Sandra Bubendorfer-LichtFDP - Bürgerinitiative "Minority SafePack"
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Unie dans la diversité, unita nella diversità, united in diversity, in Vielfalt geeint – derselbe Satz in 4 von 24 verschiedenen Sprachen, die in der Europäischen Union als Amts- und Arbeitssprachen anerkannt sind. Die sprachliche Vielfalt ist aber um ein Vielfaches größer.
Es wird geschätzt, dass es rund 400 Minderheiten, Volksgruppen und Nationalitäten auf unserem Kontinent gibt. Jede siebte Person gehört einer Minderheit an, ob bewusst oder unbewusst. Diese Minderheiten haben alle ihre Besonderheiten, ihre Einzigartigkeit und sind vor allem eine besondere Bereicherung der Vielfalt.
(Beifall bei der FDP)
Mit dem Minority SafePack soll diese kulturelle, historische und sprachliche Diversität erhalten, gefördert und gestärkt werden. Das ist gerade deshalb wichtig, da Minderheit in der Realität leider nicht immer gleich Minderheit ist. Es gibt erhebliche Unterschiede im Umgang, in der Unterstützung und leider manchmal auch in der gesellschaftlichen Akzeptanz.
(Beifall bei der FDP)
Während die Sorben bereits einen Regierungschef in Sachsen stellten und die Dänen eine eigene Partei mit besonderen Privilegien in Schleswig-Holstein haben, arbeiten die Friesen hart daran, ihre Kultur zu retten, und bei Sinti und Roma kämpfen wir noch heute um mehr Akzeptanz und vor allem Verständnis.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Alle diese anerkannten Minderheiten in der gesamten EU haben ihre Herausforderungen, aber der jeweilige Umgang mit ihnen ist dennoch zum Teil sehr unterschiedlich. Hier gibt es noch großen Handlungsbedarf. Es geht um Sprache, um Traditionen, um Wissen, um Sagen, um Mythen, um Essen, um Gesellschaft, Kultur, Geschichte und vieles, vieles mehr; denn genau diese Diversität trägt einen starken Beitrag zur sprachlichen und kulturellen Vielfalt Europas bei.
(Beifall bei der FDP)
Alle Europäer sollen die Möglichkeit bekommen, zu definieren, wohin die Zukunft Europas geht – eine Zukunft, in der nicht nur große Sprachen dominieren, sondern auch den Bedürfnissen von Minderheiten Rechnung getragen wird. Damit bleibt die kulturelle Identität bewahrt. Erst wenn etwas nicht mehr da ist, stellen wir schmerzlich fest, wie sehr es fehlt.
Der Minority SafePack ist zur wichtigsten von Minderheiten vorangetriebenen Initiative in Europa geworden. Über 1,2 Millionen Bürger haben diese Initiative aktiv unterstützt. Wir als FDP-Bundestagsfraktion unterstützen den Minority SafePack und werden daher selbstverständlich auch zustimmen.
Wir brauchen ein positives Signal nach Brüssel; denn gerade bei der sprachlichen Vielfalt ist vieles in Gefahr. Zum Überleben einer Sprache braucht es mindestens 300 000 aktive Sprecher. In Europa haben wir mittlerweile eine sehr kritische Grenze erreicht: 80 Prozent der europäischen Regional- und Minderheitensprachen sind gefährdet. Lassen wir das nicht zu! Bleiben wir in Vielfalt geeint!
Herzlichen Dank.
(Beifall bei der FDP sowie bei Abgeordneten der CDU/CSU)
Weil Sie so schön bayerisch geredet haben, habe ich gerade die Überschreitung der Redezeit zugelassen.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der FDP – Zurufe von der LINKEN)
Das ist in meinen Ohren auch eine Minderheitensprache; ich komme ja aus dem Norden.
Nächste Rednerin ist die Kollegin Simone Barrientos, Fraktion Die Linke.
(Beifall bei der LINKEN)
Quelle | Deutscher Bundestag, Nutzungsbedingungen |
Quellenangabe | Deutscher Bundestag via Open Parliament TV |
Abgerufen von | http://dbtg.tv/fvid/7487031 |
Wahlperiode | 19 |
Sitzung | 196 |
Tagesordnungspunkt | Bürgerinitiative "Minority SafePack" |