02.10.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 181 / Tagesordnungspunkt 2

Marc JongenAfD - Vereinbarte Debatte "30 Jahre Deutsche Einheit"

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Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Morgen, am 3. Oktober, vor 30 Jahren wurden die beiden deutschen Staaten wiedervereinigt oder, juristisch korrekt gesagt, trat die DDR dem Geltungsgebiet des Grundgesetzes der Bundesrepublik bei.

Schon dieser Formulierung merkt man an: Der 3. Oktober ist als Nationalfeiertag ein relativ technisches, bürokratisches Datum. Der eigentliche Freudentaumel über das Ende der deutschen Teilung hatte sich schon am 9. November 1989 beim Fall der Mauer, beim Sieg der Friedlichen Revolution, ereignet. Dieses Datum, dem Sturm auf die Bastille vergleichbar, hätte eigentlich unser Feiertag sein müssen – Matthias Platzeck hat es gesagt –, wenn es historisch nicht anderweitig belastet wäre.

(Beifall bei der AfD)

Gleichwohl feiern wir morgen natürlich mit großer Freude den Tag der Deutschen Einheit, manche hier auf der linken Seite im Saal vielleicht etwas verhaltener. Ich zitiere: „Diejenigen, die derzeit von Wiedervereinigung daherreden, haben aus der Geschichte nichts gelernt ...“, so Hans Eichel, der spätere SPD-Finanzminister noch im November 1989,

(Beifall bei der AfD)

oder Joschka Fischer im Oktober 1989: „Vergessen wir die Wiedervereinigung. Halten wir die nächsten 20 Jahre die Schnauze darüber.“ – Zitat Ende.

Welch ein historisches Glück, meine Damen und Herren, dass Sie auf der linken Seite dieses Hauses damals nicht regiert haben. Wir säßen wahrscheinlich heute noch in der Bundeshauptstadt Bonn und würden mit der SED-Führung aus Ostberlin Bruderschaft trinken.

(Beifall bei der AfD)

Die innere Wiedervereinigung von Ost und West ist noch nicht abgeschlossen, ja. Aber wichtiger noch scheint mir ein anderes: Die Bürger der DDR sind damals unter Einsatz ihres Lebens nicht nur für die Einigkeit auf die Straße gegangen, sondern auch für das Recht und die Freiheit. Einigkeit und Recht und Freiheit – nur wenn diese drei obersten Werte, die in unserer Nationalhymne anklingen, mit Leben gefüllt sind, dann blüht das deutsche Vaterland auch wirtschaftlich, dann haben wir auch allen Grund zum Feiern am Tag der Deutschen Einheit.

(Beifall bei der AfD)

In dieser Hinsicht, meine Damen und Herren, liegt leider ein Schatten auf diesem 30-jährigen Jubiläum. Nach 15 Jahren Kanzlerin Merkel tauchen mehr und mehr Aspekte der DDR in der Bundesrepublik wieder auf und leider nicht die der Mitmenschlichkeit im Privaten, von denen du sprachst, lieber Tino Chrupalla, sondern es ist eher so, als hätte sich der freie Westen beim Verschlucken des sozialistischen Unrechtsstaats übernommen und würde sich ihm hinterrücks immer mehr anverwandeln.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Dass ausgerechnet Kohls Mädchen, politische Ziehtochter des Kanzlers der Einheit, diesen Prozess wesentlich vorantreibt, ist eine bittere Ironie der Geschichte, aber angesichts ihrer DDR-Sozialisation wohl kein Zufall.

(Beifall bei der AfD – Monika Lazar [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: So ein Quatsch!)

Wieder entwickelt sich eine Staatsideologie wie weiland der Marxismus-Leninismus, heute bestehend als Klimareligion und Multikultidogma.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU/CSU und der SPD)

Wieder wird diffamiert und ausgegrenzt, und zwar derjenige, der es wagt, öffentlich anderer Meinung zu sein. War es damals der Klassenfeind, verbündet mit dem Imperialismus oder Faschismus im Westen, so ist es jetzt – davon gar nicht so weit entfernt – der Rechte, der Nazi – Frau Göring-Eckardt hat es heute ja wieder vorgemacht – oder auch der Klimaleugner, der die verbotenen Gedanken äußert.

(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Man darf es hier sagen, oder? Man kommt nicht ins Gefängnis!)

Wie in der DDR kommen die Medien ihrer Aufgabe einer ausgewogenen Berichterstattung nicht mehr nach, sondern ergehen sich im regierungstreuen Haltungsjournalismus.

(Beifall bei der AfD)

Statt Karl-Eduard von Schnitzler und dem „Neuen Deutschland“ haben wir heute Slomka, Restle, Kleber und Relotius.

(Beifall bei der AfD – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Das ist ja eine Frechheit!)

Sie bauen tagtäglich an einem „antifaschistischen Schutzwall“ in den Köpfen, wie die Mauer im DDR-Jargon hieß, der die Gedanken der Bürger in ideologischen Bahnen halten und abweichende Meinungen dämonisieren soll.

(Beifall bei der AfD – Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Frechheit! Bei dieser Debatte ist das eine Frechheit!)

Auch die Erhebung der Moral oder besser des Moralismus über das Recht, die permanenten Rechtsbrüche im Namen des vermeintlich Guten, die unter Angela Merkel zur Regel geworden sind, erinnern fatal an die DDR.

(Carsten Schneider [Erfurt] [SPD]: Ekelhaft! Haben Sie nicht erlebt, wie das war?)

Rechtens war dort, was der Durchsetzung des Sozialismus diente. Wir sind wieder auf dem besten Weg dahin. Wir müssen zurück zur Herrschaft des Rechts, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD)

Schließlich der selbstherrliche Regierungsstil von Frau Merkel, der das Parlament immer weiter marginalisiert:

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Wir haben Meinungsfreiheit! Wir haben Rechtsstaat! Wir haben Demokratie!)

Entscheidungen von größter Tragweite und Schädlichkeit für das Land werden von der Legislative doch nur noch abgenickt. Bis auf die AfD sind sich die Parteien hier zumeist einig, und sie ähneln damit immer mehr den Blockparteien der DDR.

(Beifall bei der AfD – Stephan Thomae [FDP]: So ein Unfug!)

Sie bezeichnen sich ja auch mit dem Kollektivbegriff „demokratische Parteien“.

(Stephan Thomae [FDP]: So ein Unfug!)

Der Gleichklang zu „Deutsche Demokratische Republik“ fällt Ihnen wahrscheinlich gar nicht auf.

Bitte nehmen Sie das Zuhören und Tolerieren anderer Meinungen, das heute hier beschworen worden ist, ernst.

(Matthias W. Birkwald [DIE LINKE]: Wie verblendet muss man sein, um hier so einen Unsinn zu erzählen!)

Nur dann haben wir nämlich Demokratie.

(Beifall bei der AfD)

Lassen Sie uns frei und fair den Streit der Meinungen austragen. Dann haben wir wirklich aus der Geschichte gelernt.

(Britta Haßelmann [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein, wir haben hier Demokratie!)

Vielen Dank, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der AfD)

Staatsminister Michael Roth, SPD, ist der nächste Redner.

(Beifall bei der SPD)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7474273
Wahlperiode 19
Sitzung 181
Tagesordnungspunkt Vereinbarte Debatte "30 Jahre Deutsche Einheit"
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