Falko MohrsSPD - Ökologische Digitalisierung
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Klar ist doch uns allen: Die Rechenzentren, das Rückgrat der Digitalisierung, brauchen Energie, und mit einer zunehmenden Digitalisierung der Welt, der Gesellschaft, steigt auch der Energiebedarf. Deswegen ist es völlig richtig, dass wir uns in diesem Zusammenhang heute hier im Haus mit der Frage „Wie schaffen wir es eigentlich, Digitalisierung und Nachhaltigkeit zusammenzubringen?“ beschäftigen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und der LINKEN)
Herr Komning, ich glaube, fast alle in diesem Haus haben das auch begriffen. Und wenn Sie nicht in Ihrer – ich weiß es nicht – nuklear verstrahlten Zeitkapsel von vor 1945 festhingen,
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
dann würden vielleicht auch Sie mal begreifen, welche Katastrophen durch den Klimawandel in dieser Welt hervorgerufen werden. Vielleicht machen Sie einfach mal die Augen auf.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Karsten Hilse [AfD]: Alle anderen sehen das nicht so! Nur Deutschland!)
Kommen wir aber auf die Frage von Ökologie und Digitalisierung zurück. Das bedeutet also, wir müssen uns über zwei Dimensionen Gedanken machen. Wir müssen auf der einen Seite klarmachen: Es gibt einen Treiber für den Energieverbrauch in der Digitalisierung. Das heißt, wir müssen uns fragen: Wie können wir diesem Treiber etwas entgegensetzen? Wie können wir also durch die Digitalisierung, durch einen wirklich ökologisch-gesellschaftlichen Nutzen der Anwendungen, die wir digitalisieren wollen, Umwelt- und Klimaschutz betreiben? Und wir müssen uns die Frage stellen, wie wir den Betrieb so effizient wie möglich machen können.
Das sind die beiden Dimensionen, die wir uns vor Augen führen müssen, und deswegen darf es eben keine eindimensionale Betrachtung nur des einen geben – nur Digitalisierung oder nur Klima –, ohne auch den gesellschaftlichen Nutzen mitzudiskutieren.
(Beifall bei der SPD)
Dass wir das tun, dass die Gesellschaft, dass die Unternehmen das tun, kann man sich an einigen Beispielen auch sehr klar vor Augen führen. Es gibt zum Beispiel die Logistikplattform RIO – ich bin selber Speditionskaufmann –, die zur Traton-Gruppe gehört. Dort geht es zum Beispiel darum, Frachtfuhren KI-basiert, cloudbasiert in Echtzeit miteinander zu verknüpfen. Spediteure können sich einbuchen und Unternehmen ihre Frachten so zur Verfügung stellen, dass auf KI-Grundlage am Ende eine bessere Auslastung der Lkws zustande kommt. Übrigens: Ungefähr 25 Prozent der Lkws in Deutschland fahren leer.
Wenn wir es also schaffen, mit guten digitalen, intelligenten Lösungen hier für bessere Auslastung zu sorgen, dann macht das auch deutlich, welche Umwelt- und ökologischen Potenziale in der Digitalisierung stecken – wenn eben genau das unser Maßstab, unsere Ausrichtung in der Digitalisierung ist.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der LINKEN)
Ein anderes Beispiel sind mobilitätsübergreifende Apps, die über alle Verkehrsträger hinweg Möglichkeiten der Priorisierung anbieten, zum Beispiel wenn ich mich CO
Das sind Beispiele, mit denen uns innovative Unternehmen in Deutschland, Europa und weltweit zeigen, dass es per se keinen Widerspruch zwischen Digitalisierung und Umweltschutz gibt, sondern dass durch eine kluge Ausrichtung von Digitalisierung beides verbunden werden kann. Und darum, meine Damen und Herren, muss es uns doch gehen: dass wir in der Ausrichtung unserer Industrie- und Wirtschaftspolitik und in der Ausrichtung unserer Digitalpolitik sagen: Technologie – Dieter Janecek, da gebe ich dir recht – ist nicht per se ein guter Fortschritt für die Gesellschaft; aber wir müssen sie so gestalten, dass sie einen guten Fortschritt für die Gesellschaft mit sich bringt. Das muss unser Maßstab sein, wenn es darum geht, gezielt in die Digitalisierung unserer Gesellschaft und der Wirtschaft zu investieren.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir müssen also in bilanziellen Systemen denken, meine Damen und Herren.
Jetzt ist es natürlich völlig klar, dass die Opposition das Ganze mit Kritik an der Regierung garnieren muss; das liegt an ihrer Funktion. Ich kann aber durchaus noch mal sagen – der Kollege Knoerig hat es ja erwähnt –: Bereits im November 2008 wurde der Grundstein für die Green-IT-Strategie gelegt, bei der es darum ging, in einem ersten Schritt den eigenen Energieverbrauch um 40 Prozent zu senken. Da haben wir jetzt nachgelegt.
Wir haben übrigens auch bereits 2008 den Energieverbrauch in der Beschaffungsstrategie des Bundes verankert, und die Bundesregierung hat sich jetzt für 2018 bis 2022 wieder neue Ziele gesetzt, bei denen es um den weiteren Verbrauch der eigenen Ressourcen geht und die Kriterien des Blauen Engels maßgeblich auch bei der Beschaffung und bei der Nutzung von Rechenzentren angewendet werden. Also, meine Damen und Herren, auch die Bundesregierung hat es verstanden – trotz der Kritik der Opposition natürlich, aber das liegt vielleicht an der Rollenverteilung.
Meine Damen und Herren, Digitalisierung hat also erhebliche Auswirkungen auf die Umwelt. Die Zukunft wird kommen, die Zukunft wird digital – das ist völlig klar –, und es liegt an uns, in welcher Form wir Digitalisierung gestalten, in welcher Form wir die Zukunft gestalten. Lassen Sie uns daraus keinen Widerspruch machen. Digitalisierung kann Ökologie und Umwelt positiv beeinflussen. Das ist unsere Verantwortung; da können Sie sich auf uns verlassen.
Danke sehr.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Der nächste Redner: der Kollege Dr. Marcel Klinge, FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7427910 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 147 |
Tagesordnungspunkt | Ökologische Digitalisierung |