Andreas LenzCDU/CSU - Offshore-Windenergie, Strompreise
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Wind offshore ist ein wichtiger Teil der Energiewende und ein wichtiger Teil der jetzigen, aber vor allem auch der zukünftigen Energieversorgung. Das sage ich als Bayer auch aus voller Überzeugung. Wir haben es hier schon in einigen Beiträgen gehört: Es ist kaum zu leugnen, dass der Wind – zumindest der physische – an der Küste und auf See etwas heftiger bläst als in Bayern oder anderen Gegenden der Republik.
(Zuruf der Abg. Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Deshalb wollen wir hier einen günstigen Ausbau und wirtschaftliche Investitionen in Erneuerbare für alle Beteiligten. Wir liefern also, und wir erhöhen die Ziele kräftig, meine sehr geehrten Damen und Herren.
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Momentan liegt die Kapazität im Offshorebereich bei etwa 7,5 GW; das macht ungefähr 5 Prozent des jährlichen Strombedarfs in Deutschland aus. 2030 wird die Nennleistung bereits 20 GW betragen, also etwa 10 bis 15 Prozent des jährlichen Strombedarfs. Und 2040 werden wir mit 40 GW etwa 30 Prozent des Stroms aus dem Offshorebereich decken. Das ist ambitioniert, das ist aber auch machbar. Wir brauchen aber immer auch umsetzbare Projekte, Julia Verlinden. Deswegen sind das eine die umsetzbaren Projekte und das andere die entsprechenden Ziele.
Wir brauchen natürlich auch einen Leitungsausbau.
(Zuruf der Abg. Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Es wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll gewesen, wenn wir irgendwelche Projekte realisiert hätten, ohne die entsprechenden Leitungen zu haben. Während vor zehn Jahren noch 19,4 Cent pro Kilowattstunde bezahlt werden mussten, liegt der Höchstgebotspreis jetzt bei 7,2 Cent. Wir sehen aber auch Ausschreibungen zu 0 Cent, wie ja bekannt ist.
(Zuruf der Abg. Dr. Julia Verlinden [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Wir schaffen also mit dem vorliegenden Gesetz Verlässlichkeit für die Hersteller, für die Projektierer, aber vor allem auch für die Stromkunden und die Gesamtwirtschaft, und das ist ein wichtiges Signal, meine sehr geehrten Damen und Herren.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Natürlich ist neben dem Leitungsanschluss auch die Weiterleitung, der Netzausbau an Land, wichtig. Wir brauchen die Stromleitungen, und wir brauchen die Stromleitungen schnell. Deshalb beinhaltet der Gesetzentwurf auch beschleunigende Aspekte hinsichtlich der Planung der Offshoreanbindungsleitungen. Hier werden die Verfahren letztlich verkürzt. Auch das ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.
Offshore hat auch eine industriepolitische Komponente. Viele deutsche Unternehmen sind Weltmarktführer und haben Zugang zu allen Märkten auf der Welt. Das globale Wachstum in diesem Bereich beträgt jährlich circa 20 Prozent.
(Zurufe der Abg. Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Die Branche erwartet global bis 2040 jährliche Investitionen in Windprojekte sowohl auf On- als auch auf Offshoreebene, also an Land und auf See, in Höhe von jährlich 178 Milliarden Dollar. Die Offshoreinstallationen steigen global von jährlich 6 GW im Jahr 2025 auf 25 GW im Jahr 2030. Deutschland kann und Deutschland muss von diesem Wachstum profitieren.
Herr Kollege, erlauben Sie eine Zwischenfrage oder ‑bemerkung von Frau Dr. Nestle?
Ja, bitte.
Herzlichen Dank. Sie ist auch nur ganz kurz. – Habe ich es richtig verstanden, dass Sie sagen, in 2040 würden Sie mit 40 GW Offshore 30 Prozent des Strombedarfs decken? Und heißt das, dass Sie überhaupt nicht von einem steigenden Stromverbrauch ausgehen, auch nicht bis 2040?
Also, das ist die jetzige Einschätzung. Wir gehen allerdings im Gegensatz zu Ihnen davon aus, Energieeffizienzen heben zu können. Wir wollen die Energieeffizienz erhöhen, wir wollen beim Stromverbrauch insgesamt effizienter werden.
(Dr. Julia Verlinden [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Da tun Sie aber mal überhaupt nichts!)
Insofern ist das eine tragbare Schätzung, die den aktuellen Gegebenheiten entspricht und die auch durchaus realistisch ist. Also circa ein Drittel des Strombedarfs 2040 aus Offshorewindenergie – das ist eine realistische Schätzung. Sollte sich daran was ändern, können wir die Stellschrauben entsprechend anpassen. Aber Sie haben mich da richtig verstanden: circa 30 Prozent; das wird auch vom Wirtschaftsministerium entsprechend beziffert.
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
Gut, vielen Dank. – Es geht weiter mit der Rede.
Wie gesagt: Wind offshore ist eine beeindruckende Technologie. Wir in Deutschland können davon profitieren. Es ist ein Wachstumstreiber. Davon profitieren Unternehmen im Land, aber natürlich schafft es auch hochqualifizierte Arbeitsplätze. Wenn man sich diese Technologie etwas näher anschaut, dann beeindruckt beispielsweise ein Projekt in den Niederlanden. Dort wurde eine 14-Megawatt-Turbine mit einem Rotordurchmesser von 222 Metern installiert. Das ist Hochtechnologie made in Germany, und das wollen wir natürlich auch in Deutschland umsetzen.
Wir profitieren also ökonomisch, aber auch ökologisch, da wir einen Beitrag zur Erreichung der Ziele leisten. Deshalb wollen wir auch den sogenannten Eingriffsausgleich für Offshorewindenergie dauerhaft aussetzen. Das stärkt die Fischerei vor Ort, das stärkt aber auch die Akzeptanz insgesamt.
Wir schreiben weiterhin aus. Der Zuschlag erfolgt entsprechend den abgegebenen Geboten für die Einspeisevergütung. Wir glauben, dass es das richtige Instrument ist, dass der Wettbewerb entscheidet, welches Gebot zum Zug kommt. Wir verzichten überdies auf die zweite Gebotskomponente. Das Ganze werden wir 2022 evaluieren.
Es ist ein gutes, es ist aber auch ein wichtiges Gesetz. Ich bitte um Zustimmung und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.
(Beifall bei der CDU/CSU sowie des Abg. Timon Gremmels [SPD])
Vielen Dank, Dr. Lenz. – Jetzt kommen wir vom tiefen Süden in den hohen Norden. Letzter Redner in dieser Debatte: Johann Saathoff für die SPD-Fraktion.
(Beifall bei der SPD sowie des Abg. Ralph Lenkert [DIE LINKE])
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7481686 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 189 |
Tagesordnungspunkt | Offshore-Windenergie, Strompreise |