09.10.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 184 / Tagesordnungspunkt 28

Ulrike BahrSPD - Förderung der MINT-Bildung

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Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kollegen und Kolleginnen! MINT-Bildung ist natürlich außerordentlich wichtig. Nicht nur die steigende Nachfrage an Fachkräften im MINT-Bereich unterstreicht, dass wir diesen nicht vernachlässigen dürfen. Aber das hat auch gar keiner vor, nicht jetzt und auch nicht später; denn die MINT-Berufe sind die Berufe der Zukunft. Daher ärgert mich auch der FDP-Antrag ein wenig, weil er – wie so oft bei den Freien Demokraten – suggerieren will, dass die Koalitionsfraktionen für die Stärkung dieses Bereichs nichts unternommen hätten. Das ist schlichtweg falsch.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der CDU/CSU – Zuruf von der FDP: Nein!)

Wir haben es bereits gehört: Es gibt viele tolle Initiativen, die wir auf den Weg gebracht haben. Der MINT-Aktionsplan, der genau die Felder stärkt, welche nun die FDP mit ihrem Antrag angehen will, steht exemplarisch dafür. Die MINT-Bildung für Kinder und Jugendliche wird bereits passgenau und attraktiv gestaltet. Die Fachkräfteausbildung und ‑sicherung wird gefördert. Und die Möglichkeiten für Mädchen und Frauen, die der MINT-Bereich für sie bereithält, stehen in einem besonderen Fokus. Das „Haus der kleinen Forscher“ begeistert unsere Kleinsten. Bundesweite Schüler- und Jugendwettbewerbe wie „Jugend forscht“ stärken die schulische und außerschulische Bildung und schärfen den Blick für MINT-Möglichkeiten junger Leute. Begleitet werden diese Maßnahmen von digitalen Kommunikationskanälen. Das verfängt, wenn auch nur langsam. Die Beschäftigungszahlen im MINT-Bereich entwickeln sich positiv.

Was mich aber immer umtreibt, ist die Tatsache, dass noch immer Frauen viel zu selten in die MINT-Berufe finden, trotz aller Anstrengungen. 69 Prozent der jungen Frauen wählten 2018 aus allen 369 Ausbildungsberufen nur 20 verschiedene aus – und darunter war kein einziger naturwissenschaftlich-technischer Beruf. Das muss sich ändern! Darum ist die Stärkung der beruflichen Bildung auch für den MINT-Bereich zentral.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Darum muss sich die Allianz für Aus- und Weiterbildung kontinuierlich mit dem Thema beschäftigen. Im Hochschulbereich sieht es zwar etwas besser aus, die Aussichten bleiben aber trotzdem duster. Daher werde ich mich in den Haushaltsberatungen dafür einsetzen, dass der Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen auch 2021 fortgeführt wird. Denn dieser sorgt schon seit 2008 dafür, dass explizit junge Frauen verstärkt in die MINT-Studiengänge und -Berufe finden.

Aktionen wie den bundesweit stattfindenden Girlsʼ Day müssen wir fortführen; denn die MINT-Praxis muss entlang der gesamten Bildungskette gelebt werden. Der 15. Kinder- und Jugendbericht hat dazu noch ein paar gute Anregungen: Jugendliche kritisieren dort, dass die allgemeine Berufsorientierung an der Schule viel zu früh, in der 8. Klasse, angesetzt ist, sie zu stark auf das Verfassen von Bewerbungsschreiben fixiert ist und sich zu wenig an den Stärken und Interessen der Schülerinnen und Schüler orientiere. Da kann man ruhig in Richtung der Länder fordern, etwas zu ändern. Schülerpraktika und Praxistage sind für die Berufswahl von zentraler Bedeutung. Damit die dort gemachten Erfahrungen nachhaltig wirken können, muss auch ausreichend Raum für ihre gezielte Vor- und Nachbereitung gewährt werden. Das fordern wir schon lange.

(Beifall des Abg. René Röspel [SPD])

Meine Rolle als Familien- und Bildungspolitikerin bringt mich auch zu meinem letzten Punkt; denn auch der Ganztag kann bei der MINT-Sensibilisierung entlasten. Nicht das längere Verweilen in der Schule, sondern nur das hochwertige Angebot hat eine positive Auswirkung auf die Bildungsgerechtigkeit. Warum nicht also in MINT denken und den geplanten Rechtsanspruch mit einem entsprechenden Angebot hinterlegen? Neben musischen und sportlichen Angeboten kann MINT-Bildung von früh an erlebbar werden, mit spielerischen Aktivitäten in Technik-Workshops, bei spannenden wissenschaftlichen Experimenten oder beim Beobachten von Naturphänomenen.

In diesem Sinne: Herzlichen Dank!

(Beifall bei der SPD)

Vielen Dank. – Nächster Redner in der Debatte ist für die Fraktion der FDP der Kollege Mario Brandenburg.

(Beifall bei der FDP)


Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7476148
Wahlperiode 19
Sitzung 184
Tagesordnungspunkt Förderung der MINT-Bildung
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