Isabel Mackensen-GeisSPD - Änderung des Weingesetzes
Sehr verehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Frau Ministerin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Liebe Winzerinnen und Winzer! Ich bin ein Pfalzkind,
(Heiterkeit bei Abgeordneten der SPD und der FDP)
aufgewachsen in Niederkirchen, einem Weindorf bei Deidesheim und Forst an der Deutschen Weinstraße, im zweitgrößten Anbaugebiet Deutschlands, der Pfalz. Rheinland-Pfalz ist zudem noch das Weinbauland Nummer eins. Das zeigt sich, glaube ich, auch ganz gut daran, dass viele, die heute zu diesem Thema sprechen, aus Rheinland-Pfalz kommen.
(Beifall der Abg. Carina Konrad [FDP])
Wo Wein ist, wird normalerweise gefeiert; das ist jetzt aktuell etwas schwieriger. Das Weinfest im Dorf war für mich schon als Kind ein Highlight. Die Musik hat die ganze Nacht gespielt; das kann man sich heute eigentlich überhaupt gar nicht mehr vorstellen. Ich habe draußen in der Hängematte übernachtet, um das Weinfestgefühl und die Musik möglichst lange genießen zu können.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD, der CDU/CSU, der AfD und der FDP)
– Da klatschen die Pfälzer, sehr gut.
An der Deutschen Weinstraße aufzuwachsen, heißt aber auch, das Winzerjahr mitzuerleben. Bis der Wein im Glas genossen werden kann, bedarf es des Rebschnitts, des Aushängens der Pheromone, bis hin zur Weinlese – viel Arbeit, Pflege und Hingabe für unseren Rebensaft.
Sowohl die Produktion als auch der Absatz von Wein sind vielfältig: über die Gastronomie, den Direktverkauf, in nicht selten imposanten Vinotheken, im internationalen Export, im inländischen Vertrieb und eben bei den Weinfesten. Wir haben es gerade gehört: Gerade der Export bedarf unserer Unterstützung. Hier haben wir massiven Nachholbedarf, was auch ein Anlass für diese Weingesetznovelle ist.
Die Entwürfe von Weingesetz und Weinverordnung – darum geht es ja heute – habe ich bereits im Juni dieses Jahres an meine über 400 Winzerinnen und Winzer im Wahlkreis Neustadt-Speyer versendet und sie um ihre Einschätzung gebeten. Ich möchte mich an dieser Stelle herzlich für die vielen Rückmeldungen und Gespräche bedanken. Diese haben mir neben den Gesprächen mit den Abgeordneten, dem Ministerium, den Ländern und der Weinwirtschaft von Anfang an einen vielschichtigen, vor allem aber praxisnahen Einblick in die Thematik gegeben. Die Herausforderung, der wir uns stellen, ist, dass wir mit den zukünftigen Regelungen, die wir treffen – mit Weingesetz und Weinverordnung –, sowohl die Einzelbetriebe als auch die Winzergenossenschaften, aber auch die Kellereien im Blick haben.
Im Weinbau vollzieht sich ein Generationenwechsel. Meine Generation übernimmt immer mehr die Leitung der Betriebe. Gerade die Jungwinzerinnen und Jungwinzer experimentieren, probieren aus, leben bewusster, sind nachhaltiger und zukunftsorientierter. Es freut mich besonders, dass immer mehr junge Frauen in den Ausbildungsbetrieben und Hochschulen zu sehen sind. Gerade bei den Weinhoheiten handelt es sich um Topkennerinnen ihres Fachs.
(Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der FDP)
Man kann damit feststellen: Der Weinbau ist weiblich.
(Beifall bei Abgeordneten der SPD)
– Da kann man noch mal klatschen; das finde ich auch.
Ein Punkt des Entwurfs zum Weingesetz ist die Aufstockung der Absatzförderung – Frau Ministerin hat es schon angesprochen – auf nationaler Ebene. Das ist kein unumstrittener Punkt. Wir sind aber der Überzeugung – das gilt zumindest für die SPD-Bundestagsfraktion und weitestgehend auch für die anderen Fraktionen; die Abstimmung im Ausschuss hat es ja gezeigt –, dass wir neben der Abgabe der Winzerinnen und Winzer damit das Marketing für den deutschen Wein im In- und eben im Ausland stärken wollen. Es sollen insgesamt 2 Millionen Euro zusätzlich zu den Abgaben zur Verfügung stehen.
Das Deutsche Weininstitut als Durchführungsorganisation des Deutschen Weinfonds ist, gerade auch was die Jugend angeht – ich habe es gerade angesprochen –, stark unterwegs, zum Beispiel mit Programmen wie der „Generation Riesling“. Was ist das für ein Programm? Es ist ein Netzwerk, eine moderne Präsentationsplattform, aber vor allem auch ein Lebensgefühl. Es ermöglicht, Kontakte zu knüpfen, gemeinsam Ideen zu entwickeln und Aktionen durchzuführen. Jungwinzerinnen und Jungwinzer bis maximal 35 Jahre treten hier als Botschafterinnen und Botschafter des deutschen Weins für moderne und hochwertige Weinerzeugung auf.
Mit der Herausforderung des Klimawandels und der immer stärker werdenden nachhaltigen Orientierung gerade der Jungen werden neue Rebsorten immer bedeutender. Damit soll den Krankheiten sowie Hitze mit geringerem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln begegnet werden. Zusammen mit meinem Kollegen Gustav Herzog habe ich mich bei den Beratungen zum Weingesetz dafür starkgemacht, dass gerade neue Rebsorten weiterhin auf den Markt gelangen können. Rebsorten wie Regent, Cabernet Blanc oder Solaris zeigen mit ihrer Marktakzeptanz die Erfolgsmöglichkeiten dieser neuen Sorten gerade bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Bei den Gesprächen mit den Studierenden des Weincampus in Neustadt an der Weinstraße, den Weinhoheiten und der Landjugend kam aber vor allem ein Anspruch an das Gesetz heraus: die Planungssicherheit. Wer sich heute auf den Weg macht, einen Betrieb zu übernehmen, muss wissen, was ihn erwartet. Dafür legen wir mit dem Weingesetz heute den Grundstein.
(Beifall bei der SPD sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU und der FDP)
Gleiches gilt für die anstehenden Beratungen zur Weinverordnung; diese soll ja im Februar nächsten Jahres verabschiedet werden. Hier soll der Übergang vom germanischen zum romanischen Weinrecht umgesetzt werden. Das ist keine einfache Aufgabe. Auch diesen Prozess werde ich gemeinsam mit der SPD-Bundestagsfraktion eng begleiten.
Ein herzlicher Dank gilt aber auch – vor allem eigentlich – den Kolleginnen und Kollegen des Parlamentarischen Weinforums für das gute Miteinander. Es ist keine Übertreibung, dass die Zusammenarbeit bei diesem Thema über die Fraktionen hinweg besonders ist. Die angenehme Atmosphäre liegt natürlich nicht zuletzt an dem guten deutschen Wein, ganz nach dem Motto: „Ein guter Wein zur rechten Zeit bringt Freude und Zufriedenheit.“
(Heiterkeit und Beifall bei der SPD und der CDU/CSU sowie bei Abgeordneten der AfD und der FDP)
Das Wort hat die Kollegin Carina Konrad für die FDP-Fraktion.
(Beifall bei der FDP)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7486543 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 195 |
Tagesordnungspunkt | Änderung des Weingesetzes |