14.02.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 147 / Tagesordnungspunkt 25

Thomas SattelbergerFDP - Befristungen in der Wissenschaft

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Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! In der Wissenschaft sind 80 Prozent der Stellen befristet. Das ist unsäglich. Aber, liebe Linke, nicht alles ist Klassenkampf. Hier geht es um persönliche Belastungen, unsichere berufliche Zukunft, Beziehung und Familienplanung unter Druck und innovationsschädliche Abhängigkeiten.

Der Klops im Wissenschaftszeitvertragsgesetz von 2017 ist, dass es nur eine einmalige Evaluierung geben soll, 2020, ohne großen Ergebnisbericht an den Bundestag und ohne Wiederholung – deshalb unser Gesetzentwurf.

(Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, ich sprach in den vergangenen Monaten mit Professoren und Doktoranden, mit Frauen und Männern, mit Betriebsräten und mit Mitarbeitern von Wissenschaftsakademien und Forschungseinrichtungen. Reizt man alle Befristungsvarianten aus, also qualifikations- wie drittmittelbasierte, dann sind befristete Kettenverträge über Jahrzehnte hinweg möglich und Praxis. Das ist unmöglich, sagen wir da.

(Beifall bei der FDP)

Selbst beim bereits 126 Jahre alten, Herr Frömming, Orchideenprojekt „Thesaurus linguae Latinae“

(Dr. Götz Frömming [AfD]: Das ist gut!)

laufen Verträge nur wenige Jahre. Nehmen Sie sich doch einmal eine kleine Auszeit, und machen Sie Ihre Kalauer in Ihrer Kneipe, aber nicht im Parlament.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP, der CDU/CSU und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Bei hochspezialisierter Grundlagenforschung ist breiterer Einsatz an der Hochschule nach Vertragsende meist sehr schwierig. Befristungsmissstände verhindern auch jedwede kluge Personalentwicklung. Viele gute Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler setzen sich solchen Zuständen nicht aus, sie wechseln an Forschungseinrichtungen im Ausland.

Der heutige Antrag der Linken geht in die richtige Richtung. Frau Gohlke, das ist so selten, daher Glückwunsch!

(Beifall bei Abgeordneten der LINKEN – Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Aber?)

Etwas Wasser in den Wein: Natürlich brauchen Wissenschaftseinrichtungen erstens Atmungspotenziale, zweitens Fluktuation der Wissenschaftler für die Innovation, drittens Fairness zwischen Generationen. Wir müssen natürlich Flaschenhälse vermeiden, die für Karrierestaus sorgen. Bei rund 29 000 Promovierten pro Jahr, aber nur knapp 48 000 Professorenstellen hierzulande bietet der Linken-Antrag keine Lösung.

(Beifall bei der FDP)

Wesentliche Lösungen dagegen sind: Promotionen müssen von Beginn an über ihre gesamte Laufzeit abgesichert sein, natürlich mit realistischem Zeitrahmen. Vertragslaufzeiten sind an Projektlaufzeiten zu knüpfen. Die unterlaufene Sollbestimmung im Wissenschaftszeitvertragsgesetz ist viel zu weich. Und wir müssen etwas tun gegen Karrieresilos in der Wissenschaft, durch partnerschaftliche Initiativen für cross-sektorale Personalentwicklung in Wissenschaft, Wirtschaft, Verwaltung.

Kollege Sattelberger, kommen Sie bitte zum Schluss, –

Ich komme zum Ende.

– und bringen Sie das in die Ausschussberatungen ein.

Lieber Herr Staatssekretär Meister, evaluieren Sie schnell, verdammt schnell, und handeln Sie dann noch schneller! Nehmen Sie für Ihre Ministerin mit: Ran an den Speck, Frau Karliczek!

(Beifall bei der FDP – Dr. Götz Frömming [AfD]: Wenn das keine Kalauer sind!)

Das Wort hat der Kollege Kai Gehring für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen.

(Beifall bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7427940
Wahlperiode 19
Sitzung 147
Tagesordnungspunkt Befristungen in der Wissenschaft
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