Götz FrömmingAfD - Berufliche Bildung
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Ministerin! Wir diskutieren den Berufsbildungsbericht 2020, der sich auf die Daten aus dem Jahr 2019 bezieht. Der Bericht wurde ja bereits im April abgeschlossen und lag interessierten Lesern vor. Jetzt im September diskutieren wir hier im Parlament das erste Mal darüber. Meine Damen und Herren, das zeigt doch, welche Priorität Sie diesem Thema in Wahrheit zumessen, nämlich nicht die erste. Das muss sich dringend ändern.
(Beifall bei der AfD – Stephan Albani [CDU/CSU]: Unsinn! Da war noch was dazwischen!)
Auch wenn inzwischen die Daten natürlich überwiegend veraltet sind, lassen sich doch aus dem vorliegenden Bericht einige langfristige Trends ablesen – und diese, meine Damen und Herren, sind besorgniserregend. Von 2008 bis 2019 haben wir einen Rückgang von 15 Prozent, was die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge anbelangt, zu verzeichnen. Die duale Berufsausbildung, die ja international eine hohe Anerkennung genießt – zu Recht –, ist in Wahrheit längst chronisch erkrankt. Die Gründe dafür sind vielfältig.
Zum einen ist die demografische Krise zu nennen. Immer weniger Kinder, vor allen Dingen immer weniger deutsche Kinder, werden geboren, und das führt natürlich dazu, dass wir immer weniger Schulabgänger haben. Innerhalb von zehn Jahren gab es hier einen Rückgang um 100 000. Hinzu kommt, dass unter diesen Schulabgängern immer weniger einen soliden Haupt- und Realschulabschluss vorweisen können, und gerade der Haupt- und Realschulabschluss ist ja die wichtigste Eintrittskarte in die duale Berufsausbildung.
Stattdessen, meine Damen und Herren, erleben wir eine Aufblähung und Inflation des Abiturs, eine Aufblähung auch an den Universitäten. Wir haben immer mehr Akademiker.
(Kai Gehring [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wo haben Sie denn studiert?)
Allerdings wissen wir auch – die Zahl, Herr Gehring, wollen Sie immer nicht hören; sie stimmt trotzdem –, dass jeder dritte Student sein Studium erfolglos abbricht. Und auch das gehört zur Wahrheit dazu: Die Abbruchquote unter ausländischen Studenten ist dabei doppelt so hoch wie die unter deutschen Studenten.
(Dr. Franziska Brantner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Das stimmt doch gar nicht!)
Meine Damen und Herren, wir meinen, diese jungen Leute gehören überwiegend gar nicht an die Universitäten.
(Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Das ist Ausdruck Ihrer menschenverachtenden Ideologie!)
Sie gehören in die berufliche Ausbildung.
(Beifall bei der AfD – Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Das ist doch widerlich, was Sie hier sagen!)
Diese Ihre Politik führt natürlich dazu, dass wir inzwischen eine erschreckend hohe Ungelerntenquote haben; sie beträgt nämlich 14,4 Prozent. Das sind 2,12 Millionen junge Menschen im Alter von 20 bis 34. Auch hier gilt – Sie wollen es wieder nicht hören –: Bei Migranten ist die Quote doppelt so hoch. Bei türkischstämmigen Menschen haben wir sogar 52 Prozent ohne eine Ausbildung.
(Zuruf der Abg. Zaklin Nastic [DIE LINKE])
– Ich zitiere nur aus dem vorliegenden Bericht. Sie können das alles nachlesen.
Meine Damen und Herren, zur Wahrheit gehört auch, dass die Quote noch schlimmer wäre, wenn wir die Flüchtlinge erfassen würden. Das tun wir aber nicht mehr; denn, wie der Bericht uns verrät, 2017 wurde die Erhebungsmethode umgestellt. Flüchtlinge, die nicht in Privathaushalten leben, werden nämlich gar nicht mehr erfasst, was ihren Ausbildungsstand anbelangt.
(Dr. Bernd Baumann [AfD]: Ja, prima!)
Meine Damen und Herren, die Coronapolitik der Bundesregierung führt zusätzlich dazu, dass zahlreiche der 400 000 Ausbildungsbetriebe kurz vor dem Ruin stehen. Wir meinen, dass wir insbesondere den kleineren Betrieben helfen müssen. Die AfD-Fraktion hat deshalb einen Antrag vorgelegt, der acht konkrete Maßnahmen enthält, wie insbesondere den kleinen Betrieben geholfen werden kann. Dazu gehört auch, das Kurzarbeitergeld für Auszubildende gleich vom ersten Tag an auszuzahlen.
(René Röspel [SPD]: Dann kriegen die noch weniger als ihre Ausbildungsvergütung! Das ist doch hanebüchen!)
Meine Damen und Herren, die Auszubildenden, die heute in die Ausbildung gehen, das sind diejenigen, die morgen unsere Rente erwirtschaften sollen.
(Dr. Birke Bull-Bischoff [DIE LINKE]: Keine Ahnung von nichts!)
Ich finde, wir dürfen sie nicht im Stich lassen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD)
Danke schön. – Nächste Rednerin: für die SPD-Fraktion Yasmin Fahimi.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7469373 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 174 |
Tagesordnungspunkt | Berufliche Bildung |