17.09.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 176 / Zusatzpunkt 9

Nicole BauerFDP - Arbeit im Wandel

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Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrter Herr Minister! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte den Blick in der Nachhaltigkeitsdebatte noch ein bisschen erweitern und auch auf eine moderne Arbeitswelt lenken. Das typische Vorstandsmitglied eines börsennotierten Unternehmens in Deutschland ist männlich, über 50 Jahre alt und heißt Thomas.

(Heiterkeit bei der FDP, der CDU/CSU, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Mit Diversity hat das wirklich wenig zu tun. Ich denke, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich sage: Über die Vereinbarkeit von Familie und Führungsposition hat sich Thomas wohl kaum Gedanken gemacht,

(Heiterkeit bei der FDP, der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

hätte er aber vielleicht gerne. Genau deshalb diskutieren wir heute über einen Wandel.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Denn wir haben dringenden Handlungsbedarf. Das hat uns in den letzten Wochen auch die Initiative #stayonboard gezeigt. Vielen Dank an dieser Stelle für eure Initiative und das Engagement!

(Beifall bei Abgeordneten der FDP)

Nehmen wir an, dass es neben Thomas auch noch Karin gibt, die gut ausgebildet ist, knapp 40 Jahre alt ist, Vorständin ist und ein Kind erwartet. Für beide Vorstände ist es aktuell nicht möglich, dass sie sich eine Auszeit nehmen – nicht für die Geburt des eigenen Kindes, nicht für die Pflege von Angehörigen und auch nicht bei einer eigenen schweren Erkrankung. Thomas und Karin haben eigentlich nur zwei Möglichkeiten: entweder volle Haftung bei Abwesenheit oder die Niederlegung, ja der Verzicht auf das Mandat. Das ist alles andere als zeitgemäß. Deshalb fordern wir, das zu ändern, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der SPD)

Wir wundern uns ernsthaft über eine Monokultur in Unternehmensspitzen? Wir wundern uns über zu wenig Familienfreundlichkeit in den Unternehmen, zu wenige Frauen in Führungspositionen, insbesondere junge? Aber das ist doch kein Wunder. Führungskräfte, egal ob Mann oder Frau, haben Familie, Kinder, pflegebedürftige Eltern, und sie können auch erkranken. All das gehört zur Lebenswelt von Thomas und Karin mit dazu. Das können wir nicht ausblenden, nicht wegwischen, hier müssen wir handeln und eine Lösung aufzeigen.

(Beifall bei der FDP)

Eine Auszeit für Vorstände von bis zu sechs Monaten in begründeten Fällen muss möglich sein. Die vielfältigen Interessen – Unternehmen, Gläubiger, Aktionäre, Mitarbeiter, Gesellschaft – berücksichtigen wir selbstverständlich. Ich bin mir sicher: Es geht, und alle werden am Ende von diesen Vorteilen profitieren. Endlich können Menschen Verantwortung im Beruf und für Privates übernehmen. Verständnis und Vorbild werden dabei gestärkt.

Vorstandsmitgliedern kommt somit eine Schlüsselrolle zu: Sie haben eine Strahlkraft in das gesamte Unternehmen hinein und für die Stakeholder. Sie leben eine moderne Unternehmens- und Führungskultur vor. Wenn wir wirklich etwas verändern wollen, meine Damen und Herren, müssen wir hier ansetzen. Denken wir innovativ, denken wir neu für einen Wandel zu mehr Familienfreundlichkeit, Flexibilität und Vielfalt! Fangen wir hier und heute damit an! Ziehen wir für andere Unternehmensformen nach! Es ist höchste Zeit für eine moderne Gesetzgebung.

Herzlichen Dank.

(Beifall bei der FDP)

Vielen Dank, Nicole Bauer. – Nächste Rednerin: für Bündnis 90/Die Grünen Margarete Bause.

(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Personen

Dokumente

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7470519
Wahlperiode 19
Sitzung 176
Tagesordnungspunkt Arbeit im Wandel
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