Rainer SpieringSPD - Gentechnikstandort Deutschland
Frau Präsidentin! Frau Ministerin! Kolleginnen und Kollegen! Vorab: Ich möchte mich – das ist heute auch schon angesprochen worden – bei den Gründern von BioNTech bedanken, dass sie hier in Deutschland einen Impfstoff entwickelt haben, der der Welt hilft, und zwar wirklich hilft.
(Beifall der Abg. René Röspel [SPD] und Dr. Wolfgang Stefinger [CDU/CSU] – Harald Ebner [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Und was ist mit CureVac?)
Was für mich ganz besonders wichtig ist – das bereitet mir eine riesengroße Freude –: Bei den Gründern von BioNTech handelt es sich um junge Menschen, die als Kinder aus der Türkei gekommen sind. Das sind genau die Menschen, die die AfD hier nicht haben will.
(Stephan Protschka [AfD]: Das stimmt doch nicht!)
Das sind aber genau die Menschen, die wir in diesem Land brauchen für die Fortentwicklung eines freien Geistes.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Ich bin zutiefst dankbar; denn es zeigt, dass dieses Land den freien und intellektuellen Geist wesentlich höher bewertet als Volks- und Nationalzugehörigkeit. Insofern können wir dankbar für die Freiheit in unserem Land sein.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU, der FDP und des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN)
Im Übrigen: Egal wie man zu Pfizer steht, ist das auch ein Zeichen internationaler Kooperation, die die Welt beim Zusammenwachsen braucht. Wenn ich dem Weltbild der AfD einigermaßen folgen kann, dann ist klar: Es bestünde die Gefahr, dass wir, wenn man die AfD einfach mal machen lassen würde, in den Zustand Nordkoreas gelangen.
(Beatrix von Storch [AfD]: Das war so flach, da klatschen noch nicht mal Ihre eigenen Leute!)
Ich komme zur Frage der Gentechnik. Ich habe sehr deutlich erlebt, wie wir die Atomdebatte geführt haben. Übrigens bin ich selber ein Verfechter der Atomtechnik gewesen. Aber im Laufe der Zeit stellte sich heraus, dass sich dabei Risiken einstellen, die wir vorher überhaupt nicht beurteilen konnten. Wenn Sie mal darüber nachdenken, was die Lagerhaltung von Restatommüll so alles beinhaltet, dann wissen Sie, mit welchen Gefahren wir es zu tun haben.
An dieser Stelle wage ich darauf hinzuweisen: Wenn wir operativ ins Genom eingreifen, dann könnte das – das hat mir gegenüber bis jetzt noch kein Wissenschaftler bestritten – ähnliche Folgen wie die Atomindustrie haben. Deswegen bin ich im Hinblick auf operative Eingriffe ins Genom – und zwar nicht im Bereich der Roten Gentechnik, sondern der Grünen Gentechnik – sehr, sehr vorsichtig. Ich würde uns allen anraten: Wenn wir die Wissenschaft bemühen, dann sollten wir an dieser Stelle auch die Theologen, den Ethikrat, Soziologen und auch die Zukunftsforscher bemühen, um sie zu fragen: Können wir das verantworten?
Die nächste Frage, die sich mir stellt, lautet: Ist CRISPR/Cas und Ähnliches als Technologie überhaupt zukunftsweisend?
(Lachen bei Abgeordneten der FDP)
Es gibt mittlerweile Verfahren, die auf der Macht von Algorithmen beruhen,
(Carina Konrad [FDP]: Zum Beispiel CRISPR/Cas!)
zum Beispiel SMART Breeding, die ohne den operativen Eingriff funktionieren. Mit die größten Geflügelzüchter der Welt verwenden dieses Verfahren und züchten innerhalb kürzester Fristen neue Populationen ohne den Zugriff auf oder den Einschnitt in das Genom. Was nutzen sie? Diese Algorithmen nutzen die natürlichen Genome und zeigen, mit welcher Kombination von natürlichen Genomen Fortschritt zu erzielen ist. Und das ist doch der Weg bei der Grünen Gentechnik: Nicht dem lieben Gott ins Handwerk zu pfuschen, sondern mithilfe von Algorithmen das, was uns die Natur zur Verfügung stellt, zu nutzen. Das wäre doch mal ein zukunftsweisender Ansatz, der uns gut zu Gesichte stehen würde. Das sollten wir fördern.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten des BÜNDNISSES 90/DIE GRÜNEN – Dr. Gero Clemens Hocker [FDP]: Sie haben ja noch weniger Ahnung, als ich dachte!)
Abschließend zu dem Vortrag der FDP. Ich bin froh und glücklich, an einem der besten Wissenschaftsstandorte der Welt leben zu dürfen und auch einem Parlament anzugehören, das diese Wissenschaft massiv fördert.
(Carina Konrad [FDP]: Dann handeln Sie doch mal!)
Nur der freie Geist und der freie Intellekt von Wissenschaftlern in einem freien Land wie Deutschland, das vorwärtsgerichtet ist, können diese Wissenschaft wirklich zielgerichtet einsetzen. Sie braucht unsere Unterstützung und unsere Betreuung. Die SPD steht dafür seit 150 Jahren.
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der SPD – Stephan Protschka [AfD]: Ich habe Sie immer geschätzt, aber das war so was von verlogen und abartig!)
Für die CDU/CSU-Fraktion hat nun die Kollegin Katrin Staffler das Wort.
(Beifall bei der CDU/CSU)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7484722 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 192 |
Tagesordnungspunkt | Gentechnikstandort Deutschland |