Frank SchwabeSPD - Meeresschutzgebiet im Weddellmeer (Antarktis)
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Erwachsene! Liebe Kinder! Um sie geht es hier ja immer, aber in dem Fall, glaube ich, ganz besonders, weil wir heute über ein Thema diskutieren, das vielleicht für viele erst in 60, 70 oder 100 Jahren besonders interessant wird. Es geht um das Weddellmeer, und das ist ein spannender Ort auf der Welt. Aber es geht eigentlich nicht nur um das Weddellmeer, sondern es geht um die Frage, wie wir eigentlich mit der Welt umgehen, wie wir mit der Natur umgehen, die uns anvertraut ist, und wie wir diese Natur eigentlich schützen.
Wir sind dabei, das, was an Erde und Erdmasse da ist, entsprechend zu gestalten, manche würden auch sagen: zu verunstalten, die Natur entsprechend in Anspruch zu nehmen. Aber wir haben große Gebiete auf der Welt, die noch nicht so zugänglich sind – das sind vor allen Dingen die Meere –, die wir aber über Klimawandel und vieles andere schon sehr verändern. Auch das Weddellmeer ist mittlerweile vom Klimawandel schon beeinflusst. Aber wir haben bei den Meeren die Möglichkeit, diese noch viel mehr und viel nachhaltiger zu schützen, als uns das bisher auf der Erde gelungen ist.
Absurd ist, dass wir das Weddellmeer und andere Teile der Meere deshalb schützen müssen, weil es den Klimawandel gibt, weil heute bestimmte Teile der Meere eben ganz anders zugänglich sind, als sie es in der Vergangenheit waren, und wir in der Lage sind, durch Bergbautätigkeiten, durch Fischerei und anderes eben auf diese Meeresumwelt massiv Einfluss zu nehmen. Deswegen müssen wir uns dem Ganzen besonders widmen. Aber es ist eben auch eine ganz große Chance, weil im Moment noch nicht alle unterwegs sind, jedenfalls auf diesem Teil des Planeten, und wir die Chance haben, frühzeitig bestimmte Teile unter Schutz zu stellen, um unserer Verantwortung da nachzukommen.
Das Ganze, was wir im Rahmen des Weddellmeeres diskutieren, ist im Übrigen auch – und ich sehe ja die Staatsministerin des Auswärtigen hier sitzen – eine Frage des Multilateralismus. Der ist unter Beschuss und in großer Gefahr. Aber am Ende wird kein „America“ oder „Russia“ oder „China First“ dafür sorgen, dass wir dieses Welterbe schützen, sondern es wird nur funktionieren, wenn wir multilateral vorgehen, wenn wir es schaffen, in dem Fall insbesondere China und Russland, aber auch Länder wie Norwegen, wie Japan, wie Südkorea und Südafrika, die alle dort Interessen haben, entsprechend unter einen Hut zu bringen.
Das Weddellmeer ist ein faszinierender Naturraum, und das Spannende ist ja, dass man sich unter manchen Zahlen, die man hört – 14 000 Arten –, gar nichts vorstellen kann. Man denkt: Da ist es superkalt, und da kann ja so viel nicht sein. Deswegen muss man Greenpeace und Javier Bardem wirklich dankbar sein, die uns mal gezeigt haben, wie es da eigentlich aussieht: eine faszinierende Lebenswelt, bei der man denkt: Das sieht so aus wie die Korallenbänke im Warmwasser. Aber etwas genauso Farbenprächtiges, so ein tolles Naturschauspiel gibt es eben dort auch. Es ist ein Ort, den man sehen muss, um zu begreifen, wie schutzwürdig er ist. Ich habe gelernt, auch von Greenpeace, dass es dort den Eisfisch gibt. Auf eine gewisse Art funktioniert es bei ihm so wie beim Auto: dass er etwas in sich hat, damit er nicht einfriert. Also, es sind ganz faszinierende Arten.
Was ist eigentlich so spannend am Weddellmeer als einem der 14 Randmeere der Antarktis? Man muss es sich noch mal vorstellen: Da ist die Antarktis, und dann gibt es eben Meere drumherum, zum Teil mit Eis bedeckt, eine Fläche, die fünfmal so groß ist wie die Bundesrepublik Deutschland. Was ist so spannend daran? Spannend ist es in Bezug auf den Bergbau, die Frage, ob und was man irgendwann in weiter Zukunft da an Bodenschätzen ernten kann. Da gibt es zum Glück mittlerweile Abkommen, die das zunächst mal verhindern. Aber für viele Länder ist vor allen Dingen spannend, dass man dort Fischerei betreiben kann, den schwarzen Seehecht fangen, 2 Meter lang, und Krill, der für bestimmte Fischzuchten als Futter eingesetzt wird.
Und ich will das noch mal sagen: Wir müssen uns bei Greenpeace bedanken, stellvertretend für viele Umweltverbände, die dort unterwegs sind. Wir müssen uns beim Alfred-Wegener-Institut bedanken, stellvertretend für viele andere in der Wissenschaft, die dort forschen und uns begreiflich machen, was für ein Naturraum das ist und dass wir selber das Ganze dort schützen müssen.
Ich will, da ich als Erster reden darf, mich bei denjenigen bedanken – das machen gleich andere auch noch –, die dieses Anliegen auf den Weg gebracht haben. Ich will mal Steffi Lemke namentlich nennen: Du hast in dem Bereich doch eine Menge initiiert. – Aber ich glaube, wir haben das gemeinsam getan, auch wenn auf dem Antrag jetzt nicht alle Fraktionen draufstehen. Das ist aber ein Bereich und ein Thema, bei dem wir uns hier fraktionsübergreifend einig sind, dass wir die Initiative weiter vorantreiben wollen, dieses Weddellmeer unter Schutz zu stellen.
Ein Nebensatz sei mir dann allerdings schon auch noch gestattet. Es ist natürlich vor dem Hintergrund, dass wir dort keine offensichtlichen, direkten Interessen haben, verhältnismäßig leicht, an andere Staaten zu appellieren, sich um den Meeresschutz zu kümmern. Das wird schon viel komplizierter, wenn wir dann über die Ostsee oder die Nordsee und über die Frage reden, wie wir eigentlich all das voranbringen, was uns an Fischerei, an der Förderung von erneuerbaren Energien und Ähnlichem wichtig ist, insbesondere vor dem Hintergrund der Ausbeutung von Bodenschätzen; das muss man heute zumindest mal sagen. Es ist gut, dass wir hier gemeinschaftlich stehen. Aber es wäre eben auch gut, wenn wir uns in anderen Meeresschutzdebatten, wo es um den direkten Einflussbereich dieses Parlaments geht, entsprechend auch einig wären. Das ist durchaus eine schwierige Debatte.
(Beifall bei der SPD und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Viele sind im Bereich des Schutzes des Weddellmeeres international unterwegs. Das Landwirtschaftsministerium ist federführend. Das Umweltministerium ist unterwegs. Der Dank geht durchaus auch an das Bundeskanzleramt und an das Außenministerium. Aber wir wissen: Am Ende reicht es nicht, dass diese dort international unterwegs sind, entsprechende Allianzen zu bilden. Wir haben es in den letzten Jahren versucht. Es gab Versuche der Unterschutzstellung des Weddellmeeres; sie sind gescheitert. Ich kann, glaube ich, für die SPD zusagen, dass das Auswärtige Amt alles tut, was in seiner Macht steht, solche Allianzen entsprechend zu bilden. Deswegen geht das nicht anders: Am Ende wird es nur gehen, wenn es Chefsache ist, wenn die Bundeskanzlerin in den internationalen Gesprächen neben anderen multilateralen Fragen, auch solchen der Menschenrechte, und vielem anderen, was mir auch am Herzen liegt, dieses Thema mit auf die Tagesordnung bringt. Dann, glaube ich, haben wir eine gute Chance, dass wir, ausgehend von der Europäischen Union und auch von diesem Hohen Haus und der deutschen Position, das Weddellmeer unter Schutz stellen können.
Das wäre superwichtig, und es ist heute noch möglich. In zehn Jahren wird es jedenfalls viel schwieriger werden, als es heute ist. Deswegen noch mal danke an das gesamte Haus für die gemeinsame starke Position, die wir da haben.
Glück auf.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Vielen Dank, Herr Kollege Schwabe. – Eine freundliche Ermahnung des Präsidenten: Wenn Sie das Pult verlassen und zu Ihrem Platz gehen, setzen Sie freundlicherweise die Mund-Nase-Bedeckung auf. In der nächsten Sitzungswoche, wie gesagt, wird aus der freundlichen Ermahnung was Böses.
Nächster Redner ist für die AfD-Fraktion der Kollege Andreas Bleck.
(Beifall bei der AfD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7475386 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 183 |
Tagesordnungspunkt | Meeresschutzgebiet im Weddellmeer (Antarktis) |