Andrew UllmannFDP - Cannabiskonsum
Herr Präsident! Meine verehrten Damen und Herren! Herr Pilsinger hat in seiner Eröffnungsrede gerade vieles aufgezählt, was er verbieten möchte. Damit bezog er sich auf den elementaren hippokratischen Grundsatz, den Primat, dem wir als Ärzte folgen. Dieser besagt: zuerst einmal nicht schaden. Es ist klar – das lernt jeder Mediziner im Studium –: Drogen sind schädlich, sie sind schlecht. Die Klassiker sind Tabak und Alkohol.
Ich habe andere Erfahrungen als Herr Pilsinger gemacht. Ich habe viel mehr Menschen gesehen, die an den Folgen von Alkohol- und Tabakkonsum erkrankt sind, als Menschen, die durch Cannabiskonsum geschädigt wurden. Cannabis ist deutlich harmloser; das muss man sich klarmachen. Die Zahlen sprechen hier eine eindeutige Sprache. Ich kann den innerlichen Wunsch teilweise verstehen, als Arzt – das ist nämlich einfach – alles zu verbieten, was für den Patienten schädlich ist.
Aber, meine Damen und Herren, bleiben wir doch mal realistisch. Wir wollen doch auch Spaß haben. Auch ich möchte Spaß haben, und – um zu sagen: auch Wein ist etwas ganz Nettes – ich genieße auch mal den Silvaner aus meiner Heimatstadt Würzburg. Es geht um das Genießen: Durch Maß und Mitte wollen wir dieses Lebensgefühl gemeinsam finden. So funktioniert Selbstbestimmtheit.
(Beifall bei der FDP sowie des Abg. Dr. Alexander Gauland [AfD])
Moderne, liberale Drogenpolitik wird häufig verwechselt mit: Wir geben alles frei, wir erlauben hier alles. – Wir müssen uns aber auch ehrlich machen; denn durch Vorsicht und Abwägung können wir realpolitische Entscheidungen treffen. Wichtig ist: Jede Droge kann abhängig machen. Das ist keine Frage. Drogen sind unterschiedlich gefährlich. Kinder und Jugendliche müssen geschützt sein, Drogenmissbrauchsprogramme sind wichtig. Doch, meine Damen und Herren, die Dosis macht das Gift.
Herr Pilsinger sprach von seinen Erfahrungen mit Cannabiskonsumenten. Meine Erfahrungen sind eher positiv, nicht nur im Hinblick auf die Verwendung von Medizinalcannabis. Ich habe viele Freunde, die Cannabis konsumieren. Die haben keine Probleme damit. Sie können ganz normal leben und arbeiten.
Ich denke, jeder sollte selbstbestimmt entscheiden dürfen, ob er Cannabis, Tabak oder Alkohol konsumieren will. Das müssen wir endlich mal erreichen; denn das zeichnet unsere freie Gesellschaft aus.
Wir müssen uns mal die Best Practices in anderen Ländern anschauen und sollten durchaus so mutig sein, diese zu übernehmen. Ich wurde in Kalifornien geboren. Kalifornien ist für Cannabiskonsum geradezu der optimale Staat. Cannabiskonsum ist dort wenig kompliziert, weil er legalisiert und freigegeben wurde.
Meine Damen und Herren, Freiheit und Verantwortung sind zwei Seiten der gleichen Medaille. Seien wir offen! Evaluieren wir Cannabiskonsum; denn so geht Verantwortung. Wir müssen raus aus der Verbotspolitik. Holen wir die Cannabiskonsumenten aus der Illegalität heraus. Ich freue mich, dass Herr Heidenblut die Modellprojekte auch positiv bewertet hat. Seien Sie mutig, und stimmen Sie unseren Anträgen zu.
Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der FDP)
Vielen Dank, Herr Kollege Ullmann. – Ich empfehle übrigens auch meine schöne Scheurebe aus Alzey.
(Heiterkeit)
Nächste Rednerin ist die Kollegin Martina Stamm-Fibich, SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7480451 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 186 |
Tagesordnungspunkt | Cannabiskonsum |