Franziska GminderAfD - Ernährungspolitik
Herr Präsident! Frau Ministerin! Meine sehr geehrten Damen und Herren! „ Gesunde Ernährung für ein gesundes Leben“, dies war der Titel für meine erste Rede im Bundestag im Januar 2018. Ganz aktuell liegt nun der zweite ernährungspolitische Bericht der Bundesregierung vor, der alle vier Jahre veröffentlicht wird und den Zeitraum von Juni 2016 bis März 2020 umfasst. Vier Anträge der Opposition beschäftigen sich mit dem uns alle betreffenden Thema: zwei von der Linken, „Regionale Ernährungssysteme stärken“ und „Für eine zukunftsweisende und soziale Ernährung – Besonders für Kinder“, ein Antrag der Grünen, „Gesunde Ernährung im Alltag einfach machen – Ernährungswende umsetzen“, und ein Antrag der FDP, „Mehr Bildung, Bewegung und besseres Essen“.
Alle diese Themen treffen bei vernünftigen Menschen auf offene Ohren. Wie lassen sich diese Ziele erreichen? Die Ernährungspolitik soll ja keine Verbotspolitik sein, sondern mit guten Argumenten und Anregungen eine Hinwendung zum gesundheitsbewussten Lebensstil erreichen.
(Beifall bei der AfD)
Wünschenswert ist eine verbrauchernahe Versorgung der Bevölkerung auf kurzen Wegen mit regionalen, nachhaltig erzeugten Lebensmitteln ohne schädliche Plastikverpackungen. Transporte von Kartoffeln und Karotten zum Waschen ins Ausland, zum Beispiel nach Italien, oder zum Pulen von Krabben nach Marokko mit anschließendem Rücktransport zum Verkauf nach Deutschland sollten nicht mehr vorkommen.
(Beifall bei der AfD)
Eine Minimierung der Transportwege wäre sehr wünschenswert.
Eine gute Ernährung sollte uns auch etwas wert sein. Die Deutschen geben durchschnittlich 10 Prozent ihres Einkommens für Nahrungsmittel aus. In Frankreich sind es 13 Prozent, das ist erheblich mehr. Auch sollte der Verbraucher dafür sorgen, dass der erzeugende Landwirt einen angemessenen Preis für seine mit viel Arbeitseinsatz und Schweiß produzierten Waren erhält. Hofläden sind zu fördern, damit auch das Höfesterben aufhört.
In der Coronakrise zeigt sich die Anfälligkeit der bisher als sakrosankt geltenden Globalisierung. Der Selbstversorgungsgrad liegt in Deutschland bei Getreide und Kartoffeln zwar bei fast 100 Prozent, bei Gemüse aber nur bei 36 Prozent und bei Obst nur bei 22 Prozent. Das muss sich ändern.
Unsere Kinderernährung liegt leider auch ziemlich im Argen. Früher gab es den Spruch: Kinderernährung liegt in Deutschland auf dem Niveau der Schweinezucht, je fetter umso besser. – Hier hat glücklicherweise ein Umdenken stattgefunden. Das Ende der gesüßten Kindertees mit allen schädlichen Folgen für die Zähne ist zu begrüßen. Allerdings sind die Vorlieben für „zu fett, zu süß, zu salzig“ noch viel zu weit verbreitet. Und dicke Kinder neigen auch im späteren Erwachsenenleben zu Übergewicht, sogar Adipositas, mit allen schädlichen Folgen für Kreislauf, Herzerkrankungen und Diabetes.
Auf internationale Ausschreibungen für Kita und Schulessen sollte verzichtet werden. Ich erinnere nur an den Skandal 2012 durch aus China importierte tiefgefrorene, mit dem Norovirus belastete verdorbene Erdbeeren mit den bekannten negativen Folgen bei über 10 000 Menschen, überwiegend Kinder.
Eine Bildung der Kinder in den Schulen mit Kochkursen, Anpflanzen von Gemüse und Obst in Schulgärten ist eine zu begrüßende Aufgabe. Leider sind in vielen Haushalten aus finanziellen Gründen und Zeitmangel für das Kochen Fertiggerichte weit verbreitet. So praktisch eine Pizza zwischendurch sein mag – Vorsicht Zucker! –; Sie kann aber eine gesunde Mahlzeit nicht ersetzen. Auch in Altenheimen und Krankenhäuser muss auf bessere und gesündere Ernährung geachtet werden. „ Geiz ist geil“ darf nicht das Motto sein.
(Beifall bei der AfD)
Ich komme zum Schluss. Die Einführung des Nutri-Score als erweiterte Nährwertkennzeichnung ist ein Schritt auf dem richtigen Weg. Es braucht aber eine Gesamtstrategie, die nicht nur die Ernährungsbildung, sondern auch die Bewegung von Kindern und Jugendlichen begünstigt.
Frau Kollegin, kommen Sie jetzt tatsächlich zum Schluss.
Ich komme gleich zum Schluss. – Es ist doch unmöglich, dass viele Kindergartenkinder keinen Purzelbaum mehr hinbekommen,
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Was!)
und ein 30-minütiger Schulweg auf Schusters Rappen hat noch keinem geschadet.
Frau Kollegin, bitte.
Turnunterricht und Schwimmen müssen wieder stärker im Schulunterricht stattfinden. Hoffen wir, dass die Einschränkungen, denen wir auf allen diesen Feldern durch das Coronavirus unterliegen, bald völlig beendet werden und wir wieder in den gesunden Alltag zurückkehren.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der AfD)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Vielleicht an die AfD-Fraktion: Das war jetzt eine Minute über der Zeit. Ich bin heute gnädig, weil ich auch einmal beliebt sein will bei den Kolleginnen und Kollegen des Parlaments; ich bin sonst immer der Böse. Aber ich bitte doch darum, dass wir, damit wir 21 Uhr erreichen, die Redezeiten einhalten.
Als nächste Rednerin spricht zu uns die Kollegin Isabel Mackensen, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7448561 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 163 |
Tagesordnungspunkt | Ernährungspolitik |