18.06.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 166 / Tagesordnungspunkt 23

Bijan Djir-SaraiFDP - Syrienpolitik

Lade Interface ...
Anmelden oder Account anlegen






Vielen Dank. – Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Seit 2011 herrscht in Syrien ein brutaler Krieg, dem bereits Hunderttausende Menschen zum Opfer gefallen sind. Aus dem Ruf nach Freiheit ist ein Konflikt geworden. Aus dem Konflikt ist ein Bürgerkrieg geworden. Und aus dem Bürgerkrieg ist ein internationaler Stellvertreterkrieg geworden. Deutschland und Europa sind dabei von Anfang an passive Zuschauer gewesen. Selbst die USA und die Vereinten Nationen spielen kaum noch eine ernste Rolle.

(Dr. Alexander S. Neu [DIE LINKE]: Ganz richtig!)

Es gab Sanktionen, die nichts bewirkten. Es gab Resolutionen, die nicht umgesetzt wurden. Es gab Deeskalationszonen, die keine waren. Es gab Waffenruhen, die nicht eingehalten wurden. Es gab humanitäre Hilfe, die oft nicht am Ziel ankam. Und es gab viele leere Worte.

(Heike Hänsel [DIE LINKE]: Waffenlieferungen aus Deutschland!)

Nun hat Assad zwar seine territoriale Herrschaft nahezu wiederhergestellt, doch in der Zwischenzeit haben Russland, Iran und die Türkei vor Ort Fakten geschaffen. Heute ist Assad nicht viel mehr als eine Marionette seiner skrupellosen Unterstützer. Vor allem geben heute Moskau und Teheran den Ton an. Iran und Russland haben Syrien mit zerstört. Sie werden aber nicht in der Lage und willens sein, Syrien wiederaufzubauen.

(Beifall bei der FDP)

Und Assad? Er wird den Krieg vermutlich gewinnen, aber den Frieden verlieren.

Meine Damen und Herren, dieser Krieg ist von vorne bis hinten das Paradebeispiel für das Versagen deutscher und europäischer Außen- und Sicherheitspolitik.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der AfD)

Dieser Krieg ist das beste Beispiel dafür, wie irrelevant Europa selbst in der direkten Nachbarschaft geworden ist.

(Dr. Alexander S. Neu [DIE LINKE]: Das ist aber eine gute Entwicklung!)

Und während wir reden, werden weitere unschuldige Menschen in Assads Folterkellern brutal ermordet. Unter diesen Menschen sind viele, die es gewagt haben, ihre Meinung zu äußern, sich für ihre Rechte und eine bessere Zukunft einzusetzen. Die Vernichtung und Vertreibung des eigenen Volkes ist für Assad kein Kollateralschaden, sondern Teil einer mörderischen Strategie.

(Beifall bei der FDP)

Meine Damen und Herren, jetzt, in dieser Situation, eine Normalisierung der Beziehungen mit Syrien unter dem Kriegsverbrecher Assad anzustreben, wäre genau das falsche Signal und übrigens auch nicht zu verantworten.

(Beifall bei der FDP)

Kooperationen mit der syrischen Zivilgesellschaft ja, natürlich, aber Wiederaufbau und Normalisierung mit Assad nein, das darf nicht passieren.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP – Frank Pasemann [AfD]: Das sehen die Syrer aber anders! Das wissen Sie hoffentlich!)

– Stellen Sie doch eine Frage, wenn Sie eine haben. Das würde mich sehr freuen. Dann bekomme ich auch mehr Redezeit und kann Ihre Frage beantworten. Das würde ich sehr gerne machen.

(Frank Pasemann [AfD]: Nein, brauche ich nicht! Ich bekomme sowieso keine Antwort!)

Baschar al-Assad ist ein Massenmörder, der mit russisch-iranischer Hilfe bewusst einen unvorstellbar grausamen Krieg gegen die eigene Zivilbevölkerung führt. Es ist weder im Interesse Deutschlands und Europas, hinter Moskau und Teheran aufzuräumen, noch ist eine Rehabilitierung Assads in irgendeiner Art und Weise mit freiheitlich-demokratischen Werten vereinbar, meine Damen und Herren.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP)

Das Wort hat der Kollege Frank Schwabe für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)

Personen

Dokumente

Automatisch erkannte Entitäten beta

Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7453041
Wahlperiode 19
Sitzung 166
Tagesordnungspunkt Syrienpolitik
00:00
00:00
00:00
00:00
Keine
Automatisch erkannte Entitäten beta