Lukas KöhlerFDP - Einführende Generaldebatte Nachhaltigkeit
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Nachhaltigkeit ist weit mehr als Umweltpolitik. Sie ist das Prinzip, bei dem es darum geht, in der Zukunft die gleichen, wenn nicht sogar noch mehr Chancen und Möglichkeiten für die Menschen zu haben, als es heute der Fall ist. Damit ist die Nachhaltigkeit im Kern und zutiefst eine liberale Idee, deren Zeit schon längst gekommen ist.
(Beifall bei der FDP)
Die Frage ist aber: Mit welchem Leitmotiv kann man eine solche Idee umsetzen? Da gibt es zwei Ansätze:
Man kann versuchen, Nachhaltigkeit durch Verzicht zu erreichen. Dabei geht es um die puritanische Idee der Selbstgeißelung. Es geht darum, in eine Welt zurückzukehren, die es so nie gab: eine Welt, in der man vermeintlich im Einklang mit der Natur lebte, in der es vermeintlich keine Krankheiten gab, in der es ewigen Sommer gab, in der man von der Hand in den Mund leben konnte.
Die Welt dieser Idealvorstellung gibt es nicht; es gab sie auch noch nie.
(Marianne Schieder [SPD]: Von der redet keiner!)
Die Idee dahinter ist: Erst durch Leiden und Verzicht können wir der Welt etwas Gutes tun.
(Christian Dürr [FDP]: Richtig!)
Die Belohnung für einen solchen leidvollen Weg sind ein gutes Gewissen und eine gefühlte moralische Überlegenheit. Das ist der falsche Weg, das ist ein reaktionär-konservativer Weg. Frau Weidel – ich sehe sie nicht mehr; aber vielleicht können Sie ihr das mit auf den Weg geben –, ich glaube, das ist die Art von Nachhaltigkeit, die Sie eben beschrieben haben.
(Beifall bei der FDP)
Es gibt ein zweites Leitbild auf dem Weg in die Nachhaltigkeit, eines, das Umwelt und Wirtschaft nicht als Gegensatz sieht, das nicht zu einer Vergangenheit zurückwill, die es nie gab, sondern in eine bessere Zukunft. Wenn wir der Idee von Innovation und Fortschritt folgen, dann werden Probleme als Chancen verstanden. Die aktuellen technologischen Sprünge zeigen, dass heute jeden Tag der Fortschritt genau das tut, was er tun muss, nämlich die Probleme unserer Zeit zu lösen, sei es in der Digitalisierung, in der Energiewirtschaft oder in der Klimatechnologie. Dafür brauchen wir entsprechende politische Rahmenbedingungen.
Man kann aber darüber diskutieren, welcher Weg der richtige ist. Der Earth Overshoot Day wurde schon angesprochen. Wir haben eine weltweite Wirtschaftskrise, wie wir sie noch nie gesehen haben. Wir haben ein historisches Ausmaß in der Rückentwicklung unserer Wirtschaftsleistung, und über die Grundrechtseinschränkungen, die erst dazu geführt haben, dass es so weit gekommen ist, brauchen wir gar nicht zu reden. Und was hat das gebracht? Der sogenannte Earth Overshoot Day hat sich um magere 24 Tage nach hinten verschoben. Das zeigt doch schon, dass diese Idee der Verzichtslogik, diese Idee der Reduktion von Wirtschaftswachstum nicht der richtige Weg ist.
Auf der anderen Seite haben wir die Idee von Klimaschutz und Innovation. Der europäische Emissionshandel hat mit genau diesen Instrumenten zu einer CO
(Beifall bei der FDP)
Das ist der richtige Weg, meine Damen und Herren. Das ist der Weg, den wir gehen müssen.
Dieses Leitbild, dieser Weg, das ist es, was am Ende des Tages die Probleme dieser Welt lösen wird. Marktwirtschaft und Wettbewerb sind es, die Innovationen anreizen; denn erst dann werden Probleme gelöst, erst dann werden die Herausforderungen von morgen schon heute in die Hand genommen. Das ist der Weg, den wir in unserem Antrag skizzieren. Wir freuen uns, wenn Sie dem folgen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der FDP)
Vielen Dank. – Als Nächste spricht für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Kollegin Dr. Bettina Hoffmann.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7470409 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 175 |
Tagesordnungspunkt | Einführende Generaldebatte Nachhaltigkeit |