Martin RosemannSPD - Mobiles Arbeiten
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Für mich sind Homeoffice und mobiles Arbeiten eine Chance; eine Chance für mehr Flexibilität und mehr Selbstbestimmung für die Beschäftigten und damit ein wichtiger Beitrag, um Familie und Beruf, um Beruf und Privatleben besser zu vereinbaren und für Arbeit zu sorgen, die zum Leben passt. Natürlich bedeutet das dann auch weniger Pendeln.
Studien zeigen im Übrigen, dass Leute, die die Möglichkeit haben, im Homeoffice zu arbeiten, zufriedener und sogar leistungsfähiger sind. Studien zeigen aber auch, dass das nicht ohne Gefahren ist, dass es zu mehr Arbeit und höherer Belastung kommen kann, weil die Arbeit schon zu Hause ist und manche nicht mehr zwischen Privatleben und Arbeit trennen können, nicht abschalten können. Deswegen ist für mich das Fazit: Homeoffice und mobiles Arbeiten sind dann gut, wenn sie vernünftig organisiert sind und wenn die Rahmenbedingungen stimmen.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Worauf kommt es dabei an? Es kommt darauf an, dass wir Entgrenzung von Arbeit vermeiden, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz gewährt wird, und vor allem braucht es klare Regeln, insbesondere bei der Arbeitszeit. Deshalb wünsche ich mir noch mehr Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen in Bezug auf mobiles Arbeiten, die das passgenau für ganze Branchen und einzelne Unternehmen regeln.
Aber wir stellen leider fest: So weit sind wir noch nicht. In Deutschland sieht es in der Praxis anders aus. In Deutschland nutzen nur 11 Prozent der Beschäftigten mobiles Arbeiten. Spitzenreiter in der Europäischen Union sind die Niederlande mit 37,5 Prozent. In den skandinavischen Ländern nutzt etwa jeder dritte Beschäftigte mobiles Arbeiten oder Homeoffice. Befragungen für Deutschland zeigen aber, dass zwischen 30 und 40 Prozent der Beschäftigten gerne mobil arbeiten würden. Das heißt, wir haben eine große Kluft zwischen Wunsch und Wirklichkeit. Leider scheitern Homeoffice und mobiles Arbeiten zu häufig am Widerstand der Arbeitgeber. Meine Damen und Herren, das wollen wir ändern.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN – Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Dann stimmt die SPD unserem Antrag zu, wie ich höre!)
Deshalb wollen wir mobiles Arbeiten gesetzlich regeln. Wir haben im Koalitionsvertrag verabredet, einen Rechtsrahmen zu schaffen, einen Rechtsrahmen, der dafür sorgt, dass sich mehr Arbeitgeber für Homeoffice öffnen, dass es klare Regeln gibt und dass es auch mehr Vereinbarungen zwischen den Sozialpartnern gibt.
Wir werden dieses Jahr ein Gesetz zum mobilen Arbeiten auf den Weg bringen; denn uns geht es darum, dass auch die Beschäftigten die Chancen der Digitalisierung nutzen können. Unser Ziel als SPD ist es, dass mehr Beschäftigte, die wollen, auch mobiles Arbeiten und Homeoffice nutzen können.
(Beifall bei der SPD)
Meine Damen und Herren, in der aktuellen Situation aufgrund des Coronavirus erleben wir, dass mehr und mehr Arbeitgeber ihre Beschäftigten aktiv ins Homeoffice schicken, um sie zu schützen und eine weitere Verbreitung des Virus zu verlangsamen. Man sieht daran, dass in der Krise manchmal ein Umdenken stattfindet. Ich hoffe und wünsche mir, dass das dazu beiträgt, dass es ein Stück weit zu einem Kulturwandel in den Unternehmen in Deutschland kommt und uns voranbringt, um dann für alle eine Arbeit zu ermöglichen, die zum Leben passt.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Katharina Landgraf [CDU/CSU])
Für die FDP-Fraktion hat nun der Kollege Johannes Vogel das Wort.
(Beifall bei der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7434027 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 152 |
Tagesordnungspunkt | Mobiles Arbeiten |