Isabel Mackensen-GeisSPD - Ernährungspolitik
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Sehr geehrte Frau Ministerin! Vor ein paar Wochen war ich im Internet und habe online Produkte ausgewählt, habe mich um 17 Uhr zum vereinbarten Treffpunkt begeben, auf den Dorfplatz nach Weisenheim am Berg, und habe dort Fisch, Apfelsaft, Kartoffeln und Honig von Erzeugern der direkten Umgebung abgeholt. Die direkte Vernetzung von Erzeugern und Konsumenten ermöglichen in meinem Beispiel die Marktschwärmer. Vier tolle Frauen haben in meinem Wahlkreis in Weisenheim am Berg eine solche Schwärmerei gegründet: eine großartige Form der regionalen Wertschöpfung.
(Beifall bei der SPD sowie der Abg. Sylvia Pantel [CDU/CSU])
Gerade im ländlichen Raum mit seiner vielfältigen Struktur ist es wichtig, kreative, vor allem aber passgenaue Formen der Vermarktung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen zu finden. So gibt es bei mir im Wahlkreis Direktvermarktungsangebote wie Hofläden, zum Beispiel in Meckenheim und Gerolsheim, Dorfläden wie in Elmstein und Neidenfels, Wochenmärkte wie in Speyer und Grünstadt, aber auch alternative ganzheitliche Konzepte wie die Solidarische Landwirtschaft in Neustadt. Diese Beispiele gibt es in ganz Deutschland, und es gilt, diese Form zu unterstützen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Aus dem Ökobarometer 2019 wird die vermehrte Nachfrage nach regionalen Produkten sehr deutlich. So erachten neun von zehn Befragten das Merkmal „regional" bei Lebensmitteln als wichtig oder sehr wichtig; die Kombination mit „Bio" wird als besonders beliebt angesehen. Doch zur Wahrheit gehört auch, dass sich solche Lippenbekenntnisse nicht immer im Kaufverhalten widerspiegeln.
(Artur Auernhammer [CDU/CSU]: So ist es!)
Das liegt aber auch daran, dass der Begriff „Region" nicht klar definiert ist.
(Beifall der Abg. Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE])
– Vielen Dank.
Um für Verbraucherinnen und Verbraucher gerade im Supermarkt mehr Transparenz zu schaffen, muss eine gesetzliche Regionalkennzeichnung für Lebensmittel festgelegt werden. Bei als „regional“ gekennzeichneten Produkten muss die Regionsangabe durch die Benennung geografischer Grenzen oder des Umkreises in Kilometern für die Verbraucherinnen und Verbraucher nachvollziehbar sein.
Als positives Beispiel möchte ich an dieser Stelle das Regionalfenster des BMEL hervorheben, in dem angezeigt wird, woher das Produkt stammt, wo es gegebenenfalls verarbeitet wird und wie hoch der Anteil regionaler Rohstoffe ist. Dieses gesetzlich zu verpflichten, kann ein solcher Beitrag für Transparenz sein.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Artur Auernhammer [CDU/CSU])
Die regionale Produktion, Verarbeitung und Vermarktung von Lebensmitteln ist nicht nur eine Chance für die einzelnen Betriebe, ihr Einkommen zu diversifizieren und zu stabilisieren, sondern auch eine Chance für die gesamte Region. Die Landwirtschaft, egal ob Ackerbau, Nutztierhaltung oder Sonderkulturen wie der Obst- und Weinbau, ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für den ländlichen Raum. Es gibt viele kleine und mittlere Betriebe mit einem weiteren Standbein in der Direktvermarktung, dem Urlaub auf dem Bauernhof, der Gastronomie oder sogar pädagogischen Angeboten.
In diesem Zusammenhang möchte ich die Bedeutung der Frauen für die regionale und nachhaltige Wertschöpfung besonders hervorheben.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN)
Denn Frauen sind meistens die treibende Kraft der Direktvermarktung und auch bei der Umstellung auf ökologischen Landbau. Ihr Engagement, auch wenn sie rein formal oft nur den Status der mitarbeitenden Ehepartnerin haben, ist enorm und wichtig für die Entwicklung des ländlichen Raums.
Ich begrüße in diesem Kontext die Forderung der Präsidentin des Deutschen Landfrauenverbandes, Petra Bentkämper. Sie fordert eine Frauenquote von 30 Prozent in den Führungspositionen der Bauernverbände.
(Beifall bei der SPD und der LINKEN)
Völlig richtig: Die Vertretung der Landwirtschaft muss die Realität widerspiegeln; die Landwirtschaft muss weiblicher werden!
Vielen Dank.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der LINKEN)
Vielen Dank, Frau Kollegin. – Das waren jetzt nur 30 Sekunden drüber.
Als nächste Rednerin hat die Kollegin Nicole Bauer, FDP-Fraktion, das Wort.
(Beifall bei der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7448562 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 163 |
Tagesordnungspunkt | Ernährungspolitik |