03.07.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 171 / Tagesordnungspunkt 21

Ursula SchulteSPD - Nationale Diabetes-Strategie

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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Mit dem vorliegenden Antrag der Koalitionsfraktionen starten wir die nationale Diabetes-Strategie. Das ist gut so, und darüber freue ich mich.

Als Berichterstatterin für gesunde Ernährung hätte ich mir allerdings klarere und verbindlichere Aussagen zur Reduktionsstrategie, zur Zuckerreduktion und den Nährwertprofilen gewünscht. Dazu waren die Kolleginnen und Kollegen von CDU/CSU leider nicht bereit. Das ist wirklich bedauerlich, liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allen Dingen, wenn man weiß, dass zu den Risikofaktoren, an Diabetes zu erkranken, Bewegungsmangel und eben eine ungesunde Ernährung gehören. Um dem entgegenzuwirken, haben wir die Reduktionsstrategie, das Verbot von Zucker in Kinder- und Säuglingstees und den Nutri-Score auf den Weg gebracht. Aber das ändert leider nichts an folgendem Befund:

Die Deutschen essen zu energiereich. Sie essen zu viel Fleisch, zu wenig Obst und zu wenig Gemüse, und sie bewegen sich zu wenig. Die Kita- und Schulverpflegung entspricht oft nicht den DGE-Qualitätsstandards, und die Bevölkerung weiß zu wenig über gesunde Ernährung, wie eine AOK-Studie jüngst bewiesen hat.

Zudem spaltet das Thema Ernährung unser Land. Ärmere Menschen ernähren sich häufiger ungesund, erkranken öfter und versterben früher.

Angesichts dieser Tatsachen, Frau Klöckner, mutet der Ernährungsreport 2020 schon ein wenig merkwürdig an. Er gaukelt uns eine Welt vor, die mit der Wirklichkeit in vielen Fällen nicht übereinpasst.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, die Grundsteine für eine gesunde Ernährung werden schon in der Kindheit gelegt. Deswegen ist Ernährungsbildung von der Kita an notwendig. Mit dieser Forderung kommen wir bei den Länderkollegen leider nur schleppend weiter. Darüber hinaus brauchen wir einen verstärkten Blick auf die ersten tausend Tage des Lebens. Schon da beginnt oft die falsche Ernährung. Herr Monstadt hat das ja auch erwähnt. Deswegen gehört das Thema Ernährungsbildung in die Lehrpläne des medizinischen und pflegenden Personals.

Der SPD-Fraktion ist es wichtig, dass für Kinderlebensmittel die klaren Regelungen der von der Weltgesundheitsorganisation 2015 entwickelten europäischen Nährwertprofile gelten. Darüber streiten wir auf europäischer Ebene schon viel zu lange und vor allem ohne Erfolg. Die Leidtragenden sind die Kinder und Jugendlichen. Über 15 Prozent sind übergewichtig, 6,3 Prozent sogar adipös. Die Kinder haben ein hohes Risiko, an Diabetes zu erkranken. Deswegen frage ich mich inzwischen: Welche Interessen vertreten wir hier eigentlich, die der Lebensmittelbranche oder die unserer Kinder?

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Abg. Dr. Petra Sitte [DIE LINKE] und Dr. Kirsten Kappert-Gonther [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Unsere Position ist da ganz klar: Die Gesundheit der Kinder muss an erster Stelle stehen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, meine Fraktion hat bei der Erarbeitung des Diabetes-Antrages für die Forderung gekämpft, den Zuckeranteil bei zuckergesüßten Getränken, die gerade bei Kindern und Jugendlichen beliebt sind, um 50 Prozent zu reduzieren und dies auch gesetzlich zu regeln. Denn nach den Vorkommnissen in der Fleischindustrie ist mein Vertrauen in freiwillige Selbstverpflichtungen der Wirtschaft mächtig geschrumpft. Wir finden für unsere Forderungen viel Unterstützung: bei Krankenkassen, bei Kinder- und Jugendärzten und bei vielen Verbänden. Warum wollen Sie eigentlich nicht auf diese Experten hören, liebe Kolleginnen und Kollegen von der CDU/CSU? Diese Frage kann ich Ihnen leider nicht ersparen.

Dennoch freue ich mich, dass es unsere Forderungen zu den Kinderlebensmitteln und zum Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken in den Antrag geschafft haben, wenn auch nur in abgeschwächter Form.

Frau Kollegin.

Aber immerhin, sie stehen drin. Das sind kleine, aber wichtige Schritte in die richtige Richtung.

In Richtung AfD: Wir hätten heute gerne noch ein bisschen Vitamin D getankt. Hätten Sie uns die Aktuelle Stunde erspart, dann hätten wir das auch noch tun können.

(Beifall bei der SPD)

Frau Kollegin.

Ja, herzlichen Dank, Herr Präsident. Bleiben Sie gesund!

(Beifall bei der SPD)

Jetzt ist die Redezeit wirklich abgelaufen. – Das Wort hat als voraussichtlich letzter Redner in dieser Debatte der Kollege Erich Irlstorfer, CDU/CSU.

(Beifall bei der CDU/CSU)

Personen

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7456147
Wahlperiode 19
Sitzung 171
Tagesordnungspunkt Nationale Diabetes-Strategie
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