Sabine DittmarSPD - Nationale Diabetes-Strategie
Sehr geehrter Herr Präsident! Kolleginnen und Kollegen! Die Vermeidung und Versorgung von chronischen Krankheiten, die durch Lebensstil, durch Umwelt- und Arbeitsbedingungen und die soziale Lage bedingt oder beeinflussbar sind, ist eine gesundheitspolitische Aufgabe, die trotz aller bisherigen Anstrengungen deutlich mehr Aufmerksamkeit verlangt. Deshalb haben wir uns im Koalitionsvertrag verpflichtet, verstärkt gegen sogenannte Volkskrankheiten vorzugehen und eine nationale Diabetes-Strategie zu initiieren.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Ich freue mich deshalb sehr, dass wir Ihnen heute endlich einen Antrag dazu vorlegen können.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
Lange haben wir mit den Kolleginnen und Kollegen aus dem Bereich Ernährung der Union um einen Kompromiss zur Zuckerreduktion und zu Nährwertvorgaben für Kinderlebensmittel gerungen. Darauf wird meine Kollegin Schulte eingehen. Ich möchte aber hier trotzdem unmissverständlich klarmachen, dass wir als SPD im Einklang mit den Fachgesellschaften und Krankenkassen strengere Reduktionsvorgaben befürworten. Wir werden deshalb sehr genau beobachten, ob der Kompromiss zum gewünschten Ziel führt.
(Beifall bei der SPD)
Meine Damen und Herren, mit dem vorliegenden Antrag beschreiben wir nun wesentliche Bestandteile einer nationalen Diabetes-Strategie, die aus Sicht der Koalitionsfraktionen wichtig sind. Wichtig ist mir dabei, festzustellen, dass eine Diabetes-Strategie perspektivisch in eine ressortübergreifende Strategie für Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland einmünden muss, die alle chronischen und lebensstilbedingten Volkskrankheiten in den Blick nimmt. Denn auch bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, chronischen Lungenerkrankungen, muskuloskelettalen Erkrankungen oder Allergien liegen die Zahlen in Deutschland auf einem anhaltend hohen Niveau. Gesündere Lebens-, Arbeits- und Umweltbedingungen, Bildungsgerechtigkeit und gesundheitliche Chancengleichheit schafft aber nicht ein Ressort oder ein Akteur allein. Das liegt in ressortübergreifender und auch in gesamtgesellschaftlicher Verantwortung. Hier muss die Bundesregierung das Heft des Handelns stärker als bisher in die Hand nehmen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Kirsten Kappert-Gonther [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Selbstverständlich fangen wir bei der Vermeidung und Bekämpfung von Diabetes mellitus in Deutschland nicht bei null an. Die Bundesregierung hat vielfältige und auch sehr gute Programme und Projekte auf den Weg gebracht. Die Krankenkassen haben in den zurückliegenden Jahren ihr Engagement zur Senkung des Erkrankungsrisikos deutlich ausgeweitet. In allen Bundesländern gibt es Landesrahmenverträge. Und die vielfältigen Aktionen auf kommunaler Ebene kommen noch dazu. Mir fällt hier ganz spontan aus meinem Wahlkreis das Projekt „Dem Diabetes davonlaufen“ im Landkreis Rhön-Grabfeld ein, das von meinem ärztlichen Kollegen Dr. Helm mit sehr viel Engagement und Herzblut betrieben wird. Und dennoch, Kolleginnen und Kollegen, haben wir eine anhaltend hohe Zahl von Neuerkrankungen in Deutschland, mit all den Folgen für die Betroffenen selbst und für unser Gesundheits- und Sozialsystem. Ich denke, das müssen und das wollen wir auch ändern.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Erich Irlstorfer [CDU/CSU])
Was mir vor allem Sorge bereitet, sind die vielen Menschen, die unter Übergewicht und Adipositas leiden. Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen in Deutschland sind betroffen, 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind übergewichtig, 6,5 Prozent davon adipös. Es ist wichtig, diese stark übergewichtigen oder bereits adipösen Menschen leitliniengerecht zu versorgen. Sie brauchen eine auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnittene Versorgung, die sich multimodal und interdisziplinär aus Ernährungs-, Bewegungs- und Verhaltenstherapie zusammensetzt. Hier haben wir Defizite, und die gilt es abzubauen.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU)
Deshalb ist es notwendig, dass wir eine aktuelle Leitlinienrecherche des Gemeinsamen Bundesausschusses bekommen, um die Voraussetzungen für eine Kassenleistung zu schaffen.
Meine Damen und Herren, ich denke, wir geben mit unserem Antrag wichtige Impulse für mehr Aufklärung, Vorbeugung, bessere Versorgung und Forschung. Deshalb bitte ich um Ihre Zustimmung.
Ich danke für die Aufmerksamkeit, wünsche Ihnen allen eine erholsame parlamentarische Sommerpause und, dass wir uns im September alle gesund wiedersehen.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Dr. Andrew Ullmann, FDP, ist der nächste Redner.
(Beifall bei der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7456142 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 171 |
Tagesordnungspunkt | Nationale Diabetes-Strategie |