Andrew UllmannFDP - Nationale Diabetes-Strategie
Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sie haben heute wieder einmal klassische AfD-Politik erlebt: Wir sprechen über Diabetes; das Wort fängt mit D an, also sprechen wir mal über Vitamin D.
(Heiterkeit bei der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
In dem Antrag der AfD, Herr Schneider, fehlt das Wort „Diabetes“ vollständig – Thema verfehlt, relativ klar.
Meinen Wutausbruch im Gesundheitsausschuss gebe ich zu. Ich hätte mich da beherrschen müssen; das war ein bisschen schwierig.
(Dr. Kirsten Kappert-Gonther [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Ich fand es sehr angemessen!)
Aber wenn ich das, was Sie da von sich gelassen haben, hier beurteilen würde, dann würde ich dafür – mit Verlaub – sofort eine Verwarnung bekommen. Sie haben Korrelation mit Kausalität verwechselt; Sie haben die Begriffe „in vitro“ und „in vivo“ verwechselt. Ich denke, Sie sollten da erst mal Nachhilfeunterricht nehmen.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der SPD und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Wir sprechen heute über Diabetes, meine Damen und Herren. Diabetes ist eine Volkskrankheit. Diabetes ist auch tatsächlich eine Pandemie, die wir ernst nehmen müssen. Seit zweieinhalb Jahren warten wir auf einen Vorschlag der Koalition für eine nationale Diabetes-Strategie. Erst jetzt ist dazu etwas gekommen. Gott sei Dank ist jetzt was gekommen. Aber in der Zwischenzeit sind 1 Million Menschen mehr an Diabetes erkrankt. Das ist keine ambitionierte Politik. Das muss eigentlich schneller gehen, meine Damen und Herren.
(Beifall bei der FDP)
Bei einer Diabetes-Strategie gibt es eigentlich zwei übergeordnete Ziele, die wir angehen müssen. Ein Ziel ist die Prävention, und das zweite Ziel ist, dass die an Diabetes Erkrankten lange und mit einer hohen Lebensqualität weiterleben können. Das sind die beiden Ziele. Um sie zu erreichen, bedarf es der Methodik „Health in All Policies“. Das ist etwas ganz Wichtiges; dazu haben die Kollegen aus den anderen Fraktionen ja schon einiges gesagt. Dazu braucht es Mut und Willensbekundungen. Dass das möglich ist, haben wir durch unseren Umgang mit der Covid-19-Krise schon bewiesen.
Vier Maßnahmen müssen ergriffen werden – ich möchte dazu Beispiele bringen –:
Erstens müssen Risikofaktoren minimiert werden. Ein Beispiel ist hier Adipositas. Die Kollegin Dittmar hat dieses Thema gerade sehr richtig dargestellt; dadurch kann ich etwas Zeit gewinnen.
Zweitens ist die Gesundheitskompetenz in allen Lebensaltern voranzubringen. Angefangen vom Kindergarten bis zu den berufsbildenden Schulen muss es hier lebenslanges Lernen geben. Das ist ganz wichtig, damit wir mehr Gesundheitskompetenz bekommen und auch Prävention im Blick auf Diabetes erreichen. Wir haben es da aber nicht nur mit Diabetes zu tun, sondern auch mit vielen anderen Erkrankungen, bei denen die Lage durch Gesundheitskompetenz verbessert werden kann. Wenn es um Prävention geht, stellt sich für mich auch die Frage nach der Novellierung des Präventionsgesetzes, die unlängst vonseiten des BMG versprochen wurde. Es wäre schön, wenn dies bald erfolgen könnte.
Drittens: Versorgung der Patienten. Hier bedarf es – das hat Frau Dittmar auch schon erwähnt – hochwertiger, bundeseinheitlicher und vor allem evidenzbasierter Medizin; die müssten wir wieder einführen. Es geht nicht um eminenzbasierte Medizin, sondern um evidenzbasierte Medizin. Im Hinblick darauf ist es natürlich wichtig, dass viele Sektoren verzahnt werden. Dies stellt zwar eine besondere Herausforderung dar, aber auch das ist sicherlich möglich.
Zu guter Letzt, viertens: die Forschung. Wir haben sogenannte DMPs, also Disease-Management-Programme, die bereits laufen, und dadurch haben wir viele Versorgungsdaten. Diese Daten müssen wir zusammenführen und öffentlich machen. Auch dadurch können wir eine zielgerichtetere Versorgung gewährleisten.
Herr Kollege Ullmann.
Ich komme zum Schluss.
Bitte.
Tut mir leid. Es war schwierig, nicht darauf zu antworten.
(Michael Grosse-Brömer [CDU/CSU]: Nützt aber nichts!)
Frau Dittmar hat Ihnen ja quasi Redezeit eingespart.
Ja, ich gebe ja auch Gas.
Die Kritik am Papier der Koalition ist relativ klar: Es ist sehr dünnbrettartig, es sind viele Wünsche und Willensbekundungen geäußert worden, es enthält nicht genügend Maßnahmen. Aber die Willensbekundungen sind richtig. Das ist ein Schritt in die richtige Richtung. Unser Antrag enthält auch noch Maßnahmen – machen Sie sich die auch zunutze! –, um das Thema Diabetes in Deutschland besser voranzubringen bzw. das Risiko, daran zu erkranken, zu minimieren. Das sollte unser gemeinsames Ziel sein.
Ich danke Ihnen.
(Beifall bei der FDP)
Nächste Rednerin ist die Kollegin Dr. Petra Sitte, Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7456143 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 171 |
Tagesordnungspunkt | Nationale Diabetes-Strategie |