Thomas SattelbergerFDP - Berufliche Bildung
Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Meine Damen und Herren! Berufliche Bildung muss zukunftsfähig sein, wetterfestes Fundament für das ganze Leben, auch in Krisenzeiten. Hier besteht massiver Handlungsbedarf. Technologische Entwicklung ist oft sprunghaft. Berufsbilder unterliegen teils dem disruptiven Wandel. Es darf nicht das Ziel sein, der Industrie nur „Deckelchen aufs Töpfchen“ zu liefern, also nur für den aktuellen Bedarf auszubilden, sondern wir müssen auch die Menschen befähigen, mit ihren Talenten ihre Zukunft zu meistern.
(Beifall bei der FDP)
Dazu gehört ein breitbandiges Fundament und kein schmalspuriges. Deswegen raten viele Wissenschaftler, das bisherige System schrittweise umzudrehen, also breite, digital kompetente Arbeitsmarktbefähigung in breiten Berufsfeldern an den Anfang, Employability,
(Dr. Jens Brandenburg [Rhein-Neckar] [FDP]: So ist es!)
und erst danach die Spezialisierung in Berufsbilder. Die Schweiz macht es vor.
(Beifall bei der FDP)
Ein zweiter Punkt: das Übergangssystem zwischen Schule und Ausbildung. Es sollte eigentlich ein Rettungsnetz sein, eine zweite Chance auf eine Ausbildung. Doch leider geht es hierzulande, Frau Karliczek, zu 50 Prozent in die Hose, im vergangenen Jahr für mehr als 100 000 junge Menschen, aufaddiert inzwischen 2,1 Millionen Ungelernte. Das ist jede siebte Frau und jeder siebte Mann hierzulande zwischen 20 und 34 Jahren. Dazu sagen Sie kein Wort, Frau Karliczek, in Ihren glamourösen Erfolgsstorys.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der LINKEN und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Die Ursache: ein undurchschaubarer Dschungel an Einzelmaßnahmen, deren Qualität niemand evaluiert. Fatal für Deutschland, erst recht in der Coronazeit, in der digitale Berufe und digitale Wirtschaft rasant an Bedeutung gewinnen. Doch die Bundesregierung lässt den Maßnahmendschungel unbeirrt weiter wachsen. Sie misst nur, was hineingeht, aber nicht, was dabei herausgeht.
(Beifall bei der FDP)
Frau Fahimi – Sie Hellseherin –, dazu trägt sozialdemokratische Politik auch bei.
(Zuruf der Abg. Yasmin Fahimi [SPD])
Und diese Politik der faulen Hand setzt die Chancen Hunderttausender junger Menschen aufs Spiel.
(Marianne Schieder [SPD]: Bist du Hellseher, oder was?)
Frau Karliczek, entrümpeln Sie dieses Übergangssystem! Schärfen Sie Ihre Machete und roden Sie den Dschungel!
(Beifall bei der FDP)
Was junge Menschen mit Förderbedarf brauchen, ist ein einziges und gutes Förderprogramm – maximal ein Jahr –, in dem wir Persönlichkeiten nicht nach Noten aussieben, sondern anhand ihrer Kompetenzen einschätzen, und zwar sowohl am Anfang als auch am Ende.
Herr Dr. Sattelberger, die Zeit ist vorbei.
Glauben Sie wenigstens einmal einem nicht ganz unerfolgreichen Personalchef, Frau Karliczek.
(Ulli Nissen [SPD]: Wie schön, dass sich mal einer selbst lobt! – Weitere Zurufe von der SPD und der LINKEN: Oh!)
Ran an den Speck, solange er noch da ist!
(Beifall bei der FDP)
Herr Dr. Sattelberger, ich danke Ihnen. – Nächste Rednerin: für die CDU/CSU-Fraktion Yvonne Magwas.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7469381 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 174 |
Tagesordnungspunkt | Berufliche Bildung |