Grigorios AggelidisFDP - Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Familien sind die zentrale und wichtigste Zelle unserer Gesellschaft. Sie zu unterstützen und zu schützen, sind schon in normalen Zeiten besonders wichtige Aufgaben, die wir als Parlament haben. In einer Krisensituation wie dieser müssen wir die Interessen und die besondere Lage von Eltern und Kindern noch mehr berücksichtigen. Wir wollen einerseits Familien vor Corona schützen. Gleichzeitig müssen wir aber sicherstellen, dass sie nicht wieder zu den Hauptverlierern von Corona werden.
(Beifall bei der FDP)
Wir brauchen differenzierte Maßnahmen und keine Pauschalkeule. Wir brauchen endlich eine Vorfahrt für Familien.
Ich sage Ihnen, wie Familien nach den letzten sechs harten Monaten jetzt diesen Herbst erleben: Sie leben wieder in ständiger Angst – Angst davor, dass Schulen und Kitas wieder geschlossen werden, auch wenn das Gott sei Dank fürs Erste vom Tisch ist, Angst davor, wieder alleine mit der Doppelbelastung von Familie und Beruf konfrontiert zu sein, Angst vor Infektionen, vor der Situation, die Kinder betreuen zu müssen, entweder weil sie krank sind oder weil Schulen und Kitas ausfallen, also wieder Sorge- bzw. Pflegearbeit und Beruf – auch im Homeoffice – als Dauerdoppelbelastung zu erleben. Und vor allem trifft es die Frauen.
Damit komme ich zu den hier vorliegenden Anträgen. Die Grenze bei Krankentagen für Kinder muss in der Pandemie nach unserer Überzeugung ausgesetzt werden. Viele Eltern haben keine Krankentage mehr, weil sie vorbildlich vorsichtig sind, weil sie die Kinder auch bei milden Symptomen lieber zu Hause behalten. Das sollten wir nicht bestrafen. Deshalb fordern wir, die Maximalzahl von Krankentagen in der Pandemie auszusetzen, und zwar jetzt und nicht, wie Die Linke es fordert, in sechs Monaten.
(Beifall bei der FDP)
Mir ist vollkommen bewusst: Das ist ein Baustein. Aber es ist ein wichtiger Baustein, um Eltern die Sicherheit und Kindern die Geborgenheit zu geben, die sie brauchen. Und das muss flankiert werden von einer Lösung für den Fall, dass Kinder, auch wenn sie gesund sind, zu Hause bleiben müssen, weil Schulen und Kitas doch schließen. Wir fordern in unserem Antrag für diesen Fall ganz klar eine finanzielle Absicherung für Eltern – und zwar einfach und unbürokratisch –, die weder zulasten der Eltern noch zulasten der Arbeitgeber geht, die eben genau die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und sichern, die Familien brauchen.
(Beifall bei der FDP)
Einen Gedanken muss ich in diesem Zusammenhang loswerden, auch wenn der Bezug mittelbar ist: Dass es in Deutschland noch immer keine bundeseinheitlichen kindgerechten Regelungen für die häusliche Quarantäne gibt, ist für mich persönlich ein Skandal. Kinder, die als Erstkontakt in Quarantäne sind, dürfen nach einem negativen Testergebnis weder in die Schule noch in die Kita. Sie müssen 14 Tage stumpf ausharren, wenn es streng ist, sogar in ihrem Zimmer. Nicht einmal ein Spaziergang im Wald ohne Kontakte zu anderen ist möglich. Das ist für uns nicht akzeptabel.
(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Norbert Müller [Potsdam] [DIE LINKE])
Wir Freien Demokraten unterstützen alle Maßnahmen, die Familien weiterhelfen und ihnen die notwendige Sicherheit geben und die dafür sorgen, dass nicht wieder größtenteils Frauen in einer Lockdown-Situation zurückstecken müssen in der Doppelbelastung durch Beruf und Sorgearbeit.
Lassen Sie uns bitte alle gemeinsam dafür sorgen, dass Familien nicht wieder zu den Hauptverlierern der Pandemie gehören. Stimmen Sie unserem Antrag zu!
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP)
Die nächste Rednerin ist für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen die Kollegin Maria Klein-Schmeink.
(Beifall beim BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7480316 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 185 |
Tagesordnungspunkt | Vereinbarkeit von Familie und Beruf |