicht, diese Entwicklung sei zu Ende. Wir sind noch mittendrin.
(Beifall bei der AfD)
Der Zentralverband des Deutschen Handwerks geht davon aus, dass etwa 250 000 Stellen im Handwerk unbesetzt sind. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag meldet in seinem aktuellen Unternehmensnachfolgereport, dass fast jeder zweite Inhaber, der demnächst in den Ruhestand geht, noch keinen Nachfolger gefunden habe.
Gleichzeitig platzen unsere Universitäten aus allen Nähten: Fast 3 Millionen Studenten haben wir zurzeit. Jedes Jahr kommen 500 000 dazu. Wenn Sie mich fragen: 300 000 würden vollkommen reichen.
(Beifall bei der AfD)
Im Verlaufe des Studiums bricht dann jeder dritte Student seine Ausbildung komplett ab.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie dann studiert?)
Die meisten sind dann schon längst zu alt und durch den Universitätsbetrieb verdorben,
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Warum haben Sie dann auf einem Elitegymnasium unterrichtet?)
um noch eine ordentliche Lehre beginnen zu können. Meine Damen und Herren, an diesem Missverhältnis zwischen beruflicher Bildung und Universität müssen wir dringend etwas ändern.
(Beifall bei der AfD)
Das hier abschließend zur Debatte stehende sogenannte Meister-BAföG, also die Ausbildungsförderung für die nichtakademischen Bildungswege, ist ein wichtiger Hebel, um die berufliche Bildung attraktiver zu machen.
(Dr. Astrid Mannes [CDU/CSU]: Na also!)
Auch waren wir uns im Ausschuss fraktionsübergreifend einig, dass die vorliegende Novelle grundsätzlich begrüßenswert ist und in die richtige Richtung geht.
(Dr. Astrid Mannes [CDU/CSU]: Hört! Hört!)
Sie enthält gegenüber der bisherigen Regelung einige Verbesserungen, die eben schon genannt worden sind und die ich hier nicht noch einmal aufzählen muss.
Gleichwohl, sehr geehrte Frau Ministerin, liebe Koalition, sind Sie angesichts der großen Aufgabe, vor der wir stehen, zu kurz gesprungen. Noch immer müssen Lehrlinge im Gegensatz zu Studenten für ihre Ausbildung, die Prüfung und auch für das sogenannte Meisterstück eine nicht unerhebliche Summe aus eigener Tasche berappen. Hier waren Sie zu knauserig, Frau Ministerin.
(Beifall bei der AfD)
Wenn der Bund vor Kurzem beschlossen hat, für die Hochschulen 40 Milliarden Euro und für die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in den nächsten zehn Jahren sogar 120 Milliarden Euro lockerzumachen, dann zeigt das doch, wo Ihre Prioritäten in Wahrheit immer noch liegen, meine sehr geehrten Damen und Herren.
Die AfD-Fraktion hat sich im Rahmen der Beratungen dafür eingesetzt, die Bundesmittel für die Aufstiegsfortbildung zu erhöhen und auch Leistungsstipendien ähnlich wie im akademischen Bereich einzuführen. Leider konnten wir uns mit dieser Forderung nicht durchsetzen.
Meine Damen und Herren, lassen Sie mich mit der Abwandlung einer früher bei den Grünen beliebten Weissagung schließen: Erst wenn der letzte Handwerker seinen Laden dichtmacht und keiner mehr kommt, wenn die Heizung kaputt ist, dann werdet ihr feststellen, dass es ein Fehler war, jedem das Abitur zu schenken und die berufliche Bildung zu vernachlässigen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD – Dr. Wolfgang Strengmann-Kuhn [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Von wem haben Sie denn Ihr Abitur geschenkt gekriegt?)
Für die SPD-Fraktion hat als Nächstes das Wort die Kollegin Bärbel Bas.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7427890 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 147 |
Tagesordnungspunkt | Aufstiegsfortbildungsförderung |