Bernd RützelSPD - Mobiles Arbeiten
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Mobiles Arbeiten – aktueller als heute könnte diese Debatte wohl nicht sein. Vier von zehn Beschäftigten würden gerne regelmäßig oder auch gelegentlich von zu Hause aus arbeiten. Das wurde schon 2016 im Weißbuchprozess „Arbeiten 4.0“ unserer damaligen Arbeitsministerin Andrea Nahles ganz klar herausgearbeitet.
(Johannes Vogel [Olpe] [FDP]: Daraus ist nichts gefolgt!)
– Doch, Kollege Vogel. Aus diesem Prozess heraus haben wir den Rahmen aufgebaut, der in den Koalitionsverhandlungen beschlossen worden ist.
(Lachen des Abg. Johannes Vogel [Olpe] [FDP] – Johannes Vogel [Olpe] [FDP]: Schall und Rauch! – Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist der Gesetzentwurf, der schon lange angekündigt wurde?)
Mein Kollege Martin Rosemann hat in seiner Rede sehr ausführlich dargestellt, was wir dieses Jahr noch auf den Weg bringen.
Das ist auch der Unterschied zu den Grünen: Sie machen die Anträge
(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Genau!)
– und dieser Antrag ist gut;
(Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ja, ich weiß!)
da widerspreche ich nicht –, aber wir machen die Gesetze dazu.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU – Beate Müller-Gemmeke [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo ist das Gesetz?)
Das ist der Unterschied, liebe Kolleginnen und Kollegen.
In der aktuellen Coronakrise können wir doch sehen, was alles möglich ist. Vor Kurzem ist Homeoffice noch mit Vehemenz bekämpft worden. Die Präsenzkultur, die wir in Deutschland haben, ist nicht unbedingt förderlich. Andere Staaten sind uns da weit voraus. Es gilt jetzt, den Mut aufzubringen, einiges zu verändern. Allein wer die Möglichkeit hat, von zu Hause aus zu arbeiten, der ist schon glücklicher und zufriedener als derjenige, der sie nicht hat. Von daher ist es wichtig, dass wir das ausbauen.
Die allermeisten Beschäftigten – das ist bei der Kollegin Tatti angeklungen – wollen gar nicht von zu Hause aus arbeiten; nicht 100 Prozent freut es, zu Hause, in den eigenen vier Wänden, zu arbeiten. Denn sie wissen auch um die Nachteile, die es bei der Heimarbeit, im Homeoffice, gibt: Man ist sozial isolierter. Man hat weniger Aufstiegschancen. In der Weiterbildung ist man oft der Gelackmeierte. Die geleistete Arbeit wird auch nicht immer von den Chefs richtig eingeschätzt. Und bei der Mitbestimmung ist Homeoffice mit Sicherheit auch nicht unbedingt förderlich. – Deswegen müssen wir beim Homeoffice das richtige Maß finden. Maß ist eine der sieben Tugenden – uralt, aber immer noch aktuell.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD)
Und es kommt auch auf den richtigen Rahmen an. Das hat auch die Hans-Böckler-Stiftung in ihrem letzten „Impuls“ deutlich gemacht. Es muss geregelt werden, wann gearbeitet wird, wann die Kernzeiten sind, wann Feierabend ist. Sonst ist man schnell im Hamsterrad. Man wird ausgenutzt, aber man nutzt sich auch selber aus. Und eines ist auch klar: Jede Minute Arbeitszeit muss bezahlt werden.
Wer in der wunderbaren Natur leben darf – ich weiß, von was ich da spreche –, der weiß aber auch, wie schwierig es ist, mit öffentlichen Verkehrsmitteln in die Städte zu kommen. Nach Frankfurt pendeln jeden Tag 1 Million Menschen. Wenn viele davon ein oder zwei Tage in der Woche nicht dorthin pendeln müssten und zu Hause arbeiten könnten, dann wäre viel für die Gesundheit, für die Nerven, für die Ersparnis von Zeit, für die Umwelt getan.
(Beifall des Abg. Mark Helfrich [CDU/CSU])
Aber dazu bedarf es auch des schnellen Internets an jeder Milchkanne.
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD)
Letzter Redner in dieser Debatte ist der Kollege Peter Aumer für die CDU/CSU-Fraktion.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7434031 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 152 |
Tagesordnungspunkt | Mobiles Arbeiten |