18.09.2020 | Deutscher Bundestag / 19. EP / Session 177 / Tagesordnungspunkt 29

Marc JongenAfD - Gleichstellung von Frauen und Männern

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Herr Präsident! Werte Abgeordnete! Im Jahr 1999 fasste die damalige rot-grüne Bundesregierung den Kabinettsbeschluss, die Gleichstellung – sehr wohl zu unterscheiden von Gleichberechtigung – von Männern und Frauen als durchgängiges Leitprinzip in allen Politikbereichen durchzusetzen, gleichzeitig und eng verknüpft mit dem Prinzip des Gender-Mainstreamings. Im Jahr 2000 wurde das in § 2 der Gemeinsamen Geschäftsordnung der Bundesministerien aufgenommen – alles im Hinterzimmer, ohne gesellschaftliche Debatte.

(Lachen der Abg. Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN] – Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: So ein Unsinn! Das ist doch nicht vom Himmel gefallen!)

Das ist zweifellos ein großer Erfolg jahrzehntelanger Lobbyarbeit des Radikalfeminismus und der Genderideologen auf zahlreichen nationalen und internationalen Konferenzen.

Seither wurde die Politik der Gleichstellung systematisch auf öffentliche Verwaltungen, akademische Einrichtungen und zunehmend auch die Privatwirtschaft ausgeweitet. Geschätzt 5 000 hauptamtlich und mehrere 10 000 nebenamtlich Beschäftigte sind in Deutschland nur dazu da, Gleichstellung umzusetzen;

(Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Das ist auch wichtig!)

darunter etwa 150 Genderlehrstühle inklusive Mitarbeiter, die die Gleichstellungspolitik ideologisch begleiten und pseudowissenschaftlich legitimieren. „ Mitarbeiter*innen“ muss ich hier eigentlich sagen.

(Dr. Manuela Rottmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Na, geht doch!)

Denn weit über 90 Prozent dieser Beschäftigten sind – welch seltsamer Zufall – weiblichen Geschlechts.

Die Politik der Gleichstellung beansprucht, Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes – „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ – zur Durchsetzung zu verhelfen. Das, meine Damen und Herren, ist ein seit Jahrzehnten andauernder Etikettenschwindel, eine systematische Täuschung der Öffentlichkeit. Gleichstellung widerspricht in Wahrheit der Gleichberechtigung, und ich sage Ihnen, warum.

(Beifall bei der AfD – Mechthild Rawert [SPD]: Das ist eine sehr gewagte These!)

Gleichberechtigung heißt Chancengleichheit. Niemand wird wegen seines Geschlechts benachteiligt; eine hohe zivilisatorische Errungenschaft, auf die wir als Europäer zu Recht stolz sind und die niemals wieder infrage gestellt werden sollte. Genau das geschieht aber durch die Politik der Gleichstellung, die nicht Chancengleichheit, sondern Ergebnisgleichheit zum Ziel hat.

Im Bundesgleichstellungsgesetz von 2015 heißt es in § 8:

Sind Frauen in einem bestimmten Bereich … unterrepräsentiert, hat die Dienststelle sie bei der Vergabe von Ausbildungsplätzen, bei Einstellung und beruflichem Aufstieg bevorzugt zu berücksichtigen.

Bewirbt sich also ein Mann auf eine solche Stelle, dann wird ihm in vielen konkreten Fällen, selbst bei besserer Eignung und höherer Leistung, nur aufgrund des falschen Geschlechts eine Frau vorgezogen,

(Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Das stimmt doch gar nicht! Frauen müssen dreimal so gut sein, damit sie überhaupt zum Zug kommen! Sie erzählen hier Unfug! – Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie haben, glaube ich, grundsätzlich etwas nicht verstanden!)

weshalb auf viele Stellen männliche Bewerbungen, Frau Kollegin, wegen der mangelnden Erfolgsaussichten schon gar nicht mehr erfolgen.

(Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Schauen Sie in die Vorstände von Dax-Unternehmen oder in die Aufsichtsräte! Wie viele Frauen sitzen da?)

Dass in mancher Dienststelle die Sektkorken knallen sollen, wenn sie endlich zur männerfreien Zone geworden sind, mag ein bösartiges Gerücht sein; ich weiß es nicht. Was hier aber geschieht, ist jedenfalls systematische, vom Staat betriebene Diskriminierung,

(Beifall bei der AfD)

in den allermeisten Fällen von Männern; es können aber auch in Einzelfällen Frauen betroffen sein.

Die Gleichstellungspolitik widerspricht damit in jedem Fall diametral dem Geist des Grundgesetzes

(Mechthild Rawert [SPD]: In keinster Weise!)

wie auch jedem Gerechtigkeitsempfinden, das nicht von der Genderideologie verdorben worden ist. Sie ist deshalb unverzüglich zu beenden.

(Beifall bei der AfD)

Unsere Anträge enthalten konkrete Forderungen: Beendigung des Professorinnenprogramms, keine Geschlechterquoten im Aktiengesetz, beispielsweise auch Männer als Gleichstellungsbeauftragte zulassen.

(Mechthild Rawert [SPD]: Sie wollen nur ein Männerreservoir haben! – Dr. Kirsten Tackmann [DIE LINKE]: Wovor haben Sie Angst? – Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Haben Sie vor Frauen Angst?)

Diese Politik ist auch deshalb zu beenden, weil sie ein Grundprinzip unserer aufgeklärten modernen Rechtsordnung unterhöhlt, nämlich dass Individualrechte über Gruppenrechten stehen und durch solche niemals verletzt werden dürfen. Die Gleichberechtigung, das Diskriminierungsverbot ist ein Grundrecht und als solches ein Abwehrrecht des Individuums gegen den Staat.

(Beifall bei der AfD)

Durch die Verdrehung zur Gleichstellung wird daraus quasi ein Recht des Staates gegenüber seinen Bürgern, nämlich die Gesellschaft gemäß seinen Vorstellungen aktiv zu formen und umzuformen.

Als Artikel 3 Absatz 2 des Grundgesetzes 1994 erweitert wurde, wurde im Bericht der Gemeinsamen Verfassungskommission von Bundestag und Bundesrat eine 50-Prozent-Frauenquote noch klar und deutlich als „sachlich ungerechtfertigter Dirigismus“ abgelehnt. Man verzichtete damals auch noch bewusst auf den Begriff der Gleichstellung. Trotzdem treiben die Merkel-Regierungen diese immer weiter voran. Das mündet, konsequent weitergedacht, in Totalitarismus, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD – Lachen bei der SPD, der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN – Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Sie machen sich ein bisschen lächerlich! – Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Geht’s noch?)

Ich komme zum Schluss. Treiber dieser Politik, ich sagte es schon, ist das Genderdogma, dass jede Ungleichverteilung zwischen den Geschlechtern in Berufen, Vorlieben und Fähigkeiten ausschließlich auf die Gesellschaft und ihre angeblich unterdrückerischen Wirkungen auf Frauen zurückgeht, eine durch die seriöse naturwissenschaftliche Anthropologie hundertmal widerlegte Annahme. Es gibt natürliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen, die sich auch auf die Gesellschaft niederschlagen, und das ist gut so. Der Staat hat die Gleichberechtigung der Geschlechter zu garantieren, aber den Umbau der Gesellschaft im Sinne der Gleichmacherei zu unterlassen.

(Ulle Schauws [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Also, wenn Sie das wirklich selber glauben, dann zweifle ich an Ihrem Verstand!)

Er soll mäßigend auf den Geschlechterkampf einwirken und diesen nicht noch anheizen.

Herr Kollege, kommen Sie bitte zum Schluss.

Das ist auch im Sinne all der Frauen, die aufgrund ihrer Leistung ihre gesellschaftliche Position innehaben.

Vielen Dank.

(Beifall bei der AfD – Helin Evrim Sommer [DIE LINKE]: Thema verfehlt! Hinsetzen! Das ist ja wohl das Allerletzte!)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ich bitte doch darum, die Redezeiten zu beachten. Ich entziehe äußerst ungern das Wort. Wenn ich zweimal dazu aufgefordert habe, dann sollte man vielleicht doch zum Ende kommen.

Als nächste Rednerin hat die Kollegin Melanie Bernstein, CDU/CSU-Fraktion, das Wort.

(Beifall bei der CDU/CSU)

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Electoral Period 19
Session 177
Agenda Item Gleichstellung von Frauen und Männern
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