27.11.2020 | Deutscher Bundestag / 19. EP / Session 196 / Tagesordnungspunkt 30

Tobias PeterkaAfD - Reform der Wirtschaftsprüfung

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Frau Präsidentin! Werte Kollegen! Heute, am Freitagnachmittag, unterhalten wir uns über die Reform der Wirtschaftsprüfung. Bis vorhin stand hier an der Medienwand noch „Reform der Wirtschaftsplanung“. Ich halte es durchaus für einen Freud’schen Versprecher der antragstellenden Linksfraktion.

Der hinlänglich bekannte Wirecard-Skandal, der dem Antrag zugrunde liegt, hat uns definitiv vor Augen geführt, dass nicht alles Gold ist, was im Bereich der Wirtschaftsprüfung glänzt. Da wird noch einiges, auch von Kay Gottschalk, meinem Kollegen, aufzuklären sein.

(Fabio De Masi [DIE LINKE]: Wo ist er denn?)

– Kay Gottschalk ist heute krankgeschrieben.

(Fabio De Masi [DIE LINKE]: Oh!)

Wenn aber, wie vorliegend, im Antrag der Linken das Prinzip der freien Prüferwahl komplett abgeschossen werden soll, dann geht das – es tut mir leid – einfach viel zu weit. Umlagezahlungen in einen Gesamtfonds, zufällige Auswahl des Prüfers und alles unter staatlicher Zuteilung – das ist beinharter Struktursozialismus; da wird das Kind mit dem Bade ausgeschüttet.

(Zuruf der Abg. Helin Evrim Sommer [DIE LINKE])

Der AK Wirtschaft der Linken hat hier wohl gut bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung aufgepasst oder gleich selber das Referat dort gehalten, alles nach der Agenda: Es muss nach freier Wirtschaft aussehen, aber wir müssen alles fest in der Hand haben. – Denn genau dafür – es tut mir einfach leid – wird mit dieser zusätzlichen Regulierungsbehörde der Grundstein gelegt. Die freie Preisfindung kann dann wohl gleich ganz weg.

Und ja, natürlich ist es ein Problem, wenn Prüfung und Beratung verquickt werden. Klar entstehen bei schlechter Compliance auch mal Filz oder strafrechtlich relevantes Verhalten in Unternehmen. Aber wissen Sie, wohin der Filz und das Gespräch beim Edelitaliener mit Ihrem Ansatz verlagert werden? Zu der Regulierungsbehörde.

(Zuruf des Abg. Fabio De Masi [DIE LINKE])

Dort entsteht eine ganz neue und ungesunde Unwucht hin zu staatlich gelenkter Wirtschaft.

Und nein, niemand will, dass jemand mit solchen Machenschaften wie bei Wirecard davonkommt, und auch eine volle Haftung für die Prüfer, eine deutlich gesteigerte, kann man ins Auge fassen.

(Zuruf des Abg. Fabio De Masi [DIE LINKE])

Aber dafür sind bei uns Zivil- und Strafgerichte da.

(Zuruf der Abg. Lisa Paus [BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN])

Existierende Aufsichtsbehörden stärken? Gerne! Persönliche Haftung von Managern? Das wäre mal eine Idee; war ein Antrag der AfD.

(Beifall bei Abgeordneten der AfD)

Aber der grundlegende Schalter unserer Wirtschaft bleibt bitte auf „freiheitlich“ und geht nicht auf „staatsgelenkt“.

Die Grünen gehen mit ihrem dazugestellten Antrag in eine deutlich sinnvollere Richtung. Die Marktkonzentration bei den vier großen Prüfungsgesellschaften ist ein Problem; auch die Quersubventionierung der Beraterleistungen ist ein Problem. Der Ansatz von Joint Audits, also das Vieraugenprinzip – es wurde schon erklärt –, mit mittelständischen Prüfern, die auch zum Zuge kommen können, würde durchaus zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: erstens allzu große – ich nenne es mal so – Vertraulichkeit zwischen Prüfern und Unternehmen, zweitens Abbau von Marktzugangshürden für die kleinen Prüfer. Konkurrenz belebt das Geschäft, verhindert auch Filz und Amigokumpanei.

(Fabio De Masi [DIE LINKE]: Und Amigos bei Wirecard? Marsalek ist euer Amigo!)

Diese sind, liebe Linke, keine Fehler eines freien Marktes; sie sind gerade der Ausdruck der Abwesenheit eines freien Marktes.

Den Antrag der Grünen können wir im Ausschuss diskutieren. Definitiv unschön bleibt bei dem Antrag jedoch das Andocken an die unsägliche Spitzelrichtlinie der EU. Der sogenannte Whistleblower ist ja ein grünes Steckenpferd, zusammen mit der Presselobby. Bis in kleine Unternehmen hinein sollen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gegeneinander aufgehetzt werden; Vertraulichkeit wird zum Zufalls- oder Wegwerfprodukt. Das können wir so nicht stehen lassen.

Unternehmen gehören anständig geprüft, die Prüfer gehören anständig überwacht, und Entscheider müssen kongruent haften. Auf der Basis kommen wir dann schon zusammen.

(Beifall bei der AfD – Fabio De Masi [DIE LINKE]: Nein, so kommen wir nicht zusammen! – Matthias Hauer [CDU/CSU]: Gut, dass Sie nicht für Ihre Entscheidungen haften müssen! – Fabio De Masi [DIE LINKE]: Die dicksten Kumpel von Marsalek! Immer den Mund voll nehmen!)

Das Wort hat Dr. Jens Zimmermann für die SPD-Fraktion.

(Beifall bei der SPD)

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Electoral Period 19
Session 196
Agenda Item Reform der Wirtschaftsprüfung
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