Lukas KöhlerFDP - Anpassungsstrategie an den Klimawandel
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Meine lieben Kolleginnen und Kollegen! Die Anpassungsmaßnahmen werden immer auch in Verbindung mit den Reduktionsmaßnahmen diskutiert; aber bisher haben sie eigentlich immer ein Schattendasein geführt. Die aktuellen Zahlen und Ereignisse, egal ob in der Forstwirtschaft, in der Landwirtschaft oder bezogen auf Dürre und Wassermangel, haben uns gezeigt, wie wichtig Anpassungsstrategien sind. Meine Damen und Herren, wenn unsere Anpassungsstrategie in Deutschland nur 10 Prozent der Aufmerksamkeit bekäme, wie Sie, Herr Staatssekretär Pronold, sie bekommen haben, als Sie Jesus als „Lattengustl“ bezeichnet haben, dann wäre uns in Deutschland wirklich geholfen.
(Beifall bei der FDP)
Die Anpassungsstrategie ist in vielen Einzelpunkten sicherlich richtig, aber sie ist vor allen Dingen eine reaktive Strategie, und das ist in Zeiten des Klimawandels falsch. Wir müssen sie zu einer proaktiven Strategie weiterentwickeln. Das ist ein ganz zentraler Bestandteil.
(Beifall bei der FDP)
Wo sind die Ideenwettbewerbe? Wo sind die Ideen für die Privatwirtschaft, die gefördert werden müssen? Sie haben ein riesiges Sammelsurium an Einzelmaßnahmen. Sie wollen 59 Millionen Euro für Maßnahmen der Klimaanpassung ausgeben, aber aktuell werden davon nur 2,2 Millionen Euro abgerufen. Ich glaube, wir müssen sowohl beim Abrufen der Gelder als auch bei der Formulierung der Zielvorstellung unserer Strategie besser werden. Diese Zielvorstellung, meine Damen und Herren, wird am besten zusammen mit der Wirtschaft ausgearbeitet; denn dort sind diejenigen, die die Lösungen von morgen produzieren.
(Beifall bei der FDP)
Genauso müssen wir die Strategie inhaltlich weiterentwickeln. Das Thema Digitalisierung kommt an exakt einer Stelle vor: in einem Satz, in dem Sie beschreiben, dass Sie die Digitalisierung genauso wie das kulturelle Erbe in Ihre 15 Handlungsfelder aufnehmen wollen. Meine Damen und Herren, das ist zu wenig. Damit kommen wir nicht vorwärts. Damit schaffen wir die Umsetzung der Anpassungsmaßnahmen nicht. Damit sorgen wir nicht dafür, dass die großen Herausforderungen in den Vordergrund rücken.
Auch die Kommunen, meine Damen und Herren, dürfen bei der Anpassung nicht alleine gelassen werden; denn die Kommunen sind durch die Städteplanung und durch die Bauplanung der Ort, wo wirkliche Anpassungsmaßnahmen, wo wirklicher Klimaschutz entstehen. Da können wir die Bereiche miteinander verbinden. Ich habe darüber gesprochen, dass es auf der einen Seite Reduktionsmaßnahmen und auf der anderen Seite Anpassungsmaßnahmen gibt. Die beiden Bereiche müssen und können zusammengedacht werden, zum Beispiel bei der Fassadenbegrünung oder bei der Gewinnung von Biomasse, auch in Städten. Genau da müssen wir ansetzen, und genau da – und das wird Ihnen, liebe Grüne, nicht schmecken – müssen wir über die Frage der Gentechnik nachdenken.
(Beifall bei der FDP – Zuruf der Abg. Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Frau Damerow, Sie hatten gerade die globale Perspektive angesprochen. Die Gentechnik bietet gerade in der Land- und Forstwirtschaft und gerade in der Geschwindigkeit, die wir brauchen, um uns an den Klimawandel anzupassen, die entscheidenden Vorteile.
(Renate Künast [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN]: Nein! Eben nicht! – Weiterer Zuruf der Abg. Lisa Badum [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])
Wir müssen darangehen, offen darüber nachdenken, nicht nur in Bangladesch, wo die Salinengebiete mit neuen Reissorten versorgt werden können, sondern wir müssen auch in Deutschland darüber nachdenken, wie schnell wir es unseren Landwirten ermöglichen, zum Beispiel über CRISPR/Cas sinnvoll vorzugehen.
(Zurufe vom BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN)
– Ich weiß, Sie regen sich darüber auf, aber die Wahrheit tut manchmal leider weh.
(Beifall bei der FDP)
Technik und Natur lassen sich sinnvoll miteinander verbinden. Das muss auch das Ziel der Anpassungsstrategie sein. Meine Damen und Herren, geben wir der Anpassungsstrategie die Zeit, die Möglichkeit und die Proaktivität, die sie braucht!
Kollege Köhler, „Zeit“ war jetzt das richtige Stichwort. Sie müssen einen Punkt setzen.
Schaffen wir das Ganze auch noch parallel zur Reduktion durch den Emissionshandel!
Vielen herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP)
Für die Fraktion Die Linke hat nun der Kollege Lorenz Gösta Beutin das Wort.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7485984 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 194 |
Tagesordnungspunkt | Anpassungsstrategie an den Klimawandel |