Andreas BleckAfD - Meeresschutzgebiet im Weddellmeer (Antarktis)
Werter Herr Präsident! Werte Kolleginnen und Kollegen! 1822 machte sich der britische Seefahrer James Weddell auf, in der Antarktis neue Jagdgründe zu erschließen. 1823 überschritt er 74 Grad südlicher Breite: ein Rekord. So weit südlich war vor ihm wohl noch keiner. Dabei segelte er in einem Abschnitt des Südlichen Ozeans, der später nach ihm benannt werden sollte: das Weddellmeer.
Ich erwähne das deshalb, weil die Gründe, die damals zur Entdeckung des Weddellmeers geführt haben, die gleichen Gründe sind, warum das Weddellmeer heute noch nicht geschützt ist: Es geht einzig und allein um wirtschaftliche Interessen, die im Übrigen durchaus legitim sind; das muss man sagen. Die Bundesrepublik Deutschland hat erklärtermaßen keine Gebietsansprüche und keine wirtschaftlichen Interessen in der Antarktis, andere Staaten mit gestellten oder zurückgestellten Gebietsansprüchen hingegen schon. Es ist also nicht verwunderlich, dass ausgerechnet Deutschland das Weddellmeer unter anderem mit großflächigen Nullnutzungszonen schützen möchte.
Ich frage mich jedoch, wie eigentlich Deutschland reagieren würde, wenn andere Staaten großflächige Nullnutzungszonen in der deutschen Nordsee fordern würden. Sie wissen alle, dass diese Forderung naturschutzfachlich noch nicht einmal unberechtigt wäre. Sie wissen alle, dass die deutsche Nordsee in keinem guten ökologischen Zustand ist. Und Sie wissen alle, dass in den Naturschutzgebieten der Fischfang nicht verboten, sondern nur eingeschränkt ist. Das Meeresschutzzeugnis der Bundesregierung ist, wenn man nicht mit zweierlei Maß misst, also mangelhaft.
(Beifall bei der AfD)
Und was machen Regierungen, wenn der Erfolg in der Heimat ausbleibt? Sie suchen den Erfolg in der Ferne, und genau das findet hier statt. Es bleibt also auch ein fader Beigeschmack. Während insbesondere Christdemokraten und Sozialdemokraten wenig Probleme damit haben, vor der eigenen Tür die deutsche Nordsee mit dem Ausbau von Windkraftanlagen zum Industriegebiet zu erklären, setzt man sich am anderen Ende der Welt, im Weddellmeer, für den Umweltschutz ein. Das, werte Kolleginnen und Kollegen, ist nicht konsequent.
(Beifall bei der AfD)
Bisher war das Weddellmeer durch das Meereis gut geschützt. Treib-, Pack- und Schelfeis bildeten oder bilden einen natürlichen Panzer. Deshalb haben und hatten es Fischfangflotten schwer, in das Weddellmeer vorzudringen. Doch der Temperaturanstieg in der Antarktis führt dazu, dass das Meereis schmilzt. Das hat, anders als es im Antrag impliziert wird, wenig mit der globalen Klimaerwärmung zu tun.
Eine aktuelle Studie der Universität von Wellington kommt zum Ergebnis, dass der Temperaturanstieg in der Antarktis im Wesentlichen nicht auf die globale Klimaerwärmung, sondern auf regionale Klimaschwankungen zurückzuführen ist. Im Übrigen ist die Route, die Weddell damals wählte, um in der Antarktis neue Jagdgründe zu erschließen, heute nur noch mit Eisbrechern passierbar.
Als konservative Partei tritt die AfD für den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen unter Berücksichtigung technischer und wirtschaftlicher Entwicklungen ein.
(Beifall bei der AfD)
Da das Weddellmeer mit über 14 000 Tierarten ein einzigartiges Ökosystem mit wichtigen Ökosystemleistungen ist, muss es auch geschützt werden. Das ist völlig richtig und wichtig.
2018 scheiterte jedoch der Antrag der deutschen Delegation bei der Kommission zur Erhaltung der lebenden Meeresschätze der Antarktis. Russland, China und Norwegen stellten sich damals dagegen. Ich hoffe, dass man die Lehren aus dem gescheiterten Antrag gezogen hat.
Statt die Brechstange gegen Staaten einzusetzen, die ihre wirtschaftlichen Interessen wahren möchten, müssen Klinken geputzt werden. Dafür sind auch Fingerspitzengefühl und Flexibilität notwendig. Wenn der Bundesregierung der Schutz des Weddellmeeres so wichtig ist, wie sie behauptet, dann erwarte ich auch, dass die Bundeskanzlerin das zur Chefsache macht.
(Beifall bei der AfD)
Und das, werte Kolleginnen und Kollegen, hätte man im Antrag durchaus auch fordern können. Trotzdem werden wir Ihrem Antrag selbstverständlich zustimmen.
Vielen Dank.
(Beifall bei der AfD)
Vielen Dank, Herr Kollege Bleck. – Nächster Redner ist für die CDU/CSU-Fraktion der Kollege Dr. Klaus-Peter Schulze.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7475388 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 183 |
Tagesordnungspunkt | Meeresschutzgebiet im Weddellmeer (Antarktis) |