Tankred SchipanskiCDU/CSU - Innovation, Bildung und Digitalisierung
Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich möchte zu Beginn der Rede Sybille Benning ganz herzlich danken. Sie hat nämlich in der AG Bildung und Forschung das Thema Nachhaltigkeit seit Jahren vorangetrieben. Sie hat diese Nachhaltigkeitswoche ganz aktiv mit vorbereitet und damit die Kollegen an passenden und unpassenden Stellen immer ein bisschen genervt. Ich freue mich, liebe Sybille, dass wir heute hier gemeinsam dein großes Thema diskutieren. Ganz lieben Dank!
(Beifall bei der CDU/CSU)
Staatssekretär Meister hat bereits in einer sehr engagierten Rede für die Bundesregierung alle Irrtümer und Fehlinterpretationen der Opposition abgeräumt, sodass ich das gar nicht mehr machen muss. Ich möchte mich daher einfach auf den digitalen Part des Koalitionsantrages beziehen: in der Tat ein kleiner digitaler Part. Und: Ja, man hätte das natürlich auch breiter darstellen können. Aber wir wollen mit diesem Antrag das Bewusstsein wecken, auf Aktivitäten hinweisen, zukünftige Maßnahmen skizzieren.
Wer sich mit der gesamten Dimension von Digitalisierung und Nachhaltigkeit befassen möchte, dem empfehle ich die Stellungnahme „Unsere gemeinsame digitale Zukunft“ vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen aus dem März 2019. Dort können Sie jedweden Aspekt von Bewahrung und Schöpfung im digitalen Zeitalter in wissenschaftlich anspruchsvoller Sprache und Methodik nacharbeiten.
Diese Debatte und auch dieser Antrag dienen der Veranschaulichung, dem Herunterbrechen. Von daher finde ich die Aktion der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ganz spannend, bei der unsere Kollegen innerhalb von einer Minute mal darstellen sollten – wir haben das in den sozialen Netzwerken veröffentlicht –, was sie unter Nachhaltigkeit verstehen. Der Hauptbegriff dort ist immer „Ressourceneffizienz“ gewesen.
Genau dort helfen uns digitale Technologien und insbesondere eben auch das schon angesprochene Themenfeld künstliche Intelligenz. Ob bei Energieeffizienz, bei Mobilität, bei der Gesundheitsversorgung, bei einer ressourceneffizienten Land- und Ernährungswirtschaft oder bei der Produktion im Bereich der Prozessoptimierung: Überall helfen digitale Technologien, oftmals mit dem Begriff „smart“ gekennzeichnet. Ob Smart City, Smart Grid, Smartphone: Das sind alles Helfer in unserem Alltag, die unseren Verbrauch ressourceneffizient und somit auch nachhaltig machen.
Ich will Ihnen ein Beispiel aus dem Rahmenprogramm Mikroelektronik des Bundesforschungsministeriums aufzeigen, wie dort nämlich ganz konkret Nachhaltigkeit geleistet wird. An meiner Heimatuniversität, der TU Ilmenau, fördert der Bund aus diesem Rahmenprogramm seit 2019 ein Forschungslabor für Mikroelektronik. Und der Forschungsschwerpunkt ist dort die sogenannte neuromorphe Elektronik. Das ist eine von der Biologie inspirierte Elektronik.
Sie wissen, der wachsende Datendurchsatz im Internet, Cloud-Computing, die Nutzung von Smartphones usw. gehören zur Informationsgesellschaft dazu. Eine Studie beziffert den Leistungsbedarf für den Betrieb des Internets allein im Jahr 2015 auf 228 Gigawatt, äquivalent zur Leistung von 228 Kernkraftwerken. Die Nutzung des Internets wird täglich mehr, somit auch der Energiebedarf. Was machen die Forscher an der TU Ilmenau? Sie vergleichen, wie denn die Informationsverarbeitung und ‑speicherung beim Menschen erfolgt, und stellen natürlich fest, dass wir viel weniger Energie brauchen als die Maschinen und das Internet.
Noch, liebe Kolleginnen und Kollegen, sind wir klüger als die Maschinen und das Internet. Die Idee der Forscher ist, diese menschlichen, also neurobiologischen, Informationsverarbeitungssysteme in die Elektronik zu übertragen. Wir sprechen dabei von energetisch hocheffizienten mikroelektronischen Schaltungen für selbstadaptierende, also neuromorphe, Systeme. Diese Forschung ist eben gelebte Nachhaltigkeitsforschung für unsere digitale Gesellschaft, weil die Ergebnisse dazu führen werden, dass wir eben wesentlich weniger Energie benötigen, dass wir Energie einsparen, weil wir natürlich auch zukünftig Energie für die Digitalisierung brauchen.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich freue mich, dass Ralph Brinkhaus gerade hereingekommen ist. Ich will nämlich an etwas anknüpfen, was er in der Nachhaltigkeitsgeneraldebatte gesagt hat: Wir werden unsere Nachhaltigkeitsziele nur durch technische Innovationen erreichen können. Dafür sind eine Technikfreundlichkeit und ein Technikverständnis elementar; ansonsten werden wir nicht innovativ sein. Das macht unser Antrag sehr deutlich, und ich möchte Sie herzlich einladen, ihm zuzustimmen. Er macht zudem ganz deutlich, dass wir das anders sehen als die Opposition. Nachhaltigkeit ist eng mit einer guten MINT-Bildung – also in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – verbunden, und zwar über die gesamte Bildungskette hinweg. Da müssen wir noch besser werden.
Für uns steht aber fest: Ohne Innovation erreichen wir die Nachhaltigkeitsziele nicht. Daher ist jede Zukunftsinvestition in Bildung, Forschung und Digitalisierung eine notwendige Investition für Innovation und zur Erreichung dieser Nachhaltigkeitsziele. Daran werde ich Sie auch in den Haushaltsberatungen erinnern, die in Kürze anstehen; denn da können Sie zeigen, ob Sie für nachhaltige und innovative Politik stehen.
(Kerstin Kassner [DIE LINKE]: Gut so! – Zuruf: Sie aber auch!)
Vielen Dank.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Der nächste Redner für die Fraktion der SPD ist der Kollege Markus Paschke.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7470539 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 176 |
Tagesordnungspunkt | Innovation, Bildung und Digitalisierung |