12.03.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 152 / Tagesordnungspunkt 11

Heike BaehrensSPD - Personalbemessung in Krankenhäusern

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Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ja, wir brauchen mehr Pflegekräfte in unseren Krankenhäusern, und das nicht nur auf den sogenannten bettenführenden Stationen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)

Jeder, der persönliche Erfahrungen gemacht hat, weiß um die wichtige Rolle der Pflege im Krankenhaus, weiß um die sehr unterschiedlichen Bedarfe auf den Stationen, weiß um das so wichtige Zusammenspiel unterschiedlicher Berufsgruppen im Team und hat schon ganz unmittelbar erlebt, was es bedeutet, wenn man auf Hilfe angewiesen ist und eben lange warten muss.

Mit viel Einsatz und Kreativität überbrücken Pflegekräfte so manche Mangelsituation. Das kann zum Beispiel ein Löffel sein, der von außen auf die Türklinke gelegt wird, damit der Nachtdienst hört, wenn die Patientin mit fortgeschrittener Demenzerkrankung desorientiert das Zimmer verlässt. Aber wenn zum Beispiel eine Patientin mit einem Oberarmbruch auf die Operation wartet, reicht die Zeit nicht, in der Nacht Orientierung zu geben und sie durch die Nacht zu begleiten. Wenn man als Angehörige eine solche Nacht oder auch mehrere Nächte im Krankenhaus mit einer demenzerkrankten Frau verbringt, dann sieht man nicht nur in diesem Einzelfall, sondern darüber hinaus, wie schwierig die Personalsituation im Krankenhaus ist.

Eine andere Situation habe ich vor Augen: drei Monate in der Kinderkardiologie, wo um das Leben eines neugeborenen Kindes gerungen wurde, von Ärzten, von Hebammen und vielen sehr qualifizierten Kinderkrankenschwestern, die sich Tag und Nacht gekümmert haben, wo ganz oft der Schichtplan nicht eingehalten werden konnte, weil die Personaldecke zu knapp bemessen war.

Das waren nur zwei Beispiele vom Anfang und vom Ende des Lebens, die zeigen, wie wichtig es ist, gut ausgebildetes Personal in ausreichender Zahl zuverlässig im Einsatz zu haben. Internationale Studien belegen seit Langem den engen Zusammenhang zwischen guter Personalausstattung und qualitativ hochwertiger Versorgung. Mehr qualifiziertes Personal bedeutet weniger Todesfälle, weniger Komplikationen nach Operationen, weniger Decubiti, weniger Lungenentzündungen; man könnte die Liste fortsetzen.

Darum ist für uns als SPD klar: Pflege im Krankenhaus darf kein Spielball sein, mit dem man je nach Kassenlage beliebig jonglieren kann. Pflege ist maßgeblicher Bestandteil des Leistungsgeschehens und unverzichtbar für Qualität und Erfolg der Krankenhausbehandlung.

(Beifall bei der SPD)

Das Pflegepersonal-Stärkungsgesetz war ein wichtiger Schritt, um zusätzliche Personalstellen zeitnah in den Krankenhäusern besetzen zu können. Aber auf Dauer hilft nur eine verbindliche und gerechte Personalbemessung für alle Leistungsbereiche des Krankenhauses. Deshalb ist es gut, dass die Deutsche Krankenhausgesellschaft, Verdi und der Deutsche Pflegerat gemeinsam einen Vorschlag als Übergangslösung, sozusagen als Zwischenschritt, gemacht haben. Da schließe ich mich den Ausführungen von Kordula Schulz-Asche an: Es ist ein Zwischenschritt auf dem Weg hin zu einem wissenschaftlich fundierten, am Versorgungsbedarf der Patientinnen und Patienten orientierten Personalbemessungsverfahren, das aber alle Professionen einbeziehen muss, die am Gelingen des Pflegeprozesses beteiligt sind.

(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Ja, wir brauchen mehr Pflegekräfte in unseren Krankenhäusern, und dafür kämpfen wir als SPD. Insofern freuen wir uns auf die Diskussion über diesen Antrag.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der Abg. Kordula Schulz-Asche [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Vielen Dank, Frau Kollegin. – Der nächste Redner: der Kollege Tino Sorge, CDU/CSU-Fraktion.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7433844
Wahlperiode 19
Sitzung 152
Tagesordnungspunkt Personalbemessung in Krankenhäusern
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