19.11.2020 | Deutscher Bundestag / 19. WP / Sitzung 192 / Tagesordnungspunkt 12

Petr BystronAfD - Aufarbeitung von kolonialem Unrecht

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Liebe Frau Präsidentin!

Wir möchten Sie bitten, Herr Bystron, die Maske richtig aufzusetzen. – Nein, das wird Ihnen nicht von der Redezeit abgezogen. Unser Dialog kostet nichts. – Bitte tragen Sie die Maske so, dass sie auch einen Sinn macht, also auch über der Nase. Denken Sie beim Zurückgehen daran. Wir halten uns ja alle dran. – Danke schön.

Liebe Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen! Liebe Kollegen! Als ich mit 16 Jahren als Flüchtling aus der Tschechoslowakei nach Deutschland kam, passierte mir Folgendes: In der ersten Woche in der Schule kam ein Mitschüler auf mich zu und sagte: Petr, bitte entschuldige! – Da hab ich gesagt: Volker, was ist los? Hast du mein Fahrrad im Hof umgestoßen, oder was? – Er sagte: Nein, wegen dem Zweiten Weltkrieg.

(Zuruf von der CDU/CSU: Schlecht erfunden!)

Ich hab das überhaupt nicht verstanden. Ich habe es nicht verstanden.

(Dr. Nils Schmid [SPD]: Das glaube ich! – Zurufe von der LINKEN und dem BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)

Sie machen hier heute dasselbe: Sie wollen sich bei Menschen entschuldigen, die gar keine Entschuldigung erwarten.

(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: Das überlassen Sie mal den Menschen!)

Niemand erwartet von uns eine Entschuldigung, und niemand erwartet die Rückgabe von Kulturgütern. Das bestätigt der Autor Werner Bloch im Deutschlandfunk, der mit vielen afrikanischen Museumsexperten gesprochen hat. Ich zitiere: „Viele sind sehr kritisch gegenüber einer Rückgabe.“ Etliche lehnten sie sogar rundweg ab. Nicht nur Experten, auch viele afrikanische Regierungen sind gar nicht daran interessiert, die Gegenstände zurückzubekommen. Zitat: „Es findet sich dort oft wenig Interesse für Kulturpolitik.“

Da ist die Frage angebracht: Woher kommt denn überhaupt diese Diskussion? Die Antwort liefert ein schwarzer Ökonom, nämlich Thomas Sowell. Er sagt zu der aktuellen Antirassismusdiskussion: Es sind vor allem weiße Linke, die sich in Wahrheit nicht um das Wohlbefinden von schwarzen Menschen scheren. Sie sind lediglich daran interessiert, sich in der Öffentlichkeit als moralisch bessere Personen darzustellen.

(Beifall bei der AfD – Zuruf des Abg. Dr. Karamba Diaby [SPD])

Ich glaube, Frau Brugger, er hat Sie gemeint. Sie sind das beste Beispiel dafür, liebe Agnieszka.

(Zuruf vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: „Frau Brugger“ ist schon in Ordnung!)

Sie haben hier gerade ein kolossales Eigentor geschossen, indem Sie die Schandtaten von von Trotha als Ausdruck der deutschen Kolonialpolitik dargestellt haben, die auf Rassismus beruht habe. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: von Trotha wurde im Deutschen Reich für sein Verhalten verurteilt. Man hat ein Verfahren gegen ihn eingeleitet, und das Massaker, das er angerichtet hat, wurde vom Deutschen Reich abgelehnt.

(Beifall bei der AfD)

Ihre Herangehensweise ist gerade in der heutigen Debatte absolut fatal. Die Fraktion der AfD fordert daher eine differenzierte Aufarbeitung der deutschen Kolonialzeit, verbunden mit einer unabhängigen Betrachtung der Erinnerungskultur, ohne Beeinflussung von zeitgeistigen, sogenannten antirassistischen Bewegungen, sprich: linker Ideologien und Bewegungen wie #BlackLivesMatter.

(Beifall bei der AfD – Zuruf des Abg. Erhard Grundl [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Denken Sie an die Redezeit? Die ist nämlich rum.

Das ist jetzt gerade die halbe Minute.

Ja, voran, voran! Letzter Satz.

Der Kollege Lindh hat so viel Wumms – ich bin sicher, er kommt bei seiner Rede auch mit fünf Minuten aus und schenkt mir eine Minute, oder?

So, Herr Bystron, entweder Sie sagen jetzt noch einen Satz, oder das war’s. Danke schön.

Okay, danke.

(Beifall bei der AfD)

Danke schön. Und bitte die Maske aufsetzen. Danke schön, Herr Bystron.

(Dr. Barbara Hendricks [SPD]: Der ist leider immer so! Das ist ein Faschist! – Gegenruf des Abg. Christian Petry [SPD]: Was richtig ist, ist richtig! – Gegenrufe von der AfD)

Jetzt ist Ruhe! Nächster Redner – –

(Zurufe von der AfD)

Jetzt ist Ruhe! Ich werde das überprüfen. Darauf können Sie sich verlassen. -Nächster Redner für die SPD-Fraktion: Helge Lindh.

(Beifall bei der SPD)

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Daten
Quelle Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen
Quellenangabe Deutscher Bundestag via Open Parliament TV
Abgerufen von http://dbtg.tv/fvid/7484750
Wahlperiode 19
Sitzung 192
Tagesordnungspunkt Aufarbeitung von kolonialem Unrecht
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