15.05.2020 | Deutscher Bundestag / 19. EP / Session 161 / Tagesordnungspunkt

Josephine OrtlebSPD - Globale Wasser- und Sanitätsversorgung

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wir alle waschen uns aktuell dauernd die Hände. Schnell zum Waschbecken, Wasser an, Seife drauf und 30 Sekunden gründlich waschen: Im Kampf gegen das neuartige Coronavirus kann diese Selbstverständlichkeit entscheidend sein.

Was für uns selbstverständlich ist, bleibt mehr als der Hälfte der Weltbevölkerung verwehrt. Etwa 4,2 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu einer sicheren sanitären Versorgung. Für sie ist der nächste Wasserhahn nicht bloß ein paar Meter entfernt – obwohl Wasser ein elementarer Bestandteil des Lebens und der Zugang dazu ein Menschenrecht ist.

Uns wird derzeit bewusst, welche gesundheitlichen Folgen es hat, wenn sich von dem Menschenrecht in der Realität recht wenig zeigt und einem der Zugang zu Wasser verwehrt bleibt. Wasserknappheit trifft häufig die gesamte Gesellschaft, jedoch nicht immer im gleichen Ausmaß – in der Regel sind es Kinder und Frauen, die am stärksten betroffen sind und unter den Folgen leiden. Dies macht der vorliegende Antrag der Koalitionsfraktionen unmissverständlich klar. Frauen leiden zum Beispiel unter gesundheitlichen Beeinträchtigungen durch die Strapazen des Wassertragens; dafür sind sie oft allein verantwortlich. Sie werden häufiger Opfer sexueller Gewalt außerhalb der Partnerschaft, wenn keine Toilette im Haus existiert. Ihnen fehlt der notwendige Schutzraum in diesem intimen Moment. Geschützt sind sie auch nicht während ihrer Periode. Keine Toilette und kein Wasser zu haben, bedeutet nämlich auch, dass es keinen Raum gibt, um sich zu säubern oder Menstruationsprodukte zu entsorgen. Und die häufig fehlenden Sanitärausstattungen in Schulen, in Universitäten und anderen öffentlichen Einrichtungen verhindern die soziale Teilhabe von Mädchen und Frauen. Sauberes Trinkwasser, eine sichere Sanitärversorgung und gute Hygienepraktiken sind unabdingbare Voraussetzungen für ein Leben in Gesundheit und damit in Würde, gerade für Frauen und Mädchen.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und des Abg. Ottmar von Holtz [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Mit dem vorliegenden Antrag fordern wir die Bundesregierung zu umfangreichen Maßnahmen auf, um zumindest mittelbar den Zugang zu Wasser und sanitärer Versorgung für alle nachhaltig zu gewährleisten.

Der Nutzung von innovativen Ansätzen zur lokalen Versorgung mit Trinkwasser kommt dabei eine besondere Rolle zu. Ein Beispiel für einen solchen innovativen Ansatz ist das BlueFuture Project aus meinem Wahlkreis, das von zwei jungen Saarbrückern gestartet wurde. Das BlueFuture Project stattet Menschen in ländlichen Gebieten Tansanias mit einem Nanofilter und einem Verkaufsstand aus. Mit diesen Wasserstationen schaffen sie die Möglichkeit, dass verunreinigtes Wasser aus einer lokalen kontaminierten Quelle entnommen und mit dem Filter gereinigt werden kann. Das entstandene saubere Trinkwasser kann dann bis zu achtmal günstiger als bei allen anderen Alternativen in Tansania an die Gemeindemitglieder verkauft werden. Diese Strategie sichert einerseits nachhaltige Wasserversorgung und schafft andererseits Arbeitsplätze und Chancen für die Menschen vor Ort.

Private Initiativen zeigen, dass im Kleinen viel möglich ist, staatliches Handeln ersetzt dies jedoch nicht. An dieser Stelle sind Deutschland, Europa und die Weltgemeinschaft gefragt.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und des Abg. Frank Heinrich [Chemnitz] [CDU/CSU])

Denn klar ist: Wasser ist von großer Bedeutung für alle Dimensionen unseres Zusammenlebens und der nachhaltigen Entwicklung einer gesamten Gesellschaft.

Auf die in diesem Antrag geschriebenen Worte müssen nun auch Taten folgen. In diesem Sinne wünsche ich mir, dass wir alle ab jetzt jedes Mal, wenn wir uns die Hände wie selbstverständlich waschen, an die Menschen denken, denen dies wegen fehlender Möglichkeiten verwehrt bleibt; denn unsere Selbstverständlichkeiten sind global nicht selbstverständlich.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)

Das Wort hat der Abgeordnete Dr. Heiko Wildberg für die AfD-Fraktion.

(Beifall bei der AfD)

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Electoral Period 19
Session 161
Agenda Item Globale Wasser- und Sanitätsversorgung
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