Sabine ZimmermannDIE LINKE - Vereinbarte Debatte – Internationaler Frauentag
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich würde mich wirklich freuen, wenn ich zum Internationalen Frauentag nicht Jahr für Jahr immer wieder auf dieselben Probleme hinweisen müsste. Aber leider hat sich an der Benachteiligung von Frauen am Arbeitsmarkt in unserem Land nichts geändert. Meine Damen und Herren der Bundesregierung, das ist Ihre Verantwortung! Das hätten Sie längst ändern müssen, wenn Sie es wirklich ernst meinen mit der Gleichstellung.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Noch immer verdienen Frauen in Deutschland rund 20 Prozent weniger als Männer, und niedrige Löhne, meine Damen und Herren, ziehen immer niedrige Renten nach sich. Die Alterseinkünfte von Frauen sind deshalb um die Hälfte niedriger und liegen oft im Armutsbereich. Das ist ungerecht, und es ist das Ergebnis Ihrer Politik der letzten Jahre.
(Beifall bei der LINKEN sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, häufiger unter ihrer Qualifikation, aber seltener in Führungspositionen. Wir wissen doch, was das heißt: weniger Gehalt und weniger Karrierechancen. Wer weniger verdient, steckt eher beruflich für die Familie zurück, und wer beruflich zurücksteckt, verdient weniger. Durchbrechen Sie endlich diesen Teufelskreis, und gehen Sie diese Probleme an, meine Damen und Herren der Regierung!
(Beifall bei der LINKEN)
Frauen werden schlechter bezahlt. Frauen leisten aber den größten Teil der Fürsorgearbeit in der Familie. Beides hängt zusammen. Was man von Frauen umsonst erwartet, wird auch schlecht vergütet. Und Sie, meine Damen und Herren der Regierung, machen dabei mit, wenn Sie nicht mehr Geld für gute Pflege und eine gute Kinderbetreuung bereitstellen und wenn Sie weiterhin den Mindestlohn kleinhalten. Das sind doch Hindernisse, die in Ihrer Verantwortung liegen. Bitte ändern Sie dies!
(Beifall bei der LINKEN)
Die Linke fordert gute Tariflöhne in sozialen Berufen genauso wie in technischen; sie fordert geregelte Arbeitszeiten, nicht mehr als 40 Stunden die Woche, flächendeckende Kinderbetreuung, gute Pflege, vollfinanziert über eine Pflegeversicherung. Das wäre eine Politik für Millionen Frauen in unserem Land. Daran sollten Sie arbeiten.
(Beifall bei der LINKEN)
Aber wenn der Wille zu grundlegenden Veränderungen fehlt, dann ersparen Sie uns bitte wenigstens Ihre Alibiaktionen. Die letzte Bundesregierung kümmerte sich um 20 Aufsichtsrätinnen, Sie, Frau Dr. Giffey, wollen ein paar Dutzend Frauen in Konzernvorstände holen – schön für die wenigen, die es betrifft, aber reichlich egal für die Mehrheit der Frauen.
(Christine Lambrecht, Bundesministerin: Ist es nicht!)
Um die geht es aber – nicht nur am Internationalen Frauentag.
(Beifall bei der LINKEN)
Es geht um die Verkäuferin im Einzelhandel, die einfach keine Vollzeitstelle bekommt und einen Zweit- und Drittjob annehmen muss, um überhaupt über die Runden zu kommen. Es geht um die Pflegerin, die sich für wenig Geld den Rücken krumm schuftet und ständig aus dem Frei einspringen muss. Es geht um die Alleinerziehende, die keinen Kitaplatz bekommt und nicht in ihrem Beruf arbeiten kann. Und ja, es geht auch um den jungen Mann, der Altenpfleger werden will, aber einen Schreck bekommt, wenn er nachschaut, was man in der Pflege verdient.
Ich komme zum Schluss, meine Damen und Herren. Es geht nicht um Mann gegen Frau. Es geht um gute Löhne und faire Arbeitsbedingungen für Frauen und für Männer.
Danke schön.
(Beifall bei der LINKEN)
Nächste Rednerin ist die Kollegin Katja Dörner, Bündnis 90/Die Grünen.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7432466 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 150 |
Tagesordnungspunkt | Vereinbarte Debatte – Internationaler Frauentag |